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Grus Grus: Secondhand statt Fast Fashion

14. April 2019

Im Okto­ber letz­ten Jah­res eröff­ne­te der Second­hand-Shop Grus Grus im Wed­ding. Die Inha­be­rin ver­sucht mit Kaf­fee, Kunst und einer sorg­fäl­ti­gen Aus­wahl an bereits getra­ge­nen Klei­dungs­stü­cken eine Alter­na­ti­ve zur gän­gi­gen Tex­til­in­dus­trie zu bie­ten. Ein Anlass, unser eige­nes Kauf­ver­hal­ten zu überdenken? 

Hin­ter gro­ßen Schei­ben prä­sen­tie­ren sich Schau­fens­ter­pup­pen und ein äußerst mini­ma­lis­tisch ein­ge­rich­te­ter Klei­dungs­la­den. Gera­de mal vier Klei­der­stan­gen zei­gen fein und nach Far­ben sor­tiert die Hosen, Röcke, T‑Shirts und Pull­over. Beim Betre­ten des Ladens kommt einem ein ange­neh­mer Kaf­fee­ge­ruch ent­ge­gen und Ses­sel und Sofa prä­sen­tie­ren sich im Zen­trum des Ladens. Nein, Grus Grus ist kei­ne eli­tä­re Luxus­bou­tique, die sich dem Wed­din­ger Urge­stein feind­lich ent­ge­gen­setzt. Grus Grus ist ein Second­hand-Shop, des­sen Besit­ze­rin eine Alter­na­ti­ve zu soge­nann­ten Fast Fashion-Brands wie H&M oder Zara sein will. Daher kos­ten alle Klei­dungs­stü­cke durch­schnitt­lich 30 Euro.

Info: Fast Fashion ist ein Geschäfts­mo­dell des Tex­til­han­dels, bei dem die Kol­lek­tio­nen in sehr kur­zen Abstän­den geän­dert wer­den. So sol­len Kun­den die Mode­ket­ten immer wie­der aufsuchen.

Dora Föl­des hat mit der Eröff­nung von Grus Grus ihre idea­lis­ti­schen Wer­te ver­folgt: Sie woll­te die Welt ein klei­nes Stück­chen bes­ser machen. Es gebe bereits genug Klei­dung und trotz­dem wür­den Fast Fashion-Brands jeden Monat neue Kol­lek­tio­nen unter fürch­ter­li­chen Bedin­gun­gen anfer­ti­gen las­sen. Nur wenn wir Second Hand kau­fen, wür­den wir uns in Sachen Klei­dung wirk­lich nach­hal­tig verhalten.

Was kostet die Welt unser Kleidungskosum ?

Die Zah­len geben ihr recht. Allein für die Pro­duk­ti­on einer Hose wür­den laut Green­peace 7000 Liter ver­braucht. Zum Ver­gleich: ein Erwach­se­ner trinkt im Jahr unge­fähr 550 Liter. So ist die Tex­til­pro­duk­ti­on in den asia­ti­schen Län­dern zum zweit­größ­ten Was­ser­ver­brau­cher und ‑ver­schmut­zer geworden.

Ganz zu schwei­gen von den schlech­ten Arbeits­be­din­gun­gen bei der Tex­til­pro­duk­ti­on von C&A und Co. Zwar ver­tei­di­gen sich die Fast Fashion-Brands und man­che haben sich selbst hohe Zie­le gesteckt, aller­dings geht es in ers­ter Linie um den Ver­kauf. Und dazu gehört auch eine schö­ne Fas­sa­de. So schreibt Pri­mark bei­spiels­wei­se: „Das Wohl­erge­hen der Arbeits­kräf­te, die die Pro­duk­te für Pri­mark her­stel­len, ist uns wich­tig.“ Doch eine wirk­li­che Kon­trol­le der ethi­schen Stan­dards, zu denen sich die Fabri­ken ver­pflich­ten sol­len, gibt es nicht. Und so wer­den immer wie­der wer­den Miss­stän­de und Skan­da­le in den Fabrik­hal­len der Tex­til­un­ter­neh­men aufgedeckt.

Obwohl die meis­ten Kon­su­men­ten von den unwür­di­gen Bedin­gun­gen bei der Pro­duk­ti­on wüss­ten, über­wie­ge Green­peace zufol­ge beim Kauf meist Design, Mar­ke und natür­lich auch der nied­ri­ge Preis.

Doch Second­hand-Shops kön­nen nicht nur eine Lösung sein, um der Mas­sen­pro­duk­ti­on ent­ge­gen­zu­wir­ken, sie kön­nen außer­dem eine Alter­na­ti­ve zum Weg­schmei­ßen der Klei­dung sein. Denn bis­her lan­den über 1,5 Mil­li­ar­den Ton­nen an Klei­dung im Müll. Teils, weil die Klei­dung kaputt ist oder nicht mehr passt, oft aber nur, weil die Klei­dung nicht mehr gefällt oder der Klei­der­schrank über­füllt ist.

Vielseitig und im Wedding einzigartig

Grus Grus soll eine Lücke schlie­ßen, denn so eine Ein­kaufs­mög­lich­keit wie die kura­tier­te Vin­ta­ge­mo­de gebe es im Wed­ding noch nicht. Denn jedes Klei­dungs­stück wählt Dora selbst aus. Man kön­ne ihr zwar Klei­dung zukom­men las­sen, doch dann schaue sie erst, ob die Mode in ihren Laden pas­sen wür­de. So ver­kau­fe sie haupt­säch­lich Klei­dung aus Lei­nen oder Baum­wol­le in Erd­tö­nen. Doch das Grus Grus-Kon­zept basiert nicht nur auf Klei­dung, son­dern ver­eint auch noch Kunst und Kaf­fee. Dora selbst ist Künst­le­rin und stellt ihre Wer­ke aus. Außer­dem hat sie lan­ge Zeit als Baris­ta gear­bei­tet und freut sich, wenn sie mit den ers­ten Son­nen­strah­len auch die Ter­ras­se eröff­nen kann.

Ähn­lich viel­sei­tig wie ihr Geschäfts­mo­dell sei auch die Kund­schaft. Natür­lich kämen vie­le Wed­din­ger zu Grus Grus, doch gera­de am Wochen­en­de wür­den Bewoh­ner ande­rer Stadt­tei­le bei ihr kau­fen. Als Grund für den Erfolg seit der Eröff­nung im Okto­ber letz­ten Jah­res sieht Dora vor allem das Medi­um Insta­gram, indem sie regel­mä­ßig Out­fits pos­tet. Das soll vor allem poten­zi­el­len Kun­den einen Zugang zu Second­hand-Ware schaf­fen. Und so gebe es Men­schen, die nur durch Grus Grus auf Second­hand-Klei­dung umge­stie­gen sind.

Adres­se: Sche­rer­stra­ße 7, 13347 Berlin

Öff­nungs­zei­ten: Di – Sa 13 bis 18 Uhr

Insta­gram: https://www.instagram.com/grusgrus_vintage/

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