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Hotel-Office: die Alternative zur Arbeit von zu Hause aus

14. April 2020

“Home-Office” hat 2020 sicher­lich gute Chan­cen, das Unwort des Jah­res zu wer­den. Von heu­te auf mor­gen schlos­sen mit den Aus­gangs­be­schrän­kun­gen auch unzäh­li­ge Groß­raum­bü­ros und Mit­ar­bei­ten­de sämt­li­cher Beru­fe wur­den in das geschickt, was am Vor­tag noch unmög­lich erschien: die Arbeit von zu Hau­se aus. Die­se Mög­lich­keit soll­ten wir als gro­ßes Pri­vi­leg aner­ken­nen. Immer­hin haben vie­le Men­schen ihren Job durch die Coro­na-Kri­se ver­lo­ren, weil sie schlicht nicht aus dem Home-Office aus­zu­füh­ren sind. Ande­re set­zen sich in ihren sys­tem­re­le­van­ten Beru­fen tag­täg­lich wei­ter­hin der Gefahr einer Infek­ti­on aus. Davon aus­ge­hen, dass alle zu Hau­se auf per­fek­te Arbeits­be­din­gun­gen sto­ßen, ist jedoch auch unrea­lis­tisch. Die neben­bei lau­fen­de Kin­der­be­treu­ung, eine schlech­te Inter­net­ver­bin­dung, feh­len­de Kon­zen­tra­ti­ons­fä­hig­keit in den eige­nen vier Wän­den. Die­se und vie­len ande­re Fak­to­ren kön­nen das Home-Office schier unmög­lich machen. Ist Hotel-Office eine Lösung dafür? Wir haben es im Hotel Big Mama getestet. 

Umnutzung leerstehender Hotels

Der Buß­geld­ka­ta­log zur Umset­zung des Kon­takt­ver­bots sieht hohe Stra­fen für Über­nach­tun­gen in Unter­künf­ten zu tou­ris­ti­schen Zwe­cken vor. Das trifft beson­ders die Hotel­le­rie. Bun­des­weit spre­chen Politiker:innen von einer Umnut­zung die­ser Räum­lich­kei­ten im Fal­le, dass Kran­ken­häu­ser an ihre Kapa­zi­täts­gren­ze sto­ßen. Auch wer­den die Stim­men lau­ter, wenn es um die Bereit­stel­lung von Hotels für Schutz­su­chen­de Per­so­nen geht. Neben ers­ten Erfol­gen, zum Bei­spiel der Öff­nung einer Jugend­her­ber­ge für 200 obdach­lo­se Per­so­nen in Tier­gar­ten, sind dabei wohl hohe behörd­li­che Auf­la­gen bis­her der Grund dafür, dass sol­che Umnut­zun­gen die Aus­nah­me bilden.

Mit einer ande­ren Idee möch­te das Hotel Big Mama im Sol­di­ner Kiez gegen die leer­ste­hen­den Zim­mer ankämp­fen. Für 30 Euro – und Stu­den­ten sogar nur 20 Euro – am Tag ste­hen dort ab sofort von 8–18 Uhr Pri­vat­zim­mer als alter­na­ti­ver Arbeits- und Rück­zugs­ort zur Ver­fü­gung. Inklu­si­ve Kaf­fee- und Tee-Flat­rate! Außer­dem: schnel­les Inter­net, Druck­mög­lich­kei­ten und vor allem Ruhe. Wer Haus­tie­re hat, darf sogar die­se mit­neh­men. Geschäfts­füh­rer David rich­tet sich mit dem Ange­bot an alle Weddinger:innen. “Wir möch­ten uns da zu 100 Pro­zent auf die Locals – sei­en es Stu­den­ten, der typi­sche “Büro­mensch” oder die Mut­ter und der Vater für eine kur­ze Aus­zeit, um zum Bei­spiel in Ruhe ein Buch zu lesen – kon­zen­trie­ren.” Ob das funk­tio­niert, habe ich aus­tes­ten dürfen.

Ungestört und entspannt Arbeiten

Da hat man sich gera­de an die feh­len­de Rou­ti­ne gewöhnt, und plötz­lich heißt es doch wie­der, das Haus mor­gens zu ver­las­sen, um nicht “zur”, aber “an die Arbeit” zu gehen. Ich muss sagen, ich bin ger­ne auf­ge­stan­den und los­ge­fah­ren. Die Hotel­lob­by leer, zwi­schen mir und Mar­len an der Rezep­ti­on eine pro­vi­so­ri­sche Ple­xi-Glas­schei­be. Freund­lich emp­fan­gen funk­tio­nier­te das Ein­che­cken ohne Pro­ble­me und ein wenig Urlaubs­fee­ling kam bei mir dann schon auf, als ich mei­ne Schlüs­sel­kar­te erhielt und in mein eige­nes Hotel- oder bes­ser gesagt – Arbeits­zim­mer für einen Tag–  einkehrte.

Inklu­si­ve eige­nem Bade­zim­mer, von Sei­fen- und Klo­pa­pier­man­gel kei­ne Spur, durf­te ich den son­ni­gen Tag mit dem Blick Rich­tung Pan­ke und Uni-Kram ver­brin­gen. Ich saß also in dem lee­ren Hotel­zim­mer am Schreib­tisch, bin ohne Kof­fer ange­reist und gan­ze 500 Meter Luft­li­nie von mei­nem eige­nen Zuhau­se ent­fernt. Doch es gibt den wesent­li­chen Unter­schied: Hier bin ich unge­stört und kann kon­zen­triert vie­le Stun­den am Stück arbei­ten. Ich fin­de, das Ange­bot über­zeugt – und die Umnut­zung von momen­tan leer­ste­hen­den Räum­lich­kei­ten ist damit defi­ni­tiv gelun­gen. Einem pro­duk­ti­ven Arbeits­tag steht eigent­lich nichts im Wege: schnel­les Inter­net, Kaf­fee und Tee ohne Ende, Unge­stört­heit, eine Couch für kur­ze Pau­sen und die Pan­ke, um Bewe­gung und fri­sche Luft zu schnappen.

Selbst aus­pro­bie­ren könnt ihr das Hotel-Office im:

Hotel Big Mama

Kolo­nie­stra­ße 24, 13359 Ber­lin

täg­lich von 8 – 18 Uhr 

Tel.: 030 484787870

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Charleen Effenberger

Mag den Wedding und das Schreiben - und die Kombination aus Beidem. Seit 2017 hier vor Ort möchte sie bleiben; nicht zuletzt um dabei sein zu können, wenn der Wedding endlich kommt.

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