Gemüse einfach im Laden kaufen – das war gestern. Der ambitionierte Großstädter zieht sich den vegetarischen Teil seiner Ernährung selbst. In einem angemieteten Hochbeet gleich um die Ecke.
Was in vielen Städten und auch in Berlin z.B. auf dem Tempelhofer Feld schon angeboten wird, ist seit diesem Frühjahr auch im Wedding möglich: Sozusagen die Bonsai-Ausgabe des Kleingartens. In der Ruheplatzstraße Ecke Schulstraße (also praktisch gleich hinter Karstadt) bewirtschaftet das gemeinnützige Unternehmen “himmelbeet” ein bisher brach liegendes Grundstück des Bezirks.
Das Prinzip ist einfach: “himmelbeet” baut die Hochbeete (überdimensionale Blumenkästen mit etwa 1 x 1 Meter), besorgt die Erde, Gartengeräte, Wasser und was sonst noch an Utensilien für die gärtnerische Betätigung gebraucht wird. Solch ein Hochbeet kann man dann für 50,- € pro Saison pachten und nach Herzenslust anbauen, wonach der Sinn steht.
Die diesjährige Saison ist fast vorbei, aber sie lief sehr gut an. “Wir sind in diesem Jahr ausgebucht. Unsere Hobbygärtner kommen aus allen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten. Wir haben auch bereits Anfragen von Kitas und Schulen. Allen gemeinsam ist, dass sie in der unmittelbaren Nähe wohnen. Was ja auch praktisch ist, wenn man mal auf die Schnelle nebenbei seinen Radieschen beim Wachsen zuschauen möchte”, freut sich Geschäftsführerin Hannah Lisa Linsmeier über die gute Akzeptanz des Gemeinschaftsgartens.
Bei “himmelbeet” wird aber nicht nur in der Scholle gewühlt. Auf dem Gelände ist ein kleines Garten-Café angesiedelt, in dem man zwischen Kürbis und Zucchini ein Tässchen Kaffee zu sich nehmen kann. Außerdem werden Kurse zur Umweltbildung, Workshops für Firmen und auch Kulturveranstaltungen angeboten. Z.B. gibt es – kleiner Tipp an dieser Stelle – an jedem Dienstag im September ab 18:00 Uhr einen Tangoabend. Sie können nicht Tango tanzen? Kein Problem. Zu Beginn des Abends gibt es gegen einen kleinen Beitrag von 5,- € einen kompakten Einführungskurs. Ohne Kursteilnahme ist der Eintritt frei.
Das Grundstück an der Ruheplatzstraße war eigentlich nur als Übergangslösung gedacht. Ursprünglich wollte man höher hinaus. Nämlich auf das Dachgeschoss des Parkhauses über dem Real-Markt im Schiller-Park-Center an der Müllerstraße. Das Parkhaus wurde überdimensioniert geplant und das obere Stockwerk unter freiem Himmel steht leer. Dort wäre dann der größte Dachgarten Europas entstanden und der Name “himmelbeet” hätte seine wahre Bedeutung entfaltet. Hätte? Wäre? Wird’s noch was? “Das lässt sich nicht mit Sicherheit sagen”, schildert Frau Linsmeier den Stand der Dinge, “der Betreiber des Einkaufscenters hat sein Interesse bekundet, aber es gibt ernsthaftere bauliche Herausforderungen als ursprünglich gedacht. Wir verfolgen das Ziel weiter, aber kurzfristig wird es wohl nichts werden.”
Wer sich näher über das himmelbeet informieren möchte, ist auf der Website himmelbeet.com richtig. Besser noch: Einfach selbst hingehen und anschauen. Interessenten an einem Hochbeet für die kommende Saison sollten beizeiten den Kontakt suchen. Auch Hinweise auf (bisher) noch ungenutzte Dachflächen sowie Offerten von (zukünftigen) Kooperationspartnern und Unterstützern sind willkommen.
Quelle: Wahlkreis-Rundschau Ralf Wieland, Sept. 2013
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors
[…] So war der erste Sommer im Himmelbeet […]
Ich war schon mal für ein Feierabendbier dort – sehr nett, sehr schön! Auch für Nichtgärtner ein Kiezverschönerer!