Wie heißt der Platz auf diesem Foto? Auf den Straßenschildern ist er noch unter seinem alten Namen geführt: Nachtigalplatz, benannt nach dem Afrikaforscher Gustav Nachtigal (1834–1885). Der war einerseits ein Wissenschaftler, aus dessen Vorarbeiten sich später ein ganzer Wissenschaftszweig, die Ethnologie, entwickeln sollte. Auf der anderen Seite war er aber auch ein Wegbereiter des deutschen Kolonialismus und zeitweise einer der höchsten deutschen Kolonialbeamten.
Der Platzname missfiel nicht nur vielen afrikastämmigen Berlinerinnen und Berlinern. Warum sollte die Stadt einen ehemaligen Kolonialbeamten ehren, indem sie einen Platz nach ihm nennt? Ist das nicht eine Legitimation des Kolonialismus, der seine Zwangsherrschaft auf einem kruden Rassismus gründete, der die Menschheit nach Hautfarbe klassifiziert?
In einem langwierigen Verfahren wurde eine Umbenennung nicht nur des Nachtigalplatzes, sondern auch der benachbarten Lüderitzstraße und der Petersallee beschlossen, die sogar nach deutlich blutrünstigeren Pionieren des deutschen Kolonialismus benannt sind. Der Beschluss fiel in der BVV Mitte nach zweijähriger Debatte im April und Oktober 2018. Per Allgemeinverfügung wurden die neuen Namen festgesetzt: aus dem Nachtigalplatz wurde der Manga-Bell-Platz. Widersprüche von 127 Anwohnerinnen und Anwohnern wurden am 22.12.2019 kostenpflichtig abgelehnt (je etwa 150 Euro wurden berechnet, worauf im Vorfeld allerdings niemand hingewiesen hatte).
Aber warum heißt der Platz drei Jahre nach seiner Umbenennung immer noch Nachtigalplatz, warum sind die Straßenschilder noch nicht längst ausgetauscht? Es gab noch einen Widerspruch, den man nicht unter den Tisch bügeln konnte. Er kam aus Kamerun, von einem Nachfahren des Namensgebers: König Jean-Yves Eboumbou Dualla Bell. Der freute sich zwar über die Ehrung seines Vorfahren, der 1914 nach einer Rebellion gegen eine Vertreibungsaktion der deutschen Kolonialherren hingerichtet worden war.
Aber er bemängelte, dass der Name nicht der richtige sei. »Bell« sei eine Erfindung der Kolonialherren, die ihn besser aussprechen konnten als den traditionellen Familiennamen Bonamanga (Nachfahre von Manga). Und auch
“Duala” gehöre zum Namen. So nennt sich das Volk, das er anführte. Einfach nur “Manga Bell” führt also auf jeden Fall in die falsche Spur: Manga ist nicht der Vorname des Geehrten. Bei Wikipedia ist er unter dem Namen Rudolf Duala Manga Bell verzeichnet.
An und für sich könnte man meinen, die Beantwortung dieser Frage wäre nicht dringlich, derzeit stünden wichtigere Probleme an. Unterdessen geht die Debatte aber weiter. Es wird derzeit zum Beispiel ganz konkret über mögliche Gedenkstätten diskutiert, die im Zentrum der deutschen Hauptstadt an unsere historische Rolle im europäischen Kolonialismus erinnern sollen: zum Beispiel an die “Berliner Konferenz” von 1884⁄1885, auf der die europäischen Kolonialmächte Afrika untereinander aufteilten. Oder an den Völkermord an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika (Namibia) zwischen 1904 und 1908. An die Beteiligung an der Niederschlagung des Boxeraufstands in China in den Jahren 1900 und 1901. Die Liste könnte noch weitergeführt werden.
Der Nachtigalplatz könnte dabei eine Rolle spielen. Denn im historischen Regierungsviertel Berlins reicht der Platz nicht, um an alle Verbrechen Deutschlands auf den verschiedenen Kontinenten zu erinnern. Das Mahnmal für die
Ermordung der Juden in Europa und die Topographie des Terrors prägen den Bereich bereits so stark, dass eine weitere Gedenkstätte hier schlichtweg untergehen würde. Das würde dem Anliegen nicht gerecht. Die Originalschauplätze der Kolonialverbrechen in der Wilhelmstraße sind also für größere Objekte als Gedenk- und Erinnerungstafeln nicht geeignet.
Deshalb ist es sinnvoll, mit der Enthüllung eines neuen Straßenschildes am ehemaligen Nachtigalplatz noch etwas zu warten. Reichlich Platz für ein Mahnmal wäre hier nämlich vorhanden. Lokale Bezüge gibt es hier allein schon wegen der Bezeichnung der Gegend als “Afrikanisches Viertel”. An was genau hier erinnert werden soll, müsste aber geklärt werden.
Autor: Christof Schaffelder
Dieser Beitrag erschien zunächst in der Zeitschrift Ecke Müllerstraße
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Hallo
.…„Jetzt rauben unsere eigenen Leute Afrika aus“
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Für die heimischen Kleptokraten, die im Augenblick der Unabhängigkeit anfingen, Afrika erneut auszurauben, hat Bekolo nur Spott und Verachtung übrig. Voller Lob dagegen ist er für die Leistungen der Weißen: „Wenn es gelingen sollte, negative Erscheinungen wie Ausbeutung und Unterdrückung abzustellen, wird die Idee der Re-Kolonisierung bei den Afrikanern gut ankommen.
Sie wissen einfach nicht mehr weiter. Selbst wenn es darum geht, unsere Kulturen zu bewahren, sind es Weiße, die sich wirklich um sie kümmern. Als ob sich seit den Zeiten der Sklaverei nichts geändert hätte! Wir sollten Jacques Chirac für das Musée Branly dankbar sein: Dort zumindest wird unser Erbe bewahrt.“
Bekolo beschreibt, wie die afrikanischen Eliten, die ihr eigenes Land ausplündern, dem Weißen Mann alles verdanken: Sie erwerben seine Diplome, fahren seine Autos, tragen seine Anzüge und schicken ihre Kinder auf seine Schulen. Selbst unser Präsident, so Bekolo, ist ein Produkt des Weißen Mannes. Er und seine ganze Entourage benehmen sich „weiß“.
Im Staatsapparat gibt es keinen Platz für Afrika und seine Traditionen – einzige Ausnahme sind die traditionellen Tanzgruppen, die zum Flughafen geschafft werden, wenn der Präsident auf Reisen geht. Als ob, spottet Bekolo, es sich bei dieser organisierten Folklore nicht um eine koloniale Erfindung handelte!
Für Bekolo ist Hilfe von außen nötig.…
Wenn man das liest dann kann die Kolonialzeit doch nicht so schlimm gewesen sein !!??
https://www.welt.de/kultur/article118718883/Warum-die-Weissen-nach-Afrika-zurueckkommen-sollen.html
in diesem sinne
Dieses Chaos der Umbenennungenarie durch den Senat wird ja immer unerträglicher! Da wird in irgendwelchen Hinterzimmerstuben unter Ausschluss der Öffentlichkeit Tage- , wochenlang beraten, wie denn der Platz/die Straße heißen könnte – und sobald man mit den „Geheimberatungen“ rausgeht, stellen die wirklichen Fachleute und Betroffenen fest, dass diejenigen überhaupt keine Ahnung hatten, von dem, was sie beraten/beschlossen hatten! Da wird allen Ernstes eine afrikanische Sklavenhändlerin als Namenspatin vorgeschlagen, dann weiß man hier nicht, wie der zu Ehrende im Kamerun richtig heißt usw.
Alles ist ein Spiegelbild dieser chaotischen RRG- Regierung! Und hier sind – wohlweislich – „nur“ ein paar Straßennamen betroffen!
Der Senat hat überhaupt nichts mit der Umbenennung zu tun. Geht übrigens auch aus dem Text hervor.