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Einem Weddinger Logistiklager-Mitarbeiter reicht’s

21. März 2020
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Eine Rol­le hät­ten wir noch

Alle reden von denen, die unser Land am Lau­fen hal­ten in die­ser Zeit. Lei­der hört ihnen kaum jemand zu. Auf unse­rer Wed­ding­wei­ser Pinn­wand, der Face­book­grup­pe für alle The­men, die die Wed­din­ger bewe­gen, hat unser Mit­glied Dus­tin sei­nem Ärger jetzt ein­mal rich­tig Luft gemacht. Er arbei­tet in einem Lebens­mit­tel­la­ger, ist also durch­aus “sys­tem­re­le­vant”. Aller­dings: Obwohl er direkt “an der Quel­le” ist, bekommt er selbst kaum noch Arti­kel im Super­markt. Grund sind die Hams­ter­käu­fe, die dazu füh­ren, dass nach Schich­ten­de die Rega­le leer sind.

Alles zugeparkt

“Ich arbei­te in einem gro­ßen Lebens­mit­tel­lo­gis­tik­la­ger mit vol­lem Ehr­geiz. Beson­ders in die­ser Zeit ist es schön zu wis­sen, wie wich­tig die­ser Job eigent­lich ist. Wir ackern momen­tan alle hart, um die Märk­te zu fül­len. Wir machen Über­stun­den, ver­zich­ten ger­ne auf freie Tage, ver­schie­ben unse­ren Urlaub…  Dan­ke dafür an alle, die im Moment alles geben… natür­lich auch in den ande­ren Branchen.

Jedoch: Wenn ich Fei­er­abend habe und durch unser vol­les Lager (wo übri­gens auch gaa­anz viel Klo­pa­pier ist) zum Aus­gang gehe und mei­nen Weg zurück nach Ber­lin mit dem PKW antre­te, kommt Pro­blem 1. In unse­rer Stra­ße sowie in der Mül­lerstra­ße sind zahl­rei­che Bau­stel­len. Vie­le Men­schen ver­las­sen das Haus nicht mehr. Das hat den Effekt, dass es kei­ne Park­plät­ze mehr gibt (was ohne­hin schon immer pro­ble­ma­tisch war). Heißt : Ich brau­che nach der Arbeit noch cir­ca min­des­tens eine Stun­de , um einen Park­platz zu fin­den. Nun gut. Ver­ständ­lich momentan.

Abge­rä­dert und aus­ge­laugt kom­me ich zu Hau­se an und tre­te zu Fuß den Weg zum Super­markt an.  Und nun?! Gäh­nen­de Lee­re. Wie schon die Tage und die Woche zuvor.  Die Leu­te, die im Moment in allen Spar­ten hart ackern, sind total am A****! Wir lie­fern alles aus und gucken sel­ber ins Lee­re. Als hät­ten wir nicht alle schon genug Stress.

Mit Klopapier kann man nicht tapezieren

Die Kel­ler müs­sen doch lang­sam mal voll sein. Ich kann lang­sam kei­ne Piz­za und kein Hack (was ich alles schon vor Wochen gekauft hat­te) mehr sehen. Ich wür­de auch gern mal was Fri­sches essen. Wann kommt denn end­lich mal die Ein­sicht, dass man Klo­pa­pier nicht tape­zie­ren kann?

Und tut mir einen Gefal­len… lasst die Mit­ar­bei­ter in den Märk­ten in Ruhe. Was ich da wie­der gele­sen habe in den Medi­en, wo Mit­ar­bei­ter in Märk­ten ver­dro­schen wur­den wegen Klo­pa­pier… ich fass das alles nicht. Bleibt gesund, bleibt ver­dammt noch­mal zu Hau­se und geht nur wenn zwin­gend nötig raus!”

Und wie reagiert die Com­mu­ni­ty? Ebru schreibt: “Das hab ich jetzt schon zwei Mal von Ver­käu­fern gehört. Das ist total ärger­lich. Aber viel­leicht kann dir ja jemand hel­fen, der in dei­ner Nähe wohnt und für dich mor­gens mal ein­kau­fen geht und du es dir abends abholst?” Dar­auf ant­wor­tet Dus­tin: “Nein. Kei­ne Kapa­zi­tä­ten für mich! Lie­ber die älte­ren Men­schen unter­stüt­zen als mich. Irgend­wann wer­de ich schon was kriegen.”

weddingweiserredaktion

Die ehrenamtliche Redaktion besteht aus mehreren Mitgliedern. Wir als Weddingerinnen oder Weddinger schreiben für unseren Kiez.

2 Comments

  1. Das ist eine Ket­ten­re­ak­ti­on. Die Medi­en berich­ten stän­dig von Hams­ter­käu­fen, so dass dann die, die gar nicht hams­tern wür­den, auch anfan­gen zu hams­tern, weil sie den­ken, sie bekom­men sonst nichts mehr. Wenn alle von lee­ren Klo­pa­pier­re­ga­len berich­ten, bekommt Klo­pa­pier einen ganz neu­en Wert und natür­lich kauft jeder, sobald er ein vol­les Klo­pa­pier­re­gal sieht, Klo­pa­pier ein, weil es ja bestimmt bald keins mehr gibt, wegen der Hams­ter­käu­fer. Das ist die Natur der Menschen …

  2. Gefällt mir nicht. Wür­de mich nicht wun­dern, wenn die Leu­te, die an der Quel­le von Lebens­mit­teln oder Dro­ge­rie­sa­chen sit­zen, bald dazu über­ge­hen, sich zuerst damit sel­ber zu ver­sor­gen. In der DDR war das ja üblich. Da haben dann die Kun­den das Nachsehen.

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