Es besteht aus einem schon etwas in die Jahre gekommenen Imbisswagen und einem länglichen Zelt, unter das sich ein paar schrabblige Plastikstühle und Tische drängen. Fast scheint es so, als ob der Kampf, der in und außerhalb des benachbarten Rathauses Wedding um seine Zukunft tobte, auch äußerlich Spuren hinterlassen hat. Die Rede ist vom Café Leo. Und von seiner vorläufigen Rettung. Doch nicht die soll an dieser Stelle interessieren.
Interessant für mich ist viel mehr, eine Antwort auf die Frage zu finden, warum es diesem Café an den Kragen gehen sollte. Eben weil es nicht nur irgendein Café ist, sondern ein beliebter Bürgertreffpunkt. Weil sein Betreiber, Hüseyin Ünlü, maßgeblich zur lebensfreundlichen Umgestaltung und zur Befriedung des Leopoldplatzes beigetragen hat und es immer noch tut.
Ich glaube, die ganze Geschichte war nur ein Test. Warum sonst sollte ein Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung ohne Not eine Institution in Frage stellen, deren Existenzberechtigung hinlänglich bewiesen ist? Warum sonst mussten als Geschütze gegen das Café Leo jede Menge formaljuristische Gründe ins Feld geführt werden, um sie dann am Ende für nicht wirklich wichtig zu erachten?
Die Antwort ist ganz einfach: Spätestens seit seinem unbändigen Einsatz für die Bebauung des Mauerparks ist besagter Bezirksstadtrat als überaus sensibler und bürgernaher Politiker bekannt. Wahrscheinlich hatte er bemerkt, dass es immer mehr Menschen im Wedding gibt, die sich für die Entwicklung in ihren Kuschelkiezen nicht mehr wirklich interessieren. Was lag da näher, als sie durch eine gezielte Provokation aus ihrer Lethargie zu reißen. Carsten Spallek, so heißt der verdienstvolle Stadtrat, kann sich freuen. Mehr als 16.000 Menschen unterschrieben eine Petition zum Erhalt des Cafés. Das ist bürgernahe Politik vom Feinsten.
Ich bin schon jetzt ganz gespannt darauf, womit der CDU-Mann die Weddinger als nächstes provozieren wird.
Autor: Ulf Teichert