Der erste genossenschaftliche Supermarkt Berlins hat Anfang Oktober 2022 Geburtstag gefeiert. Nach dem ersten Jahr wird deutlich: Das Konzept ist im Wedding gut gestartet und setzt sich auch weiterhin große Ziele.
„Wir haben am Anfang nicht immer gedacht, dass das alles so gut klappt“, bilanziert Gründungsmitglied Johanna Kühner nach einem Jahr SuperCoop. Das Geheimnis des Erfolgsrezeptes: „Das konnte nur so gut laufen, weil wir inzwischen ein so großes Netzwerk an tollen Mitgliedern aufgebaut haben. Immer, wenn wir vor großen Fragezeichen standen, haben wir in der Mitgliedschaft und Nachbarschaft zusammen Antworten gefunden.“ Damit ist das Konzept des genossenschaftlichen Supermarktes im letzten Jahr voll aufgegangen, denn das setzt voll und ganz auf die Initiative seiner Mitglieder.
Ein Supermarkt, der seinen Kund:innen gehört
Jedes Mitglied zeichnet mit einer Einlage von 100 Euro mindestens einen Anteil am gemeinsamen Geschäft. Zahlungen sind auch über 2 Jahre auf Raten möglich oder können als Soli-Anteil auf Vertrauensbasis übernommen werden, wenn das Zeichnen des Anteils eine finanzielle Hürde darstellt. Welche Produkte in den Regalen zu finden sind, entscheiden die Mitglieder auf demokratischer Basis gemeinsam. Dabei stehen faire und regionale Lebensmittel im Fokus und auch auf den Verzicht auf Plastik wird Wert gelegt. Die SuperCoop ist ein besonderer Supermarkt, denn hier bestimmen die Mitglieder nicht nur, was in den Regalen zu finden ist. Sie arbeiten außerdem auch jeden Monat 3 Stunden mit.
Das Konzept funktioniert nur, wenn sich die Mitglieder einbringen. Durch die Arbeit der Mitglieder werden Personalkosten gespart, sodass die Produkte deutlich günstiger als in Bioläden angeboten werden können. Im Schnitt liegt der Preis 20 Prozent niedriger. So werden nachhaltige Produkte bezahlbarer. Durch die Inflation und die steigenden Strom- und Gaspreise wird die Herausforderung von fairen, nachhaltigen Lebensmitteln immer größer, obwohl es gerade jetzt regionale Lieferketten braucht. In der SuperCoop findet man deshalb neben Bio-Lebensmitteln auch preisgünstigere konventionelle Alternativen, die mit einem roten Punkt gekennzeichnet sind. Durch die direkte Zusammenarbeit mit Erzeuger*innen werden Zwischenstationen und Lieferwege gespart. Toilettenpapier wird palettenweise bestellt, weil so eine Preiserhöhung vermieden werden konnte und das Sortiment wird ständig nach den Wünschen der Mitglieder ergänzt.
Utopie zum Mitmachen
Das Projekt startete bereits Ende 2019 mit einem ersten Crowdfunding, woraus eine kleine Einkaufsgemeinschaft entstand. So konnten die ersten Mitglieder mit einem kleinen Sortiment aus 20 Produkten ausprobieren, wie das Projekt im größeren Rahmen nach dem New Yorker Vorbild der Food Coop funktionieren könnte. Im Oktober 2020 gründeten die 40 ersten Mitstreiter:innen schließlich eine Genossenschaft und machten sich auf die Suche nach einer Ladenfläche, die sie in den Weddinger Osramhöfen fanden. Um Miet- und Kreditvertrag unterzeichnen zu können, mussten 500 Mitglieder akquiriert werden. Durch eine weitere Crowdfunding-Kampagne wurde dieses Ziel im Mai 2022 erreicht, sodass bereits im September der erste Laden mit 230 m² und einem Angebot von 1800 Produkten eröffnet werden konnte. Inzwischen konnte die Fläche auf 700 m² erweitert werden und SuperCoop kann rund 3.000 Produkte anbieten. Die Mitgliederzahl ist auf 1.000 angewachsen, wovon sich aktuell 750 aktiv einbringen und einkaufen. 1.700 aktive Mitglieder braucht es laut der Finanzplanung, um den genossenschaftlichen Supermarkt langfristig wirtschaftlich betreiben zu können.
Dieser Supermarkt lebt von der Gemeinschaft und ist gleichzeitig ein Ort der Zusammenkunft. Hier wird die Utopie eines neuen Wirtschaftsmodells lebendig, das regionale Erzeuger:innen stärken will, um irgendwann unabhängig von den Monopolen sein zu können.
Wer Interesse hat sich zu beteiligen, kann sich hier informieren, den Newsletter abonnieren oder an einem Willkommenstreffen teilnehmen.
SuperCoop in den Osramhöfen, Oudenarder Str. 16, 13347 Berlin, Öffnungzeiten: Montag 10–20 Uhr, Mittwoch bis Freitag 10–20 Uhr, Samstag 9–20 Uhr