Auf der Bühne stehen, ein großes Publikum mit Musik erfreuen, davon leben können. Das ist nicht nur der Traum vieler Musiker:innen im Bereich Rock, Pop, Blues. Auch im Bereich der klassischen Musik üben überall auf der Welt viele junge Menschen unermüdlich für diesen Traum. Auf ihrem Weg treffen sie Vorbilder und Lehrmeister, Komponisten und Unterstützer, aber auch diejenigen, die mit ihnen um die wenigen Gelegenheiten für eine Karriere als Profimusiker konkurrieren. Auch Wettbewerbe gehören dazu. Sie bieten eine Bühne, ein motivierendes Feedback, Kontakte und vielleicht auch ein Preis, der den schwierigen Weg etwas ebnen kann. Am Samstag (15.10.) haben junge Gitarristen im Ballhaus Prinzenallee diese Chance erhalten. Beim International Guitar Competition & Festival Berlin haben am Ende drei Musiker die Spitze erreicht und einen Preis erhalten.
Das Festival findet seit 2006 alle zwei Jahre im heutigen Ballhaus Prinzenallee statt. Teilnehmer:innen aus über 100 Ländern haben seit Beginn ihren Hut in den Ring geworfen. Wer mitmachen möchte, darf nicht älter als 32 Jahre alt sein, immerhin geht es um die Förderung von jungen Talenten. In diesem Jahr hatten sich 15 Teilnehmer:innen aus elf Ländern beworben – unter anderem aus Italien, Spanien, Österreich, Polen, Chile und Deutschland. Nach zwei digitalen Auswahlrunden fand am Samstag des Finale des diesjährigen Wettbewerbs in Präsenz statt.
Der Ballsaal Prinzenallee war bis auf den letzten Platz besetzt, ein bunt gemischtes Publikum füllte den Saal. Offenbar waren Gitarristen darunter, Schüler:innen der Musikschule Gesundbrunnen aus der Stettiner Straße 7, die als Veranstalter fungierte, aber auch allgemein an Gitarrenmusik interessierte sowie Fans des Festivalsgründers, der in der Moderation als „Herz des Festivals“ bezeichnet wurde. Gemeint ist damit Professor Dang Ngoc Long, Komponist, Gitarrist, Musikschulgründer und Förderer junger Talente. Vor der Preisverleihung spielte er selbst einige Stücke und verdeutlichte damit auch das hohe Niveau, das für den Gitarrenwettbewerb als Richtschnur gelten soll. Frei nach dem Motto: nur wer nach dem Höchsten strebt, kann als professioneller Musiker erfolgreich sein.
Vom Preisträger zum Jury-Mitglied
Zum Gitarren-Festival-Abend gehörten auch zwei Gastkonzerte von früheren Gewinnern des Wettbewerbs. Zu hören waren Yaroslav Makarisch aus Belarus und Niklas Johansen aus Dänemark. Als Preisträger aus den Jahren 2020 und 2016 beeindruckten sie mit ihrem Können. Ihre Biografien zeigen, und die können den Zuhörerschaft kaum verwundert haben, dass der Preis des Berliner Gitarrenfestivals nicht der einzige (geblieben) ist. Auf ihrem Weg hatder belarussische Musiker Yaroslav Makarisch bereits Wettbewerbe in Litauen, Russland, Belarus und in der Ukraine gewonnen. Der dänische Musiker Niklas Johansen war erfolgreich in Griechenland, Dänemark, Bulgarien, Italien, Polen und China. Wer am Samstag den Konzerten lauschte, wird davon ausgehen, dass weitere Preise folgen werden. Vielleicht wird der eine oder der andere als professioneller Konzertgitarrist später noch auf sich aufmerksam machen. In diesem Jahr fungierten sie beim Gitarrenwettbewerb aber erstmal als Juroren für die nächste Generation.
Frau des Botschafters gratulierte
Die Verleihung der diesjährigen Preise erfolgte fast am Schluss der Veranstaltung. Professor Long gratulierte dem Erstplatzierten Luca Romanelli aus Italien sowie Samuel Beluzán Rodriguez aus Spanien und Raúl Rolóm aus Paraguay. Neben dem Renommee einer Platzierung in einem internationalen Gitarrenwettbewerb bekamen sie wie alle Preisträger eine Bühne und ein Publikum für ein Preisträgerkonzert. Darüber hinaus erhielten die Finalisten jeweils eine Gitarrre, wobei die des Erstplatzierten einen Wert von 8000 Euro hatte. Auch die Frau des vietnamesischen Botschafters gratulierte den jungen Talenten und wünschte weiterhin viel Erfolg. Dieser Abend der jungen Musiker wurde in unzähligen Handyfotos, aber auch in Filmen festgehalten. Diese Öffentlichkeit ist ebenfalls eine Art digitale Bühne, die durch das International Guitar Competition & Festival Berlin auf dem Weg zum Erfolg geöffnet wurde.
Für einen Außenstehenden war es eine überraschende Veranstaltung. Dass in einem Weddinger Hinterhof an der Prinzenallee internationale Talente auf so hohem Niveau präsentiert und gefördert werden, war so nicht zu erwarten. Dass es dafür sogar ein größeres Publikum gibt, ist ebenfalls erfreulich wie unerwartet. Es macht deutlich, wie vielfältig die kulturelle Landschaft auch im Wedding ist, auch, wenn Manches vielleicht unter dem eigenen Radar geschieht.
International Guitar Competition & Festival Berlin
Das International Guitar Competition & Festival Berlin wurde von der Musikschule Gesundbrunnen veranstaltet. Die freie Musikschule befindet sich in der Stettiner Straße 7. Mehr über die Schule gibt es online www.musikschule-gesundbrunnen.de. Unterstützt wurde das Festival unter anderem vom Auswärtigen Amt, dem Goethe Institut und der Kulturprojekte Berlin GmbH. In zwei Jahren soll der Wettbewerb in die nächste Runde gehen.
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