Der 1984 gegründete Weddinger Heimatverein e.V., auf dessen Engagement u.a. das MitteMuseum an der Pankstraße (ehemals Heimatmuseum Wedding) zurückgeht, hat sich in einem Brief an den Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel gewandt. Vereinsvorsitzender Bernd Schimmler sorgt sich um den Umgang mit historischem Gedenken im Alt-Bezirk Wedding. Wir geben den Brief vom 14. Juni in Auszügen wieder.
Brief wegen der Gedenkorte
“Unsere Haltung zu den Umbenennungen im Afrikanischen Viertel ist bekannt, insbesondere halten wir es – wie auch die überregionale Presse – für fatal, die 1986 umbenannte Straße nach Prof. Dr. Hans Peters umzubenennen. Gerade hat Prof. Dr. Benz ein Buch über die Widerstandsgruppe Onkel Emil veröffentlicht, deren Mitglied Prof. Peters war. In diesem Brief geht es aber nicht um diese Umbenennungen. Vielmehr alarmiert uns das Verschwinden von Gedenktafeln und der Umgang damit.
Erst kürzlich hat der Verein sich an die DEGEWO gewandt, bei deren Fassadensanierung des Hauses Graunstraße/Lortzingstraße die Gedenktafel für den 1953 ermordeten Polizisten Erwin Schläger verschwand. (…)
Weiterhin hatten wir über die Bezirksverordnetenversammlung initiiert, ob nicht anstelle der verschwundenen Gedenktafel an der ehemaligen Passierscheinstelle in der Schulstraße, später eine Senioreneinrichtung nunmehr eine Erinnerungsstele errichtet werden könnte. Dies … wurde immer mit Kostengründen begründet.
Leider ist auch bei der Umgestaltung des ehemaligen Jüdischen Altenheims die dortige Gedenktafel verschwunden. Abgesehen von der Tatsache, dass leider dieses Haus nicht unter Denkmalschutz gestellt wurde, ist allein die Bedeutung dieser Einrichtung der jüdischen Gemeinde eine Verpflichtung für den Bezirk, auf solche Gedenkorte hinzuweisen.
Schließlich befürchten wir, dass die Gedenktafel für Dr. Salo Drucker, den überragenden Amtsarzt während der Weimarer Republik, der in Theresienstadt ermordet wurde, mit dem Abriss des Hauses der Gesundheit ebenfalls verschwindet. Wir schlagen vor, dass diese Tafel an der benachbarten Krankeneinrichtung wieder angebracht wird.
Auch scheint der Umgang mit dem Gedenkstein für den Pfarrer Dr. Max-Josef Metzger auf dem gleichnamigen Platz nicht für ein besonderes historisches Bewusstsein zu sprechen, gerade auch jetzt wo die gegenüberliegende St. Josefs-Kirche Bischofskirche für das Bistum ist.
(…) Erkundigt man sich im Kreis der bundesdeutschen Geschichtsvereine um, so sind die Gemeinden und Städte eher bemüht aus kulturpolitischer Sicht solche Erinnerungsorte selbst zu initiieren oder fördern zu begleiten. Hieran scheint es im Bezirk Mitte völlig zu fehlen. Wir werden sie gerne unterstützen, wenn Sie hier eine Trendwende einleiten.
Insoweit begrüßen wir, dass die Gedenkstele für das Ehepaar Hampel – nach anfänglichem Zögern – jetzt doch zeitnah ersetzt werden soll. Wir empfehlen übrigens, solche Objekte mit durchsichtigen, aber sehr wirksamen Folien zu überziehen, die Vandalismus nahezu verhindern. (…)”
Website des Weddinger Heimatvereins
Ich habe mich für die Gedenktafel bzw. die Namensgebung des Clara-Grundwald-Hauses engagiert. Nach der Renovierung des Hauses ist auch diese Gedenktafel verschwunden::
https://www.gedenktafeln-in-berlin.de/nc/gedenktafeln/gedenktafel-anzeige/tid/clara-grunwald-haus/