Nein, lieber doch nicht Stadtplangrafiker, sondern Infografiker. So bezeichnet Gerd Gauglitz seine Berufung und seinen Beruf. Er hat 2021 den Kiezplan von Berlin gestaltet und im Selbstverlag herausgegeben. Der Stadtplan zeigt auf 130 mal 73 Zentimetern Berliner Kieze innerhalb des S‑Bahn-Rings und als Übersicht für die gesamte Stadt.
„Ich stelle mir vor, dass der ideale Leser die Karte in der Küche als Poster aufhängt und mit Freunden über sie diskutiert‟, sagt Gerd Gauglitz. Er hofft, dass der Betrachter überrascht ist, wie viele und welche Kieze es gibt. Selbst ausgedacht hat sich der Grafiker die Namen und Grenzen der kleinsten Teile der riesigen Stadt Berlin nicht. Er nutzt „Gewährsmänner‟, um eine realistische Karte des Zugehörigkeitsgefühls der Berliner zu erstellen. Er spricht Menschen auf der Straße an, sucht im Internet nach Wochenmärkten, Bürgervereinen und Bibliotheken. Über mehr Rückmeldungen zu seiner Karte würde er sich freuen. „Feedback gibt es leider wenig‟. Und das, obwohl sich die Karte nach Aussage des Infografikers gut verkauft. Gerd Gauglitz ist sich bewusst, dass Kieze nichts Starres sind. „Das eine oder andere kann durchaus anders sein, ich setze da als Kartograph auch etwas.‟ Der altmodische Begriff Kartograph passt zur Gestaltung des Stadtplans. Die Farbgebung soll an historische Atlanten erinnern. Auch die weißen Flecken auf der Karte sind nicht zufällig, auch sie sind eine Erinnerung an die Zeit, als Kartenzeichner die Welt noch nicht bis zum letzten Winkel genau kannten. Im Kiezplan von Berlin bleibt weiß, was kein Kiez ist. „Mindestvoraussetzung ist, dass es sich um ein Wohngebiet handelt‟. Reine Geschäftsstraßen, ein Volkspark oder reine Touristenziele können für Gerd Gauglitz kein Kiez sein.
Im ehemaligen Bezirk Wedding sieht der Infografiker neun Kieze. Das sind die drei Viertel, die mit Vornamen Englisches, Afrikanisches und Brunnen- heißen. Rund um den Leopoldplatz verortet Gerd Gauglitz den Brüsseler‑, den Osram‑, den Sprengel- und den Antonkiez. Unsicher ist er, ob es Badstraßenkiez und Gesundbrunnen heißen muss. Was denkst du, wie die Ecke heißen sollte?
Die Faltkarte kann über www.edition-gauglitz.de oder im Buchhandel für 14,90 Euro bezogen werden.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!
Gehört der Malplaquekiez zum Osramkiez? Ich wundere mich immer, wie der Kiez heißt, in dem ich wohnen darf. 🙂
Wat is denn mit dem Soldiner Kiez ? Der fehlt ja definitiv.
Meine Frau ist am Gesundbrunnen, in der Jülicherstr aufgewachsen.
Dit hieß früher “an der Plumpe” und nicht Badstrassenkiez o.ä. !!
Vielen Dank für den Kommentar! Der Soldiner Kiez ist natürlich drin, auf Haupt- und Nebenkarte. Und beim Badstraßenkiez sind im Verzeichnis “Gesundbrunnen” und “Plumpe” als Alternativnamen angegeben.
Vor drei Jahren habe ich Bad-/Ecke Prinzenstraße gestanden und die Leute gefragt: “Wie komm ich denn zur Plumpe?” oder “Wo ist den hier der Kiez namens Plumpe?” – Nur freundliches kopfschütteln, kannte keiner mehr. Schade , ich hatte händeringend nach einem Grund gesucht, schön dick in den Plan “Plumpe” zu schreiben. Gruß Gerd
Toll, die Karte. Ist der Badstraßenkiez nicht der Bellermannkiez? Wir haben dort gewohnt und diesen Begriff benutzt.