Jobcenter. Aufgeladene Orte – Psychic Places ist eine Ausstellung der in Berlin lebenden australischen Künstlerin Emily Hunt. Die Ausstellung nimmt die Energien von Berliner Gesichtern und Orten auf, wie sie die Künstlerin bei Spaziergängen in Zeiten des Lockdowns erlebte. Warum werden wir von bestimmten Gesichtern und Orten angezogen? Innerhalb eines wie ein Tor geformten Displays in den Fenstern der Galerie Wedding zeigt die Künstlerin Keramikfiguren und verrückt anmutende Kraftringe (Power Rings), die lokale Charaktere, skurrile Gesichter, und Energien des Wedding spiegeln. Und zum Mitnehmen gibt es ein Poster.
Gesichter, auf welche die Künstlerin im Jobcenter, am Panke-Ufer, dem Flakturm Humboldthain und dem Amtsgericht Wedding gestoßen ist. Orte, die während des Lockdowns selbst zu emotionalen Ankerpunkten für viele geworden sind. Übersinnliche Orte vielleicht. Hunt porträtiert diese sozial neu aufgeladenen Orte in einer handgezeichneten Karte: “Das Jobcenter befindet sich in der Mitte dieser getuschten Karte – es ist der einzige Ort, der hier ganz neu erfunden wurde – es ist ein Fantasie-Jobcenter. Ein imaginäres Jobcenter – eine architektonische Verrücktheit – zu gestalten, bedeutet, die Macht, die es über die Bürger*innen hat, zu entladen, zu versetzen. In gewisser Weise habe ich die Macht der Bürokratie in etwas Verrücktes verwandelt. Orte können uns auf die gleiche Weise beeinflussen wie andere Menschen unsere Stimmungen”, sagt Hunt. So haben viele Menschen durch die Pandemie das Jobcenter von innen kennengelernt. Die Künstlerin sieht das “emotionale Mapping der Stadt als rebellischen Akt gegen die Urbanisierung und Gentrifizierung der Stadt.”
Diese psycho-geografische Stadtkarte eines “magischen” Berlins erscheint als gedrucktes Poster, das in der Galerie Wedding frei erhältlich ist und auch außen ausliegt. Es kann Anregung für die Besucher*innen sein, sich selbst auf die Magie des Gehens einzulassen und auf den Weg zu machen.
Die Ausstellung ist der Auftakt der Ausstellungsreihe “Existing Otherwise – For a New Politics of the Senses” (Für eine neue Politik der Sinne). In einer Zeit des Zusammenbruchs – sei es sozio-ökonomisch, administrativ, ökologisch, körperlich oder gesundheitlich – belebt das Programm in der Galerie Wedding die Rolle und Vision von Kunst und lokalen Künstler*innen. Untersucht wird die Anpassung des menschlichen Sensoriums, des Habitus und unserer Körpersprache an die Umstände, unter denen aufgrund der Pandemie z.B. räumliche und soziale Interaktion eingeschränkt wird. Die Einschränkung für die Künstlerin, in ihrem Kiez Wedding zu bleiben, erwies sich jedoch als psychedelischer Trip, der mitreißen kann: “Ich sehe das Gehen als ein Werkzeug, mit dem wir beginnen können, uns anzuschauen, was um uns herum ist ~ anders zu sehen, den öffentlichen Raum wieder zu verzaubern und das Gehen als inspirierende Aktion zu unternehmen.”
Die aktuelle Ausstellung Job Center. Aufgeladene Orte – Psychic Places von Emily Hunt, kuratiert von Solvej Ovesen, wurde als Fensterdisplay installiert.
Müllerstr. 146⁄47
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