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„GAILLARD VIVANT“: Frau zieht Mann an!

1. August 2013
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1 (C) Claudia AdrianWer die Oude­nar­der Stra­ße kennt, hat sich wohl schon des Öfte­ren gefragt, was pas­siert da eigent­lich im Erd­ge­schoss der Nr. 8? Was sol­len die­se Schau­fens­ter­pup­pen in der Auslage?
Die Ant­wort ist ganz ein­fach, hier befin­det sich die Ate­lier­werk­statt des Ber­li­ner Mode­la­bels „GAILLARD VIVANT“. Ber­li­ner Her­ren­mo­de aus dem Wedding.

„GAILLARD VIVANT“, das ist Mode für den Mann von einer Frau

Ant­je Bur­ck­hardt ist gebür­tig aus Cos­wig. Sie lebt und arbei­tet seit vie­len Jah­ren im Wed­din­ger Kiez, genau­er gesagt, in der Oude­nar­der Stra­ße 8. Das Schnei­der­hand­werk hat sie von der Pike auf gelernt und stu­dier­te anschlie­ßend Thea­ter­aus­stat­tung und Kos­tüm­ge­stal­tung an der Hoch­schu­le für Bil­den­de Küns­te in Dres­den. Nach dem Stu­di­um zog es sie nach Ber­lin. „Die Anfangs­zeit in Ber­lin war schwie­rig, die klei­ne Hin­ter­hof­woh­nung platz­te fast aus allen Näh­ten. Stof­fe, Schnei­der­pup­pen und Näh­ma­schi­nen, haben mir fast die Luft zum atmen genom­men und Son­nen­licht gab es auch nicht wirk­lich“, erzählt mir Ant­je Bur­ck­hardt. Nach eini­gen Jah­ren woh­nen und arbei­ten im Hin­ter­haus, woll­te sie raus aus der Enge und trotz­dem im Kiez blei­ben. Es soll­te groß­zü­gig sein und trotz­dem bezahl­bar. Da schien ihr der schon lan­ge leer ste­hen­den Laden im Erd­ge­schoss des Vor­der­hau­ses bes­tens geeignet.

Aufwändig ausgestatteter Laden

2009 hat sie dann in müh­se­li­ger Klein­ar­beit ange­fan­gen, den Laden im Erd­ge­schoss der Oude­nar­der Stra­ße 8 zu sanie­ren. „Kaum zu glau­ben, was da für Schät­ze zum Vor­schein kamen, allei­ne die wun­der­schö­nen Jugend­stilma­le­rei an den Decken der vor­de­ren Räu­men sind ein Traum“, erzählt mir Ant­je Bur­ck­hardt begeis­tert. Mit viel Lie­be zum Detail und jede Men­ge Herz­blut, hat sie aus einem völ­lig ver­gam­mel­ten Laden­ge­schäft ein Juwel gezau­bert. In die­ser Kulis­se aus char­man­ten alten Möbeln und zeit­ge­mä­ßen Ein­bau­ten. wohnt und arbei­tet sie nun. Die moder­nen Holz­ein­bau­ten wur­den von ihrem Vater ent­wor­fen und ein­ge­baut. „Es war viel, sehr viel Arbeit und hat über­aus lan­ge gedau­ert, ohne mei­nen Vater wäre ich hier nie fer­tig gewor­den, er hat mit mir mona­te­lang gewer­kelt“, sagt sie, nicht ganz ohne Stolz in der Stimme.

Bewusst im Wedding

Auf mei­ne Fra­ge, war­um sie all die Jah­re dem Wed­ding treu blieb, ant­wor­tet Ant­je Bur­ck­hardt: „Der Wed­ding ist toll, die Men­schen im Kiez haben kei­ne Berüh­rungs­ängs­te, wenn mei­ne Laden­tür offen steht, kom­men sie ein­fach so in mein Ate­lier, fra­gen neu­gie­rig nach, was ich denn da so mache. Anfangs war es für mich schon etwas unge­wohnt, jetzt habe ich mich an die neu­gie­ri­gen Bli­cke, Fra­gen und platt gedrück­ten Nasen am Schau­fens­ter gewöhnt. Genau­so wie an die teil­wei­se sehr kurio­sen Typen, die es hier im so Kiez gibt“, sagt sie lachend. „Es ist eben ein ganz ande­res Arbei­ten, nicht völ­lig abge­schirmt im Hin­ter­hof, wo ich allei­ne schnei­der­te“, erklärt sie mir.

Ein eigenes Herrenmodelabel

Ant­je Bur­ck­hardt ist eher eine Frau der lei­sen Töne und steht nicht ger­ne im Mit­tel­punkt, eine sehr talen­tier­te und sym­pa­thi­sche Per­son, die ihr Kön­nen zu Unrecht bis­her vor uns ver­steckt hielt! Was letzt­lich nicht wirk­lich stimmt, denn ihre Refe­renz­lis­te ist lang, sie hat sich bereits als Gewand­meis­te­rin, Kos­tüm- und Büh­nen­bild­ne­rin sowie in der Kos­tüm­ge­stal­tung für Thea­ter, Oper und Film, weit über die Gren­zen Ber­lins und Deutsch­land hin­aus, einen sehr guten Namen gemacht.
Den­noch, auf Dau­er nur fremd­be­stimmt arbei­ten war für sie nicht von Inter­es­se, sie woll­te etwas Eige­nes schaf­fen. Etwas, wo sie Ihre Lie­be zu alten Kos­tü­men und der Her­ren­mo­de aus den letz­ten 400 Jah­ren ein­flie­ßen las­sen kann, aber auch ihre ganz eige­nen Ideen einen Platz fin­den. Im Juni 2012 setz­te sie die­sen Gedan­ken in die Tat um und grün­de­te ihr eige­nes Mode­la­bel. „GAILLARD VIVANT“ kommt aus dem Fran­zö­si­schen und soll den leben­di­gen, neu­en Mann wider­spie­geln, ein Besin­nen auf Geschich­te der Mode, einer Zeit, in wel­cher die Ästhe­tik und Qua­li­tät der Beklei­dung noch Prio­ri­tät hat­te. Die Mode von „GAILLARD VIVANT“ ist nicht all­täg­lich und trotz­dem trag­bar. Es tref­fen alte und fast ver­ges­se­ne Schnitt­for­men auf die heu­ti­ge Zeit und ver­schmel­zen zu einem ganz eige­nen neu­en Stil. Hier wer­den auch schon mal edle Stof­fe mit beque­mem Jeans­stoff gemixt. Im Fokus steht der Geh­rock, Ant­je Bur­ck­hardt inter­pre­tiert die­sen neu, modern und aus ganz eige­ner Sicht. Eine Mode für den etwas ande­ren moder­nen Mann, der eben nicht auf Ein­heits­brei steht, son­dern lie­ber indi­vi­du­ell geklei­det durch das Groß­stadt­le­ben flaniert.
Alle Hosen, Jacken, Wes­ten etc. sind hand­ge­fer­tig­te Ein­zel­stü­cke. Indi­vi­du­el­le Wün­sche wer­den ger­ne berück­sich­tigt. „Fast“ alles ist mög­lich, fach­kun­di­ge Bera­tung inklu­si­ve. Jedes Klei­dungs­stück ist ein Uni­kat „cus­to­mi­zed with love in Ber­lin-Wed­ding“. Preis­lich natür­lich nicht ver­gleich­bar mit Klei­dung von der Stan­ge und den­noch bezahl­bar. Die Prei­se berech­nen sich nach Beschaf­fen­heit des Stoffs und Anfer­ti­gungs­auf­wand. Wer jetzt glaubt, so etwas hat im Wed­ding kei­ne Chan­ce, irrt gewal­tig. Inter­es­se ist da, Ihre Kun­den kom­men aus der direk­ten Nachbarschaft.
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Mein Fazit: „GAILLARD VIVANT“ – ein Name, den wir uns mer­ken soll­ten! Eine zeit­lo­se Män­ner­mo­de von äußerst hoher Qua­li­tät, wie sie heu­te nur noch sel­ten zu fin­den ist, die man(n) jeden Alters lan­ge tra­gen kann und unauf­fäl­lig auffällt!
Autorin/Fotos: Clau­dia Adrian
2 (C) Claudia Adrian
 
Oude­nar­der Str.8
13347 Ber­lin
Ter­mi­ne nach Vereinbarung

Gastautor

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1 Comment

  1. Ich hab mir erst vor kur­zem eine Hose, eine West und ein Ober­teil machen las­sen und bin total begeis­tert und aus dem Häus­chen. Es ist gera­de für gro­ße schlan­ke Men­schen heu­te so gut wie unmög­lich wirk­lich gut sit­zen­de und ele­gan­te Mode zu fin­den. Und die Varia­ti­ons­mög­lich­kei­ten für Män­ner im Rah­men von Anzü­gen erstre­cken sich auf die Wahl der Man­chet­ten­knöp­fe und einer Krava­tte. Und der Preis misst sich mit dem eines guten Anzugs. Vie­len Dank GAILLARD VIVANT ich kom­me sicher wieder.

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