So sicher wie die jährliche Ernte zittert das Himmelbeet jedes Jahr aufs Neue um das, was bald kommt. Und das ist leider gar nichts. Der Bezirk bekommt das Versprechen von Bezirksbürgermeister von Dassel nicht in die Realität umgesetzt, für eine Ersatzfläche für den Gemeinschaftsgarten zu sorgen. Und auch dieses Jahr wird das Gezerre um den Gemeinschaftsgarten verlängert. Was steht auf dem Spiel?
Alternativstandort bleibt Bahn-Baustelle
Bereits letztes Jahr war der letzte Strohhalm der Mettmannplatz im Sprengelkiez, eine ehemalige Grünfläche, die dem Brückenbau für die S‑Bahn-Linie S 21 zum Opfer fiel. Die Brücke ist jetzt im Rohbau fertig. Aber bereits im November war klar, dass nichts so wirklich klar ist. Wem gehört die Fläche, wie lange ist sie noch blockiert? Nichts genaues wusste man – die Stadtteilvertretung mensch.müller hatte damals auf der Bezirksverordnetenversammlung nachgehakt.
Nun, Juli 2020, plötzlich die Überraschung. Obwohl es im Februar eine mündliche Zusage von Bezirksstadträtin Sabine Weißler (Grüne) gab und es ja doch bereits alle ahnten: Der Mettmannplatz ist offiziell keine Alternative für das Himmelbeet. Die Bahn benötigt die Fläche bis 2024 für ihre Baustelle. Was nun? Niemand weiß es. Versprechen gebrochen? Momentan scheint es so, außer es bestätigt sich das, was wir bereits vor einigen Wochen in unserem Newsletter angedeutet haben: Die anstehende Bebauung der jetzigen Himmelbeet-Fläche durch das Projekt amandla Safe Hub verzögert sich, das Himmelbeet würde noch eine Saison bekommen. Sollte es so kommen, wären der Bezirk und die Verantwortlichen noch einmal der Missernte von der Schippe gesprungen – getan hätte er dafür aber nichts. Die Standortfrage würde sich dann erst 2021 erneut stellen.
Senatsgelder für den Umzug könnten verfallen
Von der Klärung der Standortfrage hängt aber nicht nur das gute Gefühl für die Gärtnerinnen und Gärtner ab, sondern auch jede Menge Geld. So schreibt das Himmelbeet in seinem Newsletter: “Am 14.5. gab es ein erstes (virtuelles) Gespräch mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz von Berlin. Trotz der finanziellen Unsicherheiten in Zeiten von Corona wurden uns die bereits zugesagten Gelder für einen Umzug erneut bestätigt. Diese Gelder sind an die Bedingung geknüpft, dass wir noch in diesem Jahr eine neue Fläche bekommen. Dafür brauchen wir jetzt allerdings eine schriftliche Zusage vom Bezirk, was nach derzeitigem Stand sehr unwahrscheinlich ist. Ohne Fläche werden wir diese Gelder, so unsere Einschätzung, nicht erhalten! Dies wäre das zweite Mal, dass öffentliche Mittel durch den Bezirk nicht in Anspruch genommen werden.”
Zurück zu den Wurzeln, aufs Dach
Vielleicht könnte das Himmelbeet aber auch auf dem oberen Parkdeck des Karstadt-Kaufhauses neu starten, so wie es beim Klunkerkranich in Neukölln ja sehr erfolgreich funktioniert. Der Bezirk bemüht sich ja rührend um die Erhaltung des Kaufhausstandorts am Leo und könnte damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Das Himmelbeet würde damit zu seinen Wurzeln zurückkehren, war es doch ursprünglich mal auf dem Parkdeck des Schillerparkcenters über real angedacht. Dafür müssten sich Bezirk, der Besitzer der Karstadt-Immobilie, Galeria Karstadt Kaufhof und das Gartenprojekt erst einmal einig werden. Ob das gelingt?
Ob nun Verlängerung des Mietvertrags oder Umzug auf eine andere Fläche: Himmel noch mal, die Zeit drängt. Sonst ist Ende Oktober endgültig Schluss mit dem Himmelbeet.