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Freies Schwimmen am Plötzensee:
"Interessen am See müssen endlich in Einklang gebracht werden!"

13. März 2025
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Die Naturschutzmaßnahmen des Bezirks polarisieren im Wedding. Nachdem nun die Sicht der Betreiber des Strandbads Plötzensee bei uns abgebildet wurde, geben wir hiermit der Initiative Free.Swimming.Plötzensee ebenfalls die Gelegenheit, ihre Position darzulegen.

Foto: Diogo Pinho

Statement von Dennis Godbersen – Gründer der InitiativeFree.Swimming.Ploetzensee

Der Erhalt des Plötzensees hat oberste Priorität, doch die Interessen aller Beteiligten müssen in Einklang gebracht werden. Die hohe Nachfrage nach Schwimmmöglichkeiten und der mangelnde Schutz der Uferböschungen führen zu erheblichen Schäden: Der Boden erodiert, die Vegetation gerät aus dem Gleichgewicht und das ökologische System des Sees leidet.

Grundsätzlich begrüßt unsere Initiative die Errichtung höherer Zäune an den Ufern als Maßnahme zum Schutz der Natur. Allerdings sollte diese durch die Schaffung geregelter Zugänge zum See ergänzt werden, um die bestehenden Konflikte nachhaltig zu lösen. So sollten die gelebten Badestellen am Steingarten und die nordwestliche Lücke am See als gesicherte Einstiegsstellen erhalten bleiben, da dort das Ufer beim Einstieg ins Wasser nicht geschädigt wird.

Durch gezielte Zugänge können die Ufer langfristig entlastet werden, während den Bürgern weiterhin das Schwimmen außerhalb des Schwimmbades ermöglicht wird – ohne die empfindlichen Uferbereiche betreten zu müssen. Besonders der Steingarten auf der Sonnenseite des Sees ist ein beliebter Badeplatz, der in den frühen Morgen- und späten Abendstunden genutzt wird. Viele Badegäste dort setzen sich aktiv für den Schutz des Sees ein, indem sie etwa für Sauberkeit vor Ort sorgen.

Unsere Initiative engagiert sich seit langem zusammen mit Wolfram Wickert, dem Bruder des Nachrichtensprechers Ulrich Wickert, für das freie Schwimmen am Plötzensee. Es kann nicht sein, dass es für die Bürger bisher keinen offiziellen Zugang zum See gibt, obwohl dort seit Jahrzehnten geschwommen wird. Die verschiedenen Interessen am See müssen endlich in Einklang gebracht und die Konflikte nachhaltig gelöst werden. Bereits vor einiger Zeit haben wir einen konkreten Konzeptvorschlag unterbreitet, der bislang lediglich von den Linken unterstützt wurde.

Der Nutzungsdruck auf den See ist hoch, aber sein Schutz ist ebenso essenziell. Es braucht eine intelligente Lösung. Politisch setzen sich bislang nur die Linken für eine neue Regelung ein – ihr Vorschlag wurde in der BVV jedoch mehrheitlich abgelehnt. So lehnt die SPD die Errichtung einer Badestelle am Steingarten ab und akzeptiert nur widerwillig die Duldung, während die CDU kürzlich einen Antrag in die BVV eingebracht hat, um das Schwimmen am Steingarten zu verbieten und somit die Duldung aufzuheben.

Konkrete Konzepte zur Lösung der Konflikte haben diese Parteien bislang jedoch nicht vorgelegt, stattdessen wird die Verantwortung auf den Bezirk geschoben. Nach einer von uns durchgeführten Kundgebung hatte Dr. Neumann von den Grünen im Jahr 2023 eine Duldung für das Schwimmen am Steingarten ausgesprochen.

Politiker und das Bezirksamt fordern bisher die Schwimmer auf, zur Entlastung der Ufer im Schwimmbad zu schwimmen, aber andererseits behaupten sie, dass eine Steuerung in Richtung Steingarten mit zusätzlichen Hinweisschildern keine Entlastung bringen würde. Das ist widersprüchlich. Auch die kurzfristige, kostengünstige Kurznutzung des Schwimmbades war eher ein ideologisch motivierter Versuch als eine echte Lösung für die Konflikte am Plötzensee. Die Haifischkampagne hatte auch keinerlei Wirkung gezeigt.

Positiv zu vermerken ist, dass der Betreiber des Schwimmbades erkannt hat, dass es sinnvoll ist, den Bürgern auch außerhalb des Schwimmbades den Zugang zum See zu ermöglichen. Wir danken ihm zudem dafür, dass er Rettungsgeräte zur Verfügung gestellt hat, und loben die Zusammenarbeit mit Abu dem Bademeister, um in Not geratene Schwimmer schneller retten zu können. Eine weitere Stärkung dieser Kooperation wäre wünschenswert. Warum sich der Schwimmbadbetreiber nur für einen Zugang am nordöstlichen Ufer einsetzt, aber nicht gezielt für einen Zugang am Steingarten, blieb bisher unbeantwortet.

In Bezug auf die geplanten Maßnahmen hat leider das zuständige Grünflächenamt, das unter der Verwaltung der Grünen steht, weder den Betreiber noch die Bürger in den Entscheidungsprozess eingebunden, sodass diese vor der Umsetzung der Maßnahmen nicht gehört wurden. Bezüglich der Schaffung von Zugängen zum See, wie beispielsweise am Steingarten, hält sich das Bezirksamt weiterhin bedeckt.

Wir teilen auch die Ansicht des Schwimmbadbetreibers, dass am Steingarten für Sicherheit gesorgt werden muss. Daher sollten dringend Warnschilder angebracht werden, die darauf hinweisen, dass das Wasser nicht tief genug für Sprünge ins Wasser ist und ein solches Verhalten lebensgefährlich sein kann. Zudem muss unbedingt ein Rettungsring am Steingarten installiert werden – hier ist der Bezirk gefordert, der sich bisher jahrelang nicht darum gekümmert hat. Auch die BVV hat sich dem Problem bisher nicht angenommen.

Die Aussage des Schwimmbadbetreibers in Bezug auf den Schutz des Ökosystems ist dennoch unstimmig. Einerseits setzt sich dieser für den Erhalt des Sees ein – ein Anliegen, das wir grundsätzlich unterstützen –, doch andererseits scheinen kurzfristige wirtschaftliche Interessen im Vordergrund zu stehen. Jeder Besucher des Plötzensees weiß, dass tagsüber und nachts, laute Musik über den See hallt, was die Tierwelt stört und Erholung im Schwimmbad und um den See herum erschwert bzw. erst gar nicht mehr ermöglicht. Eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzung des Sees muss diesen Aspekt ebenfalls berücksichtigen.

Eine gesteuerte Nutzung des Sees am Steingarten und der nordwestlichen Lücke am See würde nicht zu einer Erhöhung des Badeaufkommens führen. Aber selbst wenn, würde dies dem Schwimmbadbetreiber helfen, sich auf seine eigentliche Aufgabe zu konzentrieren: den Betrieb eines Schwimmbades, da dann das Monopol fallen würde. Langfristig wäre dies auch in seinem wirtschaftlichen Interesse und vor allem im Interesse der Bürger.

Hier sind auch die politischen Entscheidungsträger gefordert, ordnungspolitische Rahmenbedingungen zu schaffen, die es dem Schwimmbadbetreiber ermöglichen, sich auf seine Kernaufgabe zu konzentrieren.

Nun bleibt abzuwarten, ob die aktuellen Maßnahmen zu einer intelligenten Lösung beitragen oder ob der Bezirk eine "Mauer" um das Ufer errichten will – was aus unserer Sicht lediglich zu weiteren Konflikten und einer Vertiefung der Gräben zwischen den Interessengruppen führen würde.

🔗 Instagram: Free.Swimming.Ploetzensee

Text: Dennis Godbersen

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

7 Comments Leave a Reply

  1. Meines Wissens ist der ominöse Betreiber vom Bezirksamt zum Betreiben eines seriösen Seebads verpflichtet. Denn er hat ein denkmalgeschütztes Seebad gepachtet, welches einst im Wedding und Moabit überaus beliebt war.

    Dass der Betreiber darüber hinaus eine lautstarke Partymeile für Auswärtige mit Designer Drinks vor Seekulisse veranstaltet, geschieht aus Profitinteresse. Trotzdem besteht seine Verpflichtung zum Badebetrieb!

    Dieser Verpflichtung kommt er nun schon seit vielen Jahren nicht nach!

    Auch die Probleme des Uferschutzes bestehen in diesem Ausmaß erst, seitdem das Bad privatisiert ist.

    Ich fordere BSW und Linkspartei auf, sich dafür einzusetzen, die Privatisierung rückgängig zu machen und das Bad wieder im Interesse der Weddinger, Moabiter - vor allem auch der vielen Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien - und im Interesse des Landschaftsschutzgebiets zu betreiben. Bei einem regulären Badebetrieb, wie er seit bald 150 Jahren am Plötzensee besteht, wird auch das Ufer am besten geschont!

  2. Ich gehe im Sommer gerne mit meinem Hund schwimmen. Das ist im Schwimmbad nicht möglich. Und ich empfinde die laute Beschallung des Bades/des Sees durch das Strandbad auch als sehr störend. In der Natur hätte ich auch gerne nur Natur.

    • Nichts für ungut, aber das ist nun wirklich kein strittiges Thema. Es gibt einige Hundeauslaufgebiete und auch Badessen für Hunde in Berlin. Im Volkspark Rehberge hingegen gilt Leinenpflicht für Hunde. Und ganz einfach, bitte nehmen Sie Rücksicht: Wo Menschen baden, sollten Hunde nicht frei laufen und schwimmen.

  3. Zwei wichtige Aspekte noch: Das angeschaffte Kurzschwimm-Ticket für 2 Euro, das hier etwas zu beiläufig abgetan wird, war eine super Sache. 9 Euro für eine Runde Schwimmen zu zahlen ist dagegen einfach unverhältnismäßig (für einen Tag im Schwimmbad sieht es anders aus). Und das Strandbad öffnet ja leider auch erst um 10. Wer morgens eine Runde im See schwimmen will, hat keine Möglichkeit.

    • Wir sind ebenfalls der Meinung, dass das Kurzschwimm-Ticket eine großartige Idee ist. Leider wurde es jedoch von zu wenigen genutzt und hat somit das eigentliche Ziel, die Ufer zu entlasten, verfehlt – obwohl es genau aus diesem Grund eingeführt wurde. Wünschenswert wäre ein Kurzzeitticket, das nicht nur tagsüber, sondern auch abends gültig ist. Der Betreiber des Schwimmbads erklärte in seinem Statement jedoch, dass sich ein Kurzzeitticket wirtschaftlich nicht lohnen würde. Da das Schwimmbad nicht den ganzen Tag geöffnet ist bedarf es natürlich zusätzlicher Einstiegsstellen in den See für die wir uns einsetzen.

      • Kaum einer weiß von dem Kurzzeit Ticket. Das steht auf keiner Preisliste und wird auch nicht beworben. Der Betreiber will wahrscheinlich dass möglichst wenige davon wissen. Ich vermute es dient nur als Argument damit man sich selbst in Diskussionen mit Politik/Medien ins rechte Licht rücken kann.

    • Für regelmäßige, im Sommer fast tägliche Schwimmer wie mich sind auch 2€ viel. Außerdem brauche ich Schwimmzeiten für Berufstätige!
      In seriösen öffentlichen Bädern ist eine Jahreskarte für Normalverdiener üblich. Für Jugendliche und Bürgergeldempfänger soll sie ermäßigt sein.

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