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Eva Högl: “Ich freue mich auf den Sprengelkiez!”

18. Februar 2013
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Eva Högl, seit 2009 SPD-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te für den Bezirk Mit­te, über ihre Ver­bun­den­heit zum Wed­ding und ihren neu­en Wohn­ort im Sprengelkiez.

Eva Högl, Foto: Julien Crinier
Eva Högl, Foto: Juli­en Crinier

Frau Högl, war­um die­ser Kiez? War­um zie­hen Sie hier her?

Ich fin­de den Kiez fan­tas­tisch und woll­te in den Wed­ding zie­hen. Er gefällt mir unglaub­lich gut und ich ver­tre­te ihn im Deut­schen Bun­des­tag. Als mein Mann mir von dem Grund­stück in der Torf­stra­ße erzähl­te, war ich sofort begeis­tert, da ich den Kiez schon ken­ne und hier im „Lin­den­gar­ten“ mei­nen Stamm­tisch habe, sowie mei­nen per­sön­li­chen „Zit­ter­abend“ bei der Wahl 2009. Ich ver­fol­ge die Gescheh­nis­se hier im Kiez sehr auf­merk­sam und die Ent­schei­dung, in den Wed­ding zu zie­hen, ist sehr bewusst gefal­len. Mei­ner Mei­nung nach soll­te man in sei­nem Wahl­kreis woh­nen und die­se Gegend ist ein tol­ler Teil davon.

Der Wed­ding ist ja ein kla­rer Arbei­ter- und Immi­gra­ti­ons­be­zirk, woher kommt Ihre Faszination?

Ich bin Sozi­al­de­mo­kra­tin und fin­de es gut wenn es bunt und leben­dig ist. Mein Wahl­kreis ist der bun­tes­te, den es gibt. Ich ver­tre­te nicht nur eine bestimm­te Grup­pe von Men­schen, son­dern set­ze mich für alle ein und die­se Viel­fäl­tig­keit pro­bie­re ich auch in den Bun­des­tag zu transportieren.

Wie sehen Sie die Ent­wick­lung der letz­ten Jah­re gera­de im Sprengelkiez?

Wir müs­sen sehr vor­sich­tig sein bei den Ver­än­de­run­gen, einer­seits wol­len und brau­chen wir gera­de in Wed­ding und Moa­bit eine gewis­se Auf­wer­tung um die Lebens­qua­li­tät zu stei­gern, aber gleich­zei­tig müs­sen wir auf­pas­sen, nicht die lang­jäh­ri­gen Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner zu ver­drän­gen, sodass nur noch Leu­te von außen kom­men und die Kieze sich grund­sätz­lich ver­än­dern. Eine beson­de­re Lie­gen­schafts­po­li­tik ist sehr wich­tig. Dabei set­ze ich mich beson­ders dafür ein, dass Grund­stü­cke des Lan­des nicht mehr nach dem höchs­ten Gebot, son­dern nach der Sozi­al­ver­träg­lich­keit ver­ge­ben wer­den. Die Poli­tik muss ein gemein­schaft­li­ches Mit­ein­an­der unter­stüt­zen und eine bun­te Mischung der Ein­woh­ner erhal­ten. Ich set­ze mich für ein sozia­les Miet­recht und eine stär­ke­re Decke­lung der Preis­er­hö­hun­gen, gera­de bei Neu­ver­mie­tun­gen, ein. Hier herr­schen indis­ku­ta­ble Zustän­de. Auch bei der Ver­knap­pung des Wohn­raums muss sich etwas ändern, es darf kei­ne Zweck­ent­frem­dung mehr geben. Wir dür­fen es uns nicht erlau­ben, dass die ein­fa­chen Men­schen an den Stadt­rand gedrängt wer­den. Mein Ziel ist es, dass vom jun­gen Fami­li­en­va­ter bis zur Rent­ne­rin jeder die Mög­lich­keit hat hier zu woh­nen und dafür arbei­te ich jeden Tag.

Ist dies über­haupt mög­lich bei den aktu­el­len Mehr­heits­ver­hält­nis­sen im Bundestag?

Unse­re Gesell­schaft muss sozi­al gerecht gestal­tet wer­den und gera­de das Mit­ein­an­der muss gleich­be­rech­tigt sein, egal wel­cher Her­kunft oder von wel­chem wirt­schaft­li­chen Stand eine Per­son ist. Ich weiß, wie viel gera­de hier an Pro­gram­men wie der „Sozia­len Stadt“ hängt und ich set­ze mich dafür ein, dass die­se erhal­ten blei­ben und Pro­jek­te wie den Spren­gel­park finan­ziert wer­den kön­nen. Ich bedaue­re es sehr, dass gera­de in Zei­ten der Kri­se Par­tei­en mit einem ande­ren Ver­ständ­nis die Regie­rung bil­den und Men­schen aus genau die­sen Ver­hält­nis­sen enor­me Gewin­ne schla­gen, wäh­rend ande­re alles ver­lie­ren. Eine Umver­tei­lung ist erfor­der­lich! Ich kämp­fe dafür, dass alle Kin­der die glei­chen Chan­cen haben, aber es gibt einen Unter­schied zwi­schen dem Wed­ding und Ste­glitz. Wir sehen die Armut, die es hier gibt, und genau des­we­gen brau­chen wir einen gesetz­li­chen Min­dest­lohn. Das ist, glau­be ich, bei vie­len aus dem Blick gera­ten und die­se Zustän­de fin­de ich uner­träg­lich. Für die­se Men­schen mache ich Poli­tik, für die allein­er­zie­hen­de Mut­ter an der Super­markt­kas­se und den alten Mann, dem die Ren­te hin­ten und vor­ne nicht reicht.

Autor: Vin­cent Bruder

Abdruck mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Kiez­bo­ten, der Stadt­teil­zei­tung für den Spren­gel­kiez, Aus­ga­be 1/2013

Gastautor

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2 Comments Leave a Reply

  1. […] klei­nen Aus­zug aus dem Inter­view gibt es auf der Web­sei­te des ‘Wed­ding­wei­ser’ zu lesen. Viel Spaß beim […]

  2. Viel Geschwätz: ich kämp­fe dafür…, ich set­ze mich ein…, ich bedaue­re es…, bla bla. Wo blei­ben die kon­kre­ten Vor­schlä­ge? Ein­fach in den Kiez zu zie­hen und sich damit brüs­ten, hat noch nie gereicht.

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