Zwei Meldungen bestimmen an diesem Tag die Nachrichten, die uns auch im Wedding und in Gesundbrunnen berühren. In unserem Redaktionschat haben wir angeregt diskutiert. Zwei unserer Autoren haben sich dazu Gedanken gemacht.
“Was macht diese Meldung mit mir als Anwohner?”
“Im neuseeländischen Christchurch schießt ein durchgeknallter Rechtsextremer in einer Moschee minutenlang um sich und tötet mindestens 40 Menschen. Die zweite Nachricht betrifft den Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz Anis Amri. Recherchen vom RBB und der Berliner Morgenpost zufolge soll er zusammen mit zwei weiteren Islamisten 2016 einen weiteren Anschlag auf das Weddinger Gesundbrunnen Center geplant haben.
Das ist das Einkaufszentrum, in dem ich regelmäßig einkehre. Der Shopping-Tempel, in dem sich meine 4‑jährige Tochter jedes Mal ein Eis erbettelt und meine Freundin über einen längeren Zeitraum bei H&M gearbeitet hat. Ich habe Angst! Die möglichen Terrorpläne am Gesundbrunnen Center werden im Redaktionschat des Weddingweisers zum Thema. Sollen wir etwas bringen? Oder befeuern wir damit nur die Panikmache? Schließlich handelt es sich bis dato nur um einen Terrorverdacht. Trotzdem will ich dazu etwas sagen. Ich will ausdrücken, was das mit jemanden macht, der nur ein Kilometer Luftlinie vom Gesundbrunnen Center lebt.
Dass diese zwei Ereignisse – Christchurch und Gesundbrunnen Center – relativ zeitgleich auf der medialen Agenda aufschlugen, macht mir eines deutlich: Es geht hier nicht um religiöse Einstellungen oder politische Überzeugungen. Idioten gibt es in allen Gruppierungen und letztendlich sollten wir anfangen, anders zu clustern. Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Adern sagte heute in Bezug auf die Terroristen, dass für solche Menschen in der neuseeländischen Gesellschaft kein Platz sei. Und genau diese Aussage lässt sich gut auf Deutschland übertragen.
Dennoch sollten wir die Kirche im Dorf lassen. Terror darf nicht dazu führen, dass wir nicht mehr ins Gesundbrunnen Center gehen oder insgesamt öffentliche Menschenansammlungen meiden.”
Text: Andreas Oertel
“Ich lasse mich nicht beeindrucken”
“Ein islamistischer Bombenanschlag (rbb) auf das Gesundbrunnen Center? Das Ziel überrascht mich. Ist es das Symbol des Konsums, ein großer Konsumtempel, das Einkaufszentrum? Oder geht es um die Diversität der Besucher? Gefühlt treffen sich ja im Center arm und reich, Menschen aus’m Wedding sowie dem nahen Prenzlauer Berg. Auch ich wohne ganz in der Nähe, doch gehe lieber in die Läden der belebten Badstraße. Die Gründe, die so einen Anschlag antreiben, sind meist ganz einfach: Terror. Es geht darum, den Menschen Angst zu machen. Ich lasse mich nicht beeindrucken, dafür wohne ich hier lang genug.”
Text: Samuel Orsenne