Mastodon

Paul-Gerhardt-Stift begrüßte 126 weitere Geflüchtete:
Mehr Platz im Refugium an der Müllerstraße

21. Februar 2023
9

Klei­ne Ges­ten sind wich­tig, wenn das Zusam­men­le­ben gut funk­tio­nie­ren soll. Und genau das wün­schen sich die Mit­ar­bei­ten­den im Paul-Ger­hardt-Stift (PGS). Am Valen­tins­tag haben sie des­halb zu einem klei­nem Emp­fang ein­ge­la­den, um 126 neue Bewohner:innen zu begrü­ßen. Die Geflüch­te­ten, die ein­ge­la­den waren, kom­men über­wie­gend aus der Ukrai­ne und suchen in Ber­lin Schutz vor dem Krieg in ihrem Land.

Begrüßung im Paul-Gerhardt-Stift. Foto: Hensel
Begrü­ßung im Paul-Ger­hardt-Stift. Foto: Hensel

Das Paul-Ger­hardt-Stift hat­te zum 1. Febru­ar sei­ne Kapa­zi­tät im Refu­gi­um erhöht. Das ist der Bereich, der sich seit vie­len Jah­ren um geflüch­te­te Men­schen küm­mert. 126 Bewohner:innen wur­den in den ver­gan­ge­nen Wochen hier neu unter­ge­bracht. Mar­tin von Essen vom PGS begrüß­te die Neu­an­ge­kom­me­nen bei einem Begrü­ßungs­emp­fang zuam­men mit Ste­fa­nie Tepie Tame und Judith Drews, die die Geflüch­te­ten­ar­beit leiten.

Stifts­vor­ste­her und Pfar­rer Mar­tin von Essen gab den neu­en Bewoh­nern Infor­ma­tio­nen zum Stift und zu den Ansprech­part­nern: „Damit Sie wis­sen, wo Sie hier sind“. Er ver­wies auf Ärz­te auf dem Gelän­de, die Kita, das Stadt­teil- und Fami­li­en­zen­trum, das Sprach­ca­fé, die juris­ti­sche Sozi­al­be­ra­tung, die kos­ten­lo­se Heb­am­men­sprech­stun­de und die Kir­che, die allen immer offen­ste­he. „Alle ver­su­chen wir hier, eine gute Gemein­schaft zu erle­ben und uns gegen­sei­tig zu unter­stüt­zen. Ich wün­sche ihnen und uns ein gutes und fried­li­ches Mit­ein­an­der im Paul-Ger­hardt-Stift!“, sag­te Von Essen. Wen er mit „alle“ meint, wur­de sicht­bar als die zustän­di­gen Mit­ar­bei­ten­den nach­ein­an­der vor die Geflüch­te­ten tra­ten – Haus­tech­ni­ker, Sozialarbeiter:innen, Erzieher:innen, ein Psy­cho­lo­ge, Verwaltungsmitarbeiter:innen, ein Frei­wil­li­ger, der ein sozia­les Jahr im Stift macht. Jeder ein­zel­ne wur­de von den neu­en Bewohner:innen beklatscht, mache rie­fen in gebro­che­nem Deutsch „Dan­ke­schön“.

Martin von Essen bei der Begrüßungsveranstaltung. Malizha Musaeva übersetzte seine Worte für die Geflüchteten. Foto: Hensel
Mar­tin von Essen bei der Begrü­ßungs­ver­an­stal­tung. Maliz­ha Mus­ae­va über­setz­te sei­ne Wor­te für die Geflüch­te­ten. Foto: Hensel

Die Mit­ar­bei­ten­den sind ein Teil der Hil­fe­st­ruk­tur im PGS, der ande­re Teil sind die Räum­lich­kei­ten selbst. Die reno­vier­te Gemein­schafts­un­ter­kunft erstreckt sich nahe der Edin­bur­ger Stra­ße über zwei Eta­gen. Pro Geschoss ste­hen 30 Zim­mer zur Ver­fü­gung. Alle Räu­me haben einen ange­schlos­se­nen Sani­tär­be­reich. Ins­ge­samt gibt es vier Gemein­schafts­kü­chen, zwei Kin­der­spiel­zim­mer und zwei Gemein­schafts­be­rei­che. Die neu­en Unter­künf­te ent­stan­den, nach­dem der Trä­ger des Pfle­ge­wohn­heims sei­nen Ver­trag mit dem PGS im ver­gan­ge­nen Jahr auf eige­nen Wunsch auf­ge­löst hat­te und bereits ein Teil der bis­he­ri­gen Bewoh­ner aus­ge­zo­gen waren. Die dann leer­ste­hen­den Räu­me hat das Stift fürs Refu­gi­um hergerichtet.

Vie­le der neu ein­ge­zo­ge­nen Geflüch­te­ten haben die letz­ten Mona­te in Erst­auf­nah­me­stel­len ver­bracht. Mit einer Bele­gung von ein bis drei Per­so­nen bie­tet die Unter­kunft im Paul Ger­hardt Stift den Bewohner:innen die ersehn­te Pri­vat­sphä­re und den not­wen­di­gen Schutz. Ins­ge­samt gibt es auf dem Gelän­de an der Mül­lerstra­ße jetzt 295 Plät­ze für geflüch­te­te Menschen.

Judith Drews (links) und Stefanie Tepie Tame vom Refugium begrüßen die Geflüchteten. Foto: Hensel
Judith Drews (links) und Ste­fa­nie Tepie Tame vom Refu­gi­um begrü­ßen die Geflüch­te­ten. Foto: Hensel

„Wir kön­nen ihr Zuhau­se in der Hei­mat nicht erset­zen. Aber wir wol­len ihnen einen Ort geben, an dem sie ein wenig zur Ruhe kom­men kön­nen und an dem sie sich wohl­füh­len kön­nen“, sagt Ste­fa­nie Tepie Tame, Geschäfts­füh­re­rin der PGS Sozia­les, den etwas über 50 Geflüch­te­ten, die die Ein­la­dung an die­sem Tag ange­nom­men hat­ten. Damit das von Anfang an gelingt, gab es am ver­gan­ge­nen Diens­tag (14.2.) den Begü­ßungs­emp­fang mit freund­li­chen Wor­ten, eini­gen Infor­ma­tio­nen, Musik und einem Buf­fet. Eine klei­ne Ges­te, die bei den neu­en Bewohner:innen gut ankam.

Einen kleinen Imbiss gab es für die Gäste auch. Foto: Hensel
Einen klei­nen Imbiss gab es für die Gäs­te auch. Foto: Hensel

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

9 Comments

  1. Lie­be Lese­rin­nen, lie­be Leser,
    bei die­sem Bei­trag gab es Kom­men­ta­re, die wir nicht frei­ge­ge­ben haben. 

    Wir prü­fen jeden Kom­men­tar vor Frei­ga­be. Kri­tik in der Sache und gegen­tei­li­ge Mei­nun­gen sind will­kom­men, Lob und kon­struk­ti­ve Hin­wei­se natür­lich auch. Wir bit­ten Euch jedoch, stets respekt­voll im Ton zu blei­ben. Der Wed­ding­wei­ser ist kein Stamm­tisch und Hass ist kei­ne Mei­nung. Kom­men­ta­re, die das nicht berück­sich­ti­gen, wer­den vor Ver­öf­fent­li­chung gelöscht. 

  2. Ich fin­de Ihre For­mu­lie­rung nicht in Ord­nung. „Sau­er“ ist unzu­rei­chend, Zorn trifft es eher. Die Geflüch­te­ten inter­es­sie­ren sich wohl kaum, sie sind ledig­lich Nutz­nie­ßer, was doch wohl jeder nach­voll­zie­hen kann.
    Dass Eigen­be­darf ange­mel­det wor­den ist, das sag­te laut B.Z. die Johan­nes­stift Dia­ko­nie schon im Novem­ber. Jetzt schie­ben die natür­lich ein­an­der den schwar­zen Peter zu, da die Auf­merk­sam­keit wächst. Soweit so gut.
    Es muss doch mög­lich sein, das inves­ti­ga­tiv zu ver­fol­gen, da es in Anbe­tracht stei­gen­der Geflüch­te­ten­zah­len in Zukunft für Heim­be­woh­ner von gro­ßem Inter­es­se sein kann, ob sie weni­ger lukra­tiv sind als die Unter­brin­gung Geflüchteter.
    Ich wür­de mir wün­schen, dass Jour­na­lis­ten sich nicht mit Pres­se­mel­dun­gen und schwam­mi­gen For­mu­lie­run­gen zufrie­den geben, son­dern nach­ver­fol­gen, ob es ums Geld geht, ob der Wunsch des Trä­gers eine Schutz­be­haup­tung ist, war­um 10 Jah­re zu früh auf­ge­löst wurde.
    Die vom Focus sug­ge­rier­te Kau­sa­li­tät ist natür­lich vor­han­den, es ist nun­mal ein Nullsummenspiel.

    • Ja, es wäre schön, wenn Jour­na­lis­ten immer ordent­lich recher­chie­ren wür­den. Vor allem, wenn sie so gut bezahlt wer­den wie die von einem gro­ßen Medi­um wie dem Focus.

  3. Sor­ry, aber dafür wur­den die bis­he­ri­gen Senio­ren raus­ge­wor­fen. Alle Bekann­ten sind stink­sauer auf die Vor­stän­de, ein­fach wider­lich, wie mit den Flücht­lings­gel­dern der Bun­des­län­der bei der EKD Ber­lin Bran­den­burg und dem Paul-Ger­hard-Stift Kas­se gemacht wer­den soll. Ich wer­de bei Freun­den die Berich­te vom FOCUS verteilen.

    • Dass die Senior:innen raus muss­ten, ist schei­ße. Nach unse­ren Recher­chen vor Ort ist der Zusam­men­hang (die Senior:innen muss­ten wegen der Geflüch­te­ten raus) so nicht wirk­lich halt­bar. Ich war im PGS und habe auch mit dem Stifts­vor­ste­her gespro­chen, der in dem genann­ten Focus-Arti­kel nur indi­rekt per Pres­se­mit­tei­lung zitiert wird. Mir hat er mei­ne Fra­gen beant­wor­tet, das war gar kein Pro­blem. Ich ver­ste­he nicht, wie­so das Focus nicht geschafft hat, was ich ein­fa­che Lokal­jour­na­lis­tin schaf­fe. Wie sehr man ver­sucht hat, die­se Sei­te wirk­lich zu hören, kann ich nicht beur­tei­len. Für mich war es leicht. In dem Fokus-Arti­kel ist sug­ge­riert wor­den, dass es zwi­schen Auszug/Rauswurf der Senior:innen und Ein­zug der Geflüch­te­ten einen direk­ten Zusam­men­hang gebe, aber da steht auch, wenn man genau liest, dass es dafür gar kei­ne Bele­ge gibt. Kei­ne Kün­di­gung, kein schrift­lich ange­mel­de­ter Eigen­be­darf. Der Rest ist Behaup­tung. Wer da am Ende wem den schwar­zen Peter zuschie­ben will, kann man so ein­fach nicht ent­schei­den. Ist auch egal für die alten Leu­te. Für die ist es nur scheiße.

      Inso­fern ist es ver­ständ­lich, sau­er zu sein. Nur auf wen? Auf das Paul Ger­hardt Stift, auf das Evan­ge­li­sche Johan­nis­stift oder auf die Geflüch­te­ten? Ich fin­de, das macht schon einen Unterschied.

        • Der Tages­spie­gel ist bei sei­ner Recher­che etwa zur glei­chen Erkennt­nis gekom­men wie wir. Der hat sich die Mühe gemacht, nicht nur eine Sei­te zu hören.

        • Der Plu­rar von “Seni­or” ist übri­gens “Senio­ren” und nicht “Seni­or:”. Aber passt ja ins Bild. Iden­ti­tät­a­po­li­tik ahoi.

          • Wenn es Dir ums kor­rek­te Gen­dern geht: Sowohl Senioren:innen als auch Senior:innen wären nach den gän­gi­gen Hand­bü­chern für geschlech­ter­sen­si­ble Spra­che richtig. 

            Wenn es Dir dar­um geht, Dich dar­über auf­zu­re­gen, dass in dem Text über­haupt gegen­dert wird: Ich bin auch nicht fürs Gen­dern. Per­sön­lich den­ke ich, es bringt nicht den gewünsch­ten Effekt. Aber es ist man­chen Men­schen wich­tig und ich bin ein höf­li­cher Mensch, der jetzt kei­nem direkt vor den Kopf sto­ßen möch­te und es tut mit nicht weh, es zu tun. Und ich habe für mich vor eini­ger Zeit ent­schie­den, mich über sowas nicht mehr auf­zu­re­gen. Ich kon­zen­trie­re mich lie­ber auf Inhal­te. Inso­fern: Wie gefällt Dir der Text sonst so?

Schreibe einen Kommentar zu Matthias Antworten abbrechen

Your email address will not be published.

MastodonWeddingweiser auf Mastodon
@[email protected]

Wedding, der Newsletter. 1 x pro Woche



Unterstützen

nachoben

Auch interessant?