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Ein Wegweiser für die neuen Papas

5. Oktober 2020
Väterlotse Selcuk Saydam
Sel­cuk Say­dam ist Väter­lot­se im Bezirk Mit­te. Foto: Hensel

Über die Rol­le der Väter ist viel gespro­chen wor­den. Sol­len sie sich mehr an der Kin­der­er­zie­hung betei­li­gen oder im Tren­nungs­fall nur pünkt­li­cher Ali­men­te zah­len? „Die Väter heut­zu­ta­ge wol­len mehr Ver­ant­wor­tung über­neh­men“, stellt Sel­cuk Say­dam fest, „und das auch schon in der Schwan­ger­schaft.“ Seit Anfang des Jah­res ist er Väter­lot­se des Bezirks Mit­te und schaut auf die Papas im Bezirk. Vom Fami­li­en­zen­trum der Fabrik Oslo­er Stra­ße aus sam­melt er zunächst, wel­che Ange­bo­te es für Väter gibt und bringt die zusam­men, die auf dem Gebiet aktiv sind.

Nach sei­ner bis­he­ri­gen Ein­schät­zung gibt es in eini­gen Berei­chen des Lebens schon Ange­bo­te für Papas, auf ande­ren eher weni­ger. „Wenn du Sams­tag und Sonn­tag als Vater etwas mit dei­nem Kind unter­neh­men möch­test, dann gibt es vie­le Ange­bo­te. Wenn du aber Pro­ble­me hast und Bera­tung brauchst, dann gibt es eigent­lich nur das Väter­zen­trum im Prenz­lau­er Berg“, sagt der Väter­lot­se. Das fin­det Sel­cuk Say­dam zu wenig.

„Star­ke Väter in Mit­te“ steht auf dem Fly­er des Väter­lot­sen. Zur Stär­kung der Män­ner möch­te er bei­tra­gen. Sel­cuk Say­dam meint, dass das sich ändern­de Rol­len­ver­ständ­nis der Papas manch­mal auch eine Her­aus­for­de­rung für die Frau­en ist. „Ich möch­te gesell­schaft­li­che Auf­klä­rungs­ar­beit leis­ten und die Rol­le des Vaters zur Dis­kus­si­on stel­len. Und ich möch­te fra­gen, ob die Mamis denn auch los­las­sen kön­nen“, fragt er freund­lich und ein wenig schel­misch lächelnd. Dies sei eine wich­ti­ge Fra­ge, die mit in die­sen Zusam­men­hang gehö­re, denn durch stär­ke­re Väter müss­ten auch die Frau­en ihre gewohn­ten Rol­len ein Stück weit verlassen.

Neben der Ver­net­zungs­ar­beit ist Sel­cuk Say­dam auch Ansprech­part­ner für die Väter. Mon­tags ist der Sozi­al­ar­bei­ter, der selbst Vater von drei Kin­dern ist und auch tür­kisch spricht, zwi­schen 13 und 16 Uhr in der Oslo­er Stra­ße 12 als Rat­ge­ber, Weg­wei­ser und Zuhö­rer für die The­men der Väter da (Ange­bot im Fami­li­en­zen­trum Fabrik Oslo­er Stra­ße). Dabei geht es um ihre Rol­le in der Schwan­ger­schaft oder die in Tren­nungs­si­tua­tio­nen. „Hier geht es dar­um, viel Bezie­hungs­ar­beit zu leis­ten, um das Ver­trau­en zu gewin­nen. Män­ner spre­chen nicht so gern über ihre Pro­ble­me“, sagt Sel­cuk Say­dam. Dass zu ihm doch Män­ner kom­men und sich anver­trau­en, liegt auch an sei­nem tür­ki­schen Hin­ter­grund und dar­an, dass er aus der Haci Bay­ram Moschee in der Kolo­nie­stra­ße, wo er frü­her aktiv war, vie­len bekannt ist.

Ins­ge­samt sechs Stun­den Zeit hat er für sei­ne Arbeit pro Woche, wobei drei für die Arbeit mit den Män­nern reser­viert sind. Aktu­ell berät er sechs Papas, die sich gera­de getrennt haben. Bezahlt wird sei­ne Stel­le vom Jugend­amt. Eine wei­te­re Finan­zie­rung und eine Auf­sto­ckung der Stun­den sei für das kom­men­de Jahr der­zeit wahr­schein­lich, berich­tet er. Dann sei auch mehr direk­te Arbeit mit den Papas mög­lich. „Und ich hof­fe, dass ich nächs­tes Jahr zu zweit sein wer­de“, sagt Sel­cuk Saydam.

Für das kom­men­de Jahr hat der Väter­lot­se auch bereits inhalt­li­che Plä­ne. So will er sich in Kir­chen, Kin­der- und Jugend­ein­rich­tun­gen, in Kitas und bei Ver­ei­nen vor­stel­len. Außer­dem möch­te er zum Inter­na­tio­na­len Vater­tag 2021 am 20. Juni etwas orga­ni­sie­ren. Die­ser Akti­ons­tag fin­det im kom­men­den Jahr in Deutsch­land zum zehn­ten Mal statt.

Weil die Bestands­auf­nah­me zu sei­nen ers­ten Auf­ga­ben gehört, bit­tet der Väter­lot­se, ihm Ange­bo­te für Papas zu mel­den. Er ist tele­fo­nisch unter (0152) 27 60 83 25 oder per E‑Mail unter [email protected] erreichbar.

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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