Ernst beiseite: Was gibt es Wichtigeres als ein leerstehendes Toilettenhaus im Schillerpark? Entschuldigung. Ja, das Wort Toilettenhaus ist nicht wertschätzend. Korrekt heißt es Bedürfnisanstalt. Ein Frevel, dass das Straßen- und Grünflächenamt diese Perle der Baukultur im Gestrüpp verwittern lässt. Seit Jahrzehnten. Und es seit sechs Jahren hinter einem Bauzaun gefangen hält. Doch zum Glück gibt es die Bezirksverordnetenversammlung (BVV). In dieser lassen einige Politiker parteiübergreifend nicht locker. Von jetzt auf gleich. Nur die sonst wortstarke Linke schweigt – noch. Hat sie den nächsten großen Weddinger Aufreger verschlafen?
Los ging der Spaß mit einer Anfrage der CDU am 18. November, bei der ersten richtigen Sitzung der BVV: “In welchem Zustand befindet sich das Gebäude?” Eine fiese Frage, wo doch alle die Antwort wissen. Der Zustand ist mit Ruine nicht lustig aber treffend beschrieben. Aber es knistert regelrecht in der Luft, denn der Frager will natürlich etwas anderes herauskitzeln: Kennt sich die neu gewählte Stadträtin für Straßen und Grünflächen Almut Neumann aus? War sie schon vor Ort? Hat sie einen Überblick über ihren Aufgabenbereich? Bis zum letzten öffentlichen Klo? Während der Frager selbst natürlich Bescheid weiß: “Angesichts der neu errichteten öffentlichen Toilette auf der gegenüberliegenden Seite der Barfußstraße erscheint eine erneute Nutzung des Gebäudes als Toilettenhaus unnötig”. Ach, seufzen da alle Schüler, wann stellt mein Lehrer endlich solche Fragen, bei denen er die Antwort gratis mitliefert. Aber Achtung! Hier will jemand die neue Stadträtin aufs Glatteis locken. Denn es gibt keine Barfußstraße, nur die offiziell als Barfusstraße betitelte. Echte Weddinger wissen: Einen Barfußpfad sucht man im Schillerpark vergebens. Das ist natürlich mehr als ein von korrekturen.de übersehener Tippfehler, das ist ein hinterhältiger Test der Ortskenntnis nach dem Motto, ob das der Stadträtin auffällt?
Aber auch die SPD nutzt die komische Stunde der wiederentdeckten Toilette am Schillerpark. In der zweiten regulären BVV-Versammlung am 16. Dezember stellt auch sie killerige Fragen: “Hat das Bezirksamt geprüft, ob evtl. eine Nutzung als Lagerraum für niedrigschwellige Sportangebote im Park infrage kommt, z.B. Lager für Bälle, Kegel, Federball o.ä.?” Drei Abkürzungen in einem Satz! Das soll ein Insider-Witz werden. Und obendrein noch das Codewort niedrigschwellig. Wer bei niedrigschwelligen Sportangeboten an alles außer Volleyball denkt, steht im Abseits. Nein, niedrigschwellig soll heißen, wer bei “Sportangeboten im Park” mitmachen möchte, klingelt an der PP-Tür (siehe Foto) und holt sich einen Ball. Ohne dafür vorher einen Termin beim Bürgeramt ausgemacht zu haben.
Und die neue Stadträtin Almut Neumann? Hat sie bei diesem Thema gut lachen? Man muss wissen, in ihrem früheren Leben war sie Aktivistin und wollte hobbymäßig mit dem Kopf durch die Wand. Nun muss sie als Politikerin wie ein Harlekin auf dem berühmten schmalen Grad des Kompromisses wandeln. In der Enge zwischen Wand und Tapete, um im Bild zu bleiben. Schafft sie das? Na klar. Einerseits bedient sie sich des zerbeulten Werkzeugkastens, den ihre Vorgängerin Sabine Weißler hinterlassen hat und sagt: “Die Akquise eines Nutzers und die Wiederherstellung der Nutzbarkeit wird derzeit im Vergleich zum Erhalt ohne Nutzung als unwirtschaftlich bewertet und daher nicht verfolgt.” Boff. Man darf sich an Parkcafé Rehberge erinnert fühlen. Zu teuer, wiederholte Sabine Weißler da über Jahre hinweg. Doch Almut Neumann beherrscht bereits das politische Sowohl-Als-Auch, um dem Entweder-Oder zu entkommen. Deshalb schiebt sie gleich hinterher: “Ein Bedarf wurde bisher nicht an das Straßen- und Grünflächenamt herangetragen.” Damit meint sie: Kommt mal auf ein lecker Schnäpperken vorbei.
Das darf man im Grunde als eine Einladung an die Linken für eine Pointe verstehen. Die tun so, als haben sie bislang noch nicht erkannt, wie viel Komik mit der Bedürfnisanstalt herauszuholen ist. Aber vermutlich gleich morgen gründet die Partei die Stadtparkvertretung Mensch Schiller.
Nicht verschwiegen werden soll, dass bereits Sabine Weißler eine Frage zum stillen Örtchen auf den Tisch flatterte. Geschlagene zwei Stunden haben – laut Kostennote – mehrere Mitarbeiter für diese humorlose Antwort gebraucht: “Das ehemalige Toilettenhäuschen befindet sich leider in einem schlechten Erhaltungszustand.” Damit es nach ein bisschen mehr aussieht, hat die frühere Stadträtin wie ein Abiturient in der Deutschprüfung noch ein bisschen was geCoppyAndPasted. Also eigentlich das Meiste. Aus der Denkmaldatenbank. Wer das für einen schlechten Toilettenwitz hält, der amüsiert sich hier mit Anfrage 1094.
Aber es stimmt natürlich, es ist unterhaltsam, wie liebevoll das Landesdenkmalamt das Klohaus am Rande der Stadt anhimmelt: “Straßenseitig werden die Häuser jeweils durch eine Konche mit Mansarddach akzentuiert.” Was vor 100 Jahren mit so viel Hingabe gebaut wurde, das wird nun mit gleicher Hingabe ins Zentrum der politischen Unterhaltung geholt. Jetzt gibt es den BVV-Beschluss, ein Konzept zur Nutzung des Gebäudes zu erstellen. Damit der Spaß nie aufhört.
Hallo
möglich das die frühere Stadträtin zu viel geCoppyAndPasted hat … wollte mich mal amüsieren… doch leider
404 – Datei oder Verzeichnis wurde nicht gefunden.
Die gesuchte Ressource wurde möglicherweise entfernt oder umbenannt, oder sie steht vorübergehend nicht zur Verfügung.
Schade
Das hatte ich schon einmal, leider vergessen. Wenn man Anfragen und so weiter aufruft, dann generiert die Webseite des Bezirksamts einen temporären Link. Ich habe jetzt eine Verbindung zur Start der kleinen Anfragen gesetzt und der geneigte Leser muss die Zahl 1094 selbst eintippen und gelangt zu dem Dokument.
Danke Perfekt
hatte es selber versucht ist aber am fehlenden Zeitraum gescheitert
Es waere doch so schoen wenn hier ein Cafe oder Imbiss eingerichtet werden koennte!