Ein Haus steht leer. Kommt eine gute Idee um die Ecke. Wird das Haus umgebaut, entsteht Platz zum Wohnen, entsteht eine Bibliothek, entsteht ein Garten. So einfach ginge es mit dem ehemaligen Schulgebäude in der Putbusser Straße, dürften Kinder entscheiden. Und weil es die Großen seit fünf Jahren nicht schaffen, neuen Wohnraum oder Platz für irgendetwas zu schaffen, machen die Kinder nun erstmal das, was man in der Erwachsenenwelt hochtrabend Bürgerbeteiligung nennt. Sie sammeln Ideen und bauen das Haus einfach um.
Leider, das muss man zugeben, handelt es sich bei dem Umbau nur um ein Kunstprojekt. Und umgebaut wird auch nur ein Haus aus Pappe. Der Club der internationalen Raumforscher, ein Jugendkunstklub im Brunnenviertel, beschäftigt sich derzeit und noch bis Mitte Januar 2017 mit dem ehemaligen Standort des Diesterweg-Gymnasiums. „Hurra! Wir bauen die Schule um“ steht auf dem Plakat zum neuesten Projekt des ideenreichen Clubs. An jedem Mittwoch und Donnerstag können Kinder zwischen 13 und 17 Uhr im Kunstraum des Olof-Palme-Zentrums in der Demminer Straße an dem Modell arbeiten.
Die Umbauwerkstatt beschäftigt sich nicht ohne Grund mit dem ehemaligen Schulhaus. Zwischen Erwartung, Unverständnis und Frustration schwanken die Gefühle in Viertel hinsichtlich dieses Geländes. Nachdem das Gymnasium 2011 nämlich ausgezogen war, folgte auch die Hugo-Heimann-Bibliothek – zurück blieb ein leeres orangefarbenes Haus, das langsam verfällt und das dem Bezirk angeblich bereits mehrere Millionen Euro Leerstandskosten verursachte.
Vor drei Jahren fiel dann sozusagen eine Sternschnuppe vom Himmel über der Putbusser Straße. Die Architekten Bernhard Hummel, Sabine Horlitz und Oliver Clemens (ps wedding) präsentierten ein ambitioniertes Umbauprojekt für die alte Schule. Es umfasste eigentlich alles, was gebraucht (günstige Wohnungen) und im Kiez gewünscht (Nachbarschaftszentrum, Gemeinschaftsgarten, eine Sporthalle, eine Kita) war. Es sollte eines der größten alternativen Bauprojekte in der Stadt werden (Beispielprojekt im Brunnenviertel?) Die Politik war begeistert, die Brunnenviertler auch.
Was danach geschah, kann aus Sicht der Kinder nur mit einem Wort beschrieben werden: nichts. Ab und zu hört man, wird in der Verwaltung geredet. Dann ist plötzlich die degewo als Partner mit im Boot, dann hört man wieder gar nichts mehr. Mit dem Kunstprojekt vertreiben sich die Kinder jetzt sozusagen die Wartezeit. „An einem Modell der Schule können wir den Umbau zu Wohnungen und soziokulturellem Zentrum mitgestalten“, sagt Clubleiterin Silke Riechert. „Während die Initiatoren von ps wedding noch mit dem Senat und dem Bezirk verhandeln, können wir bereits erfinden und fantasievoll den Bau verwandeln“.
Was die Erwachsenen nicht schaffen, machen die Kinder jetzt mit ihren Möglichkeiten: sie bauen ein Haus aus Pappe. Und haben sich sogar Experten eingeladen. An einigen Terminen kommen Sabine Horlitz und Oliver Clemens, die Architekten von ps wedding, zur Umbauwerkstatt dazu. Sie werden bei drei Abendterminen dabei sein: am 29. November, am 13. Dezember und am 10. Januar 2017, jeweils ab 20 Uhr. Vielleicht kommt ja an einem Abend auch mal jemand vorbei, um den Kindern zu erklären, warum ihre Ideen zusammen mit denen der echten Architekten wahrscheinlich noch Jahre in der Warteschleife schmoren werden.
Mehr zum Thema auf dem Weddingweiser: Gordischer Knoten im ehemaligen Diesterweg-Gymnasium
Text: Dominique Hensel
Danke für den Beitrag! Es ist mehr als beschämend was da abläuft!! Und die Äußerung von Herrn Handke, dass es nun nicht mehr klappt, weil man die Kosten eben so “so pi mal Daum berechnet” hatte und dass man sie eben falsch berechnet hatte, ist noch unglaublicher!!