Der Wedding war noch nie eine feine Adresse. Aber so dreckig wie im Moment hat man die Straßen selten wahrgenommen. Jetzt, wo die Menschen mehr spazierengehen, sehen immer mehr Weddinger, wie viel Dreck eigentlich auf den Gehwegen und in den Grünanlagen liegt. Zwei Weddingerinnen haben nicht lange gefackelt, sondern ihre Nachbarschaft via Internet zu einer Initiative aufgerufen.
Einfach loslegen
Anna Wasilewski und Nina Badenberg wollten der deutlich angestiegenen Vermüllung in ihrem Kiez an der Böttgerstraße in Gesundbrunnen nicht länger tatenlos zusehen. Im Januar starteten sie kurzfristig einen Aufruf über soziale Netzwerke und auch über unseren Blog. Die Initiative “Der Wedding räumt auf” war geboren und hat sich seitdem verstetigt. Jeden Freitag zieht ein immer größer werdender Trupp, ausgestattet mit gesponserten Greifzangen und Müllsäcken, durch die Kieze zwischen dem Amtsgericht und dem Humboldthain.
Auch die ARD hat für ihr Mittagsmagazin darüber berichtet. Im Video kann man sich ein eigenes Bild davon machen, wie der Müll seit dem Beginn der Corona-Pandemie deutlich zugenommen hat. Seit die Menschen nicht mehr in Imbissen oder Restaurants essen können, werden noch mehr Kaffeebecher, Pizzakartons und andere Verpackungen mitgenommen und am Straßenrand entsorgt. Die BSR und die Grünflächenämter kommen naturgemäß nicht mehr mit dem Aufräumen hinterher.
Anna Wasilewski macht das Müllsammeln nicht nur Spaß, sie hat auch Freude an der Gemeinschaft: “Wir haben schon tolle Menschen zusammengebracht. Eine geistig behinderte Frau kam, weil ihre Betreuerin es auf dem Weddingweiser gelesen hat. Gestern kam meine 73-jährige Nachbarin, die nicht wusste, wo sie ihre aussortierten Klamotten hinbringen kann. Die geistig behinderte Frau wohnt aber in einem Heim für obdachlose Frauen und die suchen immer Kleidung. Wie schön ist das denn bitte? Allein dafür hat sich die ganze Aktion schon gelohnt.”
Beim ersten Aktionstag hat die BSR noch gezögert, aber inzwischen ist die kommunale Stadtreinigung auch im Boot und gibt der Initiative Müllbeutel. “Wir haben also Zangen und Müllbeutel und machen den Kiez schön!”, freuen sich Anna und ihre Mitstreiter:innen. Andere Kieze schließen sich auch schon an. Wird dann bald wahr, was sich Anna in ihrer Freude erhofft? “Vielleicht ist der Wedding irgendwann der sauberste Kiez!”
Start ist bis auf Weiteres jeden Freitag um 17 Uhr vor der Wilden 17 in der Böttgerstraße 17.
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Sehr löblich! Bin ab 17. auch dabei!