Eine Gemeinschaftsaktion Weddinger Künstler
In nordischen Ländern gehört die Landesflagge zum Inventar eines jeden Hauses, in Deutschland ist sie eher typisch für Kleingartenanlagen. Aus der Tagesschau kennen wir die Ansammlung von Flaggen vor Konferenzgebäuden, sobald sich Regierungschefs in Brüssel oder anderswo treffen. Doch jetzt haben sich zwölf Weddinger Künstlerinnen und Künstler zusammengetan, um mit ihren Flaggenentwürfen in Zeiten des Internets zu zeigen: “Liebes Umfeld, wir sind auch noch da! In Vielfalt, in Individualität und in echt!“ „Uns kann man nicht einfach wegklicken!“
Flagge zeigen! Das bedeutet, inneres Erleben und eigene Wahrnehmung künstlerisch und grafisch in eine vorgegebene Fläche zu pressen, um der Außenwelt zu sagen: “Seht her, das ist meine Flagge, dafür stehe ich, das wollte ich Euch sagen!”
Am 14. Oktober findet ab 19.00 Uhr die Vernissage im studio_Berten in der Torfstr. 11 statt.
Es haben geflaggt:
Shirin Homann-Saadat hat ein Y‑Ging geworfen und teilt uns das Ergebnis mit. Nadya Dittmar steht gemalt auf dem Kopf, alles weitere muss der Betrachter selber sehen. Antranik Demirci, genannt Anton, hat ein dreidimensionales Abbild seiner inneren und
äußeren Landkarte in der zweiten Deminsion geliefert. Ehlert Puvogel, der „Lao Pu“, steigt ein in die Grenzen der Physik, wo sich Sonnenkräfte und Mystik vereinen. Von der Dunkelheit zum Licht. Lars Preisser von Spinner und Weber zeigt seinen Vorschlag und auch seine Aufforderung zur Verbesserung von Ausstellungen. Uwe Bressem transportiert seinen Garten, seine Umwelt und Lebensfreude auf die Fahne. Christoph Berten vom studio_Berten lässt uns genau hinschauen und nahe herantreten. Er greift eine globale Wahrheit auf. Norbert Nietzsche bemustert seine Flagge in verbundenen Kreisen, Fraktalen ähnlich. Jeder einzelne Zirkelschlag hat dabei seine eigene symbolische Wertigkeit. Andres Aurenz, genannt Auri, flaggt mit seinem Projekt „periplaneta auri / die goldene kakerlake” – Der Schwarm – als Symbol für Gemeinschaft und Zusammenhalt. Sabine Hoffmann stellt uns die Frage nach dem kulturellem Wert der Angst, der Hypochondrie und des Misstrauens. Yiannis Pappas schafft Einheit, indem er Hand und Fuß zu einer Linie zusammenbringt. Gerade seine Auswahl des Zitates von Kurt Tucholsky als Kommentar zu seiner Arbeit bringt den Sinn und Zweck der gemeinschaftlichen Aktion Flagge zeigen bestens auf den Punkt. Denn wir können alles abgeben und loswerden, aber unsere innere Flagge tragen wir immer vor uns her.