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Einbruchserie im Wedding?

12. März 2016
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Seestraße, Tür offen
Sym­bol­bild: See­stra­ße, Tür offen

“Wer klaut denn bit­te­schön von­de Kin­der?” höre ich mei­ne Nach­ba­rin aus dem Sei­ten­flü­gel fra­gen. Jeden Tag führt sie ihren etwas aus dem Leim gera­te­nen Misch­lings­hund über den Grün­strei­fen auf der Togo­stra­ße. Sie bekommt vie­les von dem mit, was in der Nach­bar­schaft pas­siert. Eine wah­re Ein­bruchs­se­rie suche die Nach­bar­schaft rund um die Togo­stra­ße heim, sagt sie. Erst ein Kin­der­la­den, dann ein Restau­rant und nun haben sie sogar ver­sucht, eine Eta­ge unter ihr ein­zu­bre­chen. Auch aus dem benach­bar­ten Brüs­se­ler Kiez höre man eben­so ver­mehrt von Ein­brü­che in Woh­nun­gen und Laden­ge­schäf­te. Doch stimmt das denn? Wird der Wed­ding der­zeit wirk­lich von einer Ein­bruch­se­rie heim­ge­sucht? Beson­ders Laden­ge­schäf­te und Woh­nun­gen im Erd­ge­schoss schei­nen gefähr­det. Wir haben beim Poli­zei­ab­schnitt 35 nachgefragt.

Der stell­ver­tre­ten­de Pres­se­spre­cher der Poli­zei Cars­ten Müller.

Der stell­ver­tre­ten­de Pres­se­spre­cher der Poli­zei Ber­lin Cars­ten Mül­ler gibt an, dass im Orts­teil Wed­ding zwi­schen dem 1. Janu­ar und 25. Febru­ar die Beam­ten 74 Mal wegen des Ver­dachts auf Ein­bruch geru­fen wur­den – also 1,6 Mal pro Tag. Und das ent­sprä­che einem Rück­gang um bis zu 34 Pro­zent. Dar­aus schlie­ßen wir: von einer Ein­bruch­se­rie kann kei­ne Rede sein. Für ganz Deutsch­land wird inzwi­schen aber eine deut­li­che Stei­ge­rung der Woh­nungs­ein­brü­che um fast zehn Pro­zent im Jahr 2015 verzeichnet¹.

Natür­lich sagt die Sta­tis­tik nichts dar­über aus, wo im Wed­ding die Ein­brü­che genau statt fin­den oder ob es der­zei­ti­ge Schwer­punkt­ge­bie­te gibt. Dass beson­ders der Kiez rund um die Togo­stra­ße in den letz­ten Wochen gezielt aus­ge­plün­dert wur­de, dafür gibt es zumin­dest Indi­zi­en. Aber: wenn im Erd­ge­schoss ein Fens­ter offen steht oder die Haus­tür unver­schlos­sen bleibt, dann droht nicht nur im Wed­ding aku­te Einbruchsgefahr.

Wie man sich schüt­zen kann und was man auf gar kei­nen Fall tun soll­te und wie beson­ders gefähr­de­te Ein­rich­tun­gen wie Kin­der­lä­den auf­rüs­ten kön­nen? Dar­auf weiß Cars­ten Mül­ler eini­ge Ant­wor­ten. Hier ist das Interview

Carsten Müller (c) Bild: Polizei Berlin
Cars­ten Mül­ler © Bild: Poli­zei Berlin

Wie vie­le Ein­brü­che hat es seit Jah­res­be­ginn im Wed­ding gegeben?
Im Zeit­raum vom 1. Janu­ar bis 25. Febru­ar 2016 kamen im Orts­teil Wed­ding 39 Woh­nungs­ein­brü­che und 35 Geschäfts- und Betriebs­ein­brü­che zur Anzei­ge. Bei 22 der Anzei­gen zu Woh­nungs­ein­brü­chen und bei acht der Anzei­gen zu Geschäfts- und Betriebs­ein­brü­chen han­delt es sich um Versuchstaten.

Gibt es Anhalts­punk­te zu den Tätern?
Im oben genann­ten Zeit­raum konn­ten bei drei Woh­nungs­ein­bruchsta­ten in Wed­ding ins­ge­samt vier Tat­ver­däch­ti­ge auf fri­scher Tat fest­ge­nom­men wer­den. Bei einem Gewer­be­ein­bruch erfolg­te eine Fest­nah­me auf fri­scher Tat.

Ist in die­sem Jahr tat­säch­lich ein Anstieg der Ein­bruchs­zah­len zu bemerken?
Nein. Gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum ist im Wed­ding die Zahl der ange­zeig­ten Woh­nungs­ein­brü­che um 28 Pro­zent und die Zahl der ange­zeig­ten Geschäfts- und Betriebs­ein­brü­che um 34 Pro­zent zurückgegangen.

Was soll­te man tun, falls man sein gestoh­le­nes Eigen­tum im Inter­net oder auf dem Floh­markt findet?
Soweit gestoh­le­nes Eigen­tum auf einem Floh­markt ent­deckt wird, soll­te die Poli­zei über 110 alar­miert wer­den. Bei im Inter­net ent­deck­tem Eigen­tum soll­te das ent­spre­chen­de Ange­bot aus­ge­druckt und der zustän­di­ge Sach­be­ar­bei­ter des Ein­bruchs kon­tak­tiert wer­den. Am Wochen­en­de oder nachts soll­te mit dem Ange­bots­aus­druck und einem Eigen­tums­nach­weis ein Poli­zei­ab­schnitt auf­ge­sucht werden.

Was kann man vor­beu­gend tun, wenn man im Erd­ge­schoß wohnt oder dort ein Geschäft hat?
Bei Woh­nun­gen im Erdgeschoss/Hochparterre kom­men die Täter über­wie­gend durch die Fens­ter oder Ter­ras­sen-/Bal­kon­tü­ren in die Woh­nung. Viel­fach stei­gen sie durch offen ste­hen­de Fens­ter ein oder ent­rie­geln ange­kipp­te Fens­ter. Prä­ven­tiv soll­ten Fens­ter immer geschlos­sen wer­den, wenn man die Woh­nung ver­lässt oder sich in einem Teil der Woh­nung auf­hält, in dem man das geöff­ne­te Fens­ter nicht oder den betref­fen­den Raum nicht im Blick hat.

Geschlos­se­ne, aber nicht beson­ders gesi­cher­te Fens­ter kön­nen von den Tätern mit einem Schrau­ben­dre­her auf­ge­he­belt wer­den. Um dies zu ver­hin­dern, ist eine zusätz­li­che Siche­rung der Fens­ter not­wen­dig, meist mit Fens­ter­zu­satz­schlös­sern oder mit dem Aus­tausch der Fensterbeschläge.

Für Geschäf­te emp­fiehlt sich eine Absi­che­rung der Fens­ter und Türen gegen Ein­bruch. Es gilt, die Fens­ter und Türen so zu ver­stär­ken, dass die­se meh­re­re Minu­ten einem Ein­bruchs­ver­such stand­hal­ten. […] Eine Rück­spra­che mit der Ver­si­che­rung über gefor­der­te Schutz­maß­nah­men emp­feh­len wir aus­drück­lich. Eine Vor-Ort-Bera­tung für Geschäfts­in­ha­ber bie­tet die Poli­zei an. Infor­ma­ti­on zum Ein­bruch­schutz erhal­ten Sie auf der Inter­net­prä­senz der Poli­zei Ber­lin unter dem Link: http://www.berlin.de/polizei/aufgaben/praevention/diebstahl-und-einbruch/artikel.125014.php

Haben Sie ins­be­son­de­re Tips für Kitas und Kinderläden?
Bei Kitas und Kin­der­lä­den emp­feh­len wir einen beson­ders abge­si­cher­ten Raum ein­zu­rich­ten, der mit einer ein­bruch­hem­men­den Tür und gege­be­nen­falls beson­ders gesi­cher­ten Fens­tern ver­se­hen wird, und in dem ein Wert­schutz­schrank die klei­ne­ren Wert­ge­gen­stän­de, Geld­kas­set­ten et cete­ra auf­nimmt. Die­ser Raum soll­te mit einer Ein­bruch­mel­de­an­la­ge zusätz­lich gesi­chert werden.”

Vie­len Dank für die Ant­wor­ten und wert­vol­len Hinweise. 

¹ http://www.tagesspiegel.de/politik/kriminalstatistik-mit-rekordwert-zahl-der-wohnungseinbrueche-steigt-offenbar-um-zehn-prozent/13378734.html

2 Comments

  1. Kann es durch unser Nach­bar­schafts­netz­werk (Ufer­hal­len) auch bestä­ti­gen, dass ver­mehrt ein­ge­bro­chen wird. Auf die Poli­zei ist kaum Ver­lass. Nach­barn soll­ten sich zusam­men schlie­ßen nach dem Mot­te “Wer sieht was?” und Beob­ach­tun­gen sofort teilen.

  2. also…ich weiß ja nicht.
    Ich höre in letz­ter Zeit hier ver­mehrt von Leu­ten, dass ein­ge­bro­chen wurde…in Woh­nun­gen und Kellern.
    Am Naue­ner Platz und in der Mal­pa­questras­se habe ich Freun­de, die lei­der auch betrof­fen sind.
    Sor­ry, aber mein Emp­fin­den ist…dass es damit viel schlim­mer gewor­den ist.

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