Die stille Togostraße mit ihrem breiten Grünstreifen in der Mitte wirkt gemütlich und bestimmt nicht wie ein Kunstquartier. Dennoch hat sich mit der Galerie Franzkowiak ein Anlaufpunkt für Kunstinteressierte etabliert, der sich bei näherer Betrachtung gut in den Kiez einfügt.
Bis Ende 2013 war das frühere Elektronikfachgeschäft in der Togostraße 6 ungenutzt. „Wenn man von der lauten Seestraße abbiegt, kommt man in der Togostraße gleich zur Ruhe“, sagt Josephine Brückner. Eigentlich hat sie für ihre Schwester und sich einen Laden für das Mabellevie-Atelier gesucht. „Doch weil wir wussten, dass unser Bekannter, der Galerist Marc Franzkowiak Räume für eine Galerie sucht, haben wir uns für diese zweigeteilten Gewerberäume interessiert“, erzählt die 28-jährige Kunstwissenschaftlerin. Links das Ladenatelier, rechts die Galerie – Küche und Hinterzimmer werden gemeinsam genutzt.
Marc Franzkowiak betrieb zuvor als geschäftsführender Gesellschafter den Berliner Ableger einer etablierten Leipziger Galerie in Berlin-Mitte. Seine Pläne für die Etablierung einer neuen Galerie mit speziellem Profil führten ihn in das südliche Afrikanische Viertel, wo schon seit Jahren viele Manufakturen existieren und Designer arbeiten und leben. Ob Schmuck (Anna Kiryakova), Mode (Montagehalle), Porzellan (ManuFactory), Leder (Leevenstein) und jetzt auch Möbelaufarbeitung (Mabellevie), das unaufgeregte Wohnviertel ist für Kreative gut geeignet, um sich zu vernetzen und zu etablieren. Von Anbeginn war auch der Vermieter der beiden Läden vom Konzept begeistert: als Mitglied der „Zentralkapelle“ organisierte er zur Eröffnung Anfang September 2014 ein großes Konzert – vor der Galerie – auf dem Mittelstreifen der Togostraße.
Die etwa 75 qm große Galerie verfügt über zwei großzügige Ausstellungsräume, die auch für Veranstaltungen und Events genutzt werden können. Der Galerie-Schwerpunkt liegt zwar auf gegenständlich, figürlicher Malerei, aber auch Bildhauerei, Fotografie, Objekt- und Konzeptkunst finden durchaus ihre Berücksichtigung. „Wir waren sehr stolz, der Eröffnungsort des Monats der Fotografie-OFF im vergangenen November zu sein“, berichtet Josephine Brückner. Dadurch sind auch Besucher aus ganz Berlin in die Galerie gekommen, die sonst eher Orte mit Bezügen zur Fotografie frequentieren. „Auch wenn eine kommerzielle Galerie, bei der man klingeln muss, anfangs abschreckend wirken kann, besuchen uns auch viele Kiezbewohner“, berichtet Josephine Brückner. Berührungsängste gibt es im weltoffenen Afrikanischen Viertel also kaum, viele Studenten und junge Familien scheinen das Viertel für sich zu entdecken, nicht zuletzt wegen der guten Infrastruktur, Verkehrsanbindung und den nahem Volkspark Rehberge. Von Übersättigung kann in diesem Teil des Weddings noch keine Rede sein, glaubt die Kunstwissenschaftlerin, die selbst in der Nähe wohnt. „Wir würden uns freuen, wenn sich gerade hier noch mehr Galerien niederlassen, da der Kiez beste Voraussetzungen bietet und unserer Meinung nach Potential hat!“
neu: Friedrichstr. 76–78, in 10117 Berlin
[…] haben sich mit dem Laden Mabellevie für künstlerisch aufgearbeitete Möbelstücke und mit der Galerie Franzkowiak ebenfalls weitere Kreative […]