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Favourites Film Festival im City Kino Wedding:
Für die Lieblingsfilme fehlt das Geld

4. Mai 2023

Das City Kino Wed­ding ist die Hei­mat des Favou­ri­tes Film Fes­ti­vals. Auch wenn das Fes­ti­val in Bre­men einen zwei­ten Stand­ort hat, ist der Wed­ding schon von Anfang an „das gan­ze Herz des Fes­ti­vals“. So sagen es die bei­den Fes­ti­val­lei­te­rin­nen Pau­la Syn­ia­wa und Anna Jur­zik. Doch nach elf Aus­ga­ben ist jetzt Schluss: „Wir beer­di­gen es jetzt noch nicht für immer. Aber in die­sem Jahr wird das Fes­ti­val defi­ni­tiv nicht statt­fin­den“. Für die Durch­füh­rung feh­le das Geld.

Paula Syniawa und Anna Jurzik, hier am Stand beim Weddingmarkt, organisieren das Favourites Film Festival.
Anna Jur­zik (links) und Pau­la Syn­ia­wa, hier am Stand beim Wed­ding­markt, haben das Favou­ri­tes Film Fes­ti­val orga­ni­siert. Foto: Hensel

Im Zen­trum des klei­nen, aber fei­nen Film­fes­ti­vals stand kein The­ma, son­dern die Zuschauer:innen. „Bei uns stand von Anfang an das Publi­kum im Mit­tel­punkt“, sagt Anna Jur­zik. Ein inhalt­li­cher Schwer­punkt wie ande­re Fes­ti­vals haben die bei­den Orga­ni­sa­to­rin­nen absicht­lich nicht gesetzt. Sie haben statt­des­sen die Film­fes­ti­vals rund um den Glo­bus beob­ach­tet, dort die Fil­me aus­ge­sucht, die einen Publi­kums­preis gewon­nen haben und die­se Fil­me zu einem Fes­ti­val­pro­gramm arran­giert. „Wir woll­ten eine zusätz­li­che Platt­form für Fil­me sein, von denen wir den­ken, dass sie gese­hen wer­den soll­ten“, sagt Pau­la Syn­ia­wa. Das sind oft anspruchs­vol­le, klei­ne Pro­duk­tio­nen mit gro­ßem künst­le­ri­schen Wert und Charme gewesen.

Der inhalt­li­che Fokus des Fes­ti­vals ergab sich in jedem Jahr durch das Votum des Kino­pu­bli­kums. Star­ke Cha­rak­te­re stan­den so ganz auto­ma­tisch im Zen­trum von hoch­ak­tu­el­len Geschich­ten. Doch die­ses Kon­zept hat einen Nach­teil: es ist im Sin­ne der meis­ten För­der­ge­ber nicht för­der­fä­hig. „Film­för­de­rung ist weni­ger Kul­tur- und mehr Wirt­schafts­för­de­rung. Bei der Film­för­de­rung geht es meist dar­um, Film­schaf­fen­de zu ver­net­zen, Kino­stand­or­te zu stär­ken oder neue Pro­duk­tio­nen zu för­dern“, sagt Anna Jur­zik. Beim Medi­en­board Ber­lin-Bran­den­burg, beim Land Ber­lin und allen ande­ren För­der­töp­fen sind die bei­den mit ihrem Kon­zept rund um die Publi­kums­lieb­lin­ge des­halb abge­blitzt. „Wir wol­len uns aber nicht ver­bie­gen, denn wir sind über­zeugt von unse­rem Fokus. Jedes Kino weiß, wie sehr man heut­zu­ta­ge ums Publi­kum kämp­fen muss. Wir fin­den es wich­tig, das Publi­kum ins Zen­trum zu stel­len“, sagt Pau­la Syniawa.

Für die Ber­li­ner Aus­ga­be des Favou­ri­tes Film Fes­ti­vals haben die bei­den Orga­ni­sa­to­rin­nen noch nie öffent­li­che För­de­rung bekom­men. Mit Hil­fe von Spon­so­ren und viel eige­nem Enga­ge­ment haben sie den­noch elf Fes­ti­vals orga­ni­sie­ren kön­nen. Nach­dem sich der größ­te Spon­sor nun zurück­ge­zo­gen hat und auch die Coro­na­hil­fen, die im ver­gan­ge­nen Jahr gehol­fen hat­ten, aus­ge­lau­fen sind, ist das Fes­ti­val finan­zi­ell am Ende. Für die Bre­mer Aus­ga­be des Favou­ri­tes Film Fes­ti­vals sehe die finan­zi­el­le Lage zwar bes­ser aus, aber das Fes­ti­val funk­tio­nie­re nur im Zusam­men­spiel mit bei­den Stand­or­ten. Des­halb haben Anna Jur­zik und Pau­la Syn­ia­wa jetzt auch das Bre­mer Fes­ti­val abgesagt.

„Nach so vie­len Jah­ren kön­nen wir so ein­fach nicht wei­ter machen. Wir wol­len auch, dass das, was wir tun, als Arbeit ver­stan­den wird. Und die finan­ziert sich nicht allein durch Ein­trit­te. Es braucht ein­fach eine Unter­stüt­zung“, sagt Pau­la Syn­ia­wa. Bei­de sind „super­trau­rig“, das Fes­ti­val in die­sem Jahr absa­gen zu müs­sen. „Aber wir sind als Kul­tur­in­itia­ti­ve an einem Punkt, an dem wir ein­fach kei­ne Luft mehr haben“, ergänzt Anna Jur­zik. „So sehr unser Herz für das FFF brennt, das ein gro­ßer Teil unse­res Lebens gewor­den ist, so klar sehen wir auch, dass die­se Art zu arbei­ten, ohne Pla­nungs­si­cher­heit und mit hohem pri­va­ten finan­zi­el­len Risi­ko ihre Gren­zen hat. Ein Fes­ti­val zu kura­tie­ren und zu orga­ni­sie­ren ist kein Ehren­amt, das sich neben einem regu­lä­ren Job rea­li­sie­ren lässt, es ist Kul­tur­ar­beit mit einer gesell­schaft­li­chen Funk­ti­on, die För­de­rung braucht, da sie ihren Teil zur Film­aus­wer­tung, zur Bele­bung der Ber­li­ner Kul­tur­land­schaft, zum Aus­tausch und zu gegen­sei­ti­gem Ver­ständ­nis bei­trägt“, sagen die bei­den Organisatorinnen. 

Ganz auf­ge­ben wol­len sie aber nicht. Sie hof­fen, dass sich noch ein Spon­sor fin­det, der sich lang­fris­tig für das Fes­ti­val enga­gie­ren möch­te – oder halt doch ein öffent­li­cher Fördergeber.

Über das Favourites Film Festival

Das Fes­ti­val ist 2011 als Frei­luft­ki­no­fes­ti­val in der Kul­tur­fa­brik Moa­bit gestar­tet, expan­dier­te 2014 nach Bre­men, wo es im ver­gan­ge­nen Jahr zum 9. Mal statt­fand. Nach zwei zusätz­li­chen Son­der­aus­ga­ben, 2012 im Kele­be­kler Vadi­si, Tür­kei und 2015 im nor­we­gi­schen Ber­gen zog die Ber­li­ner Aus­ga­be 2016 ins City Kino Wed­ding, wo es bis 2022 jähr­lich im Sep­tem­ber sei­ne Fes­ti­val­hei­mat hatte.

Trans­pa­renz­hin­weis: Der Wed­ding­wei­ser ist in den ver­gan­ge­nen Jah­ren Medi­en­part­ner des Favou­ri­tes Film Fes­ti­vals gewe­sen. Als Redak­ti­on bedau­ern wir das Aus des Fes­ti­vals, das auch eine Berei­che­rung für den Wed­din­ger Kul­tur­stand­ort war.

Logo Weddinger Allgemeine Zeitung

Der Text ent­stand in Zusam­men­ar­beit mit der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung (–> E‑Paper), der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Autorin ist Domi­ni­que Hen­sel. Wir dan­ken dem RAZ-Verlag!

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