Mit einem noch so schönen Paket voller wertvoller und vorab bezahlter Waren kommt manchmal auch Ärger, vor allem aber die Suche nach dem Abholort, sofern dieser nicht genau angegeben ist. Einige Betrachungen zu dem Thema aus dem Wedding.
Wie perfekt ist das denn?
Die Deutsche Post DHL beförderte im Jahr 2021 fast 1,82 Milliarden Pakete in Deutschland (2016 waren es 1,227 Mrd. Pakete; statista.com) zustellten, macht sich viel Mühe mit dem Ausbau des Netzes an Abholstationen und PaketShops, die meist eingegliedert sind an bestehende Läden mit Sortiment.
Tatsächlich ist amtlich durch die Post-Universaldienstleistungsverordnung vorgeschrieben, dass eine Paketabholung im Bereich zusammenhängender Bebauung nicht weiter als 2 Kilometer für den empfangenden Kunden betragen darf, und in kleinen Gemeinden mit unter 2000 Einwohnern muss mindestens eine Abholstation vorhanden sein.
DHL wird bis Ende des Jahres 2023 die Anzahl seiner Packstationen auf 15.000 deutschlandweit ausbauen, im Jahr 2008 waren es noch 1500 insgesamt (statista.de). Zudem werden von den anderen Anbietern wie z.B. GLS, DPD, UPS, Amazon auch PaketShops und Abholstationen angeboten. Die großen sechs Paketdienstleister stellen 99 Prozent des Marktanteils, worunter DHL mit 48% der größte und FedEx/TNT mit 6% die kleinsten dieser Anbieter sind (Statista.de 2022).
Berlin.de gibt für unsere gesamte Stadt über 140 der nummerierten DHL-Packstationen online an. Im Wedding sind es je Paketzustelldienstleister jeweils etwa zehn bis ein Dutzend PaketShops, Amazon Hubs und Abholstationen. Schön, wenn man zu den etlichen PaketShops die Kontaktdaten und Öffnungszeiten zutreffend aktualisiert im Web findet.
Wir sind eher überversorgt in den Weddinger Wohnstraßen, könnte man meinen.
Aber so einfach ist es nicht, denn die Paketdienstleister haben nur diese wenigen Orte ihrer eigenen Übergabestellen, um ihre Nicht-Treffer ersatzweise zuzustellen. So beschreibt Herr Kopal, Inhaber der DHL-Postfiliale 670 in Brüsseler Straße 49, dass eines der Hauptprobleme der Kunden ist, aus weit entfernten Kiezen zu ihm zur Abholung mit Benachrichtigungskarte erscheinen zu müssen. So kommen viele Kunden zur Entgegennahme ihrer Sendungen sogar aus dem Englischen Viertel oder auch aus dem südlich angrenzenden Sprengelkiez in den Brüsseler Kiez.
Dies bedeutet, dass Paketkunden, deren Sendungen wegen persönlichem Nichtantreffens durch den Boten in Herr Kopals Geschäft deponiert werden, faktisch zwei U‑Bahnstationen nur für den Hinweg fahren, denn zwischen Kurt-Schumacher-Platz 1–15 und Müllerstraße 156B gibt es keine weitere Postfiliale für DHL-Sendungen, jedoch die ein oder andere DHL-Packstation bzw. auch einige wenige DHL-PaketShops. Herr Kopal hat den recht zentral im Belgischen Viertel, genannt Brüsseler Kiez, gelegenen DHL-PaketShop in den vergangenen vier Jahren aufgebaut. Man konnte bei jeder Paketabholung miterleben, wie die großen gelben Plastikkisten für die gesammelten Sendungen für jede Straßenzug an Anzahl zunahmen und nun bis unter die Decke den gesamten Lagerraum übersichtlich angeordnet füllen.
Herr Urban, seit dem Jahr 2016 Inhaber der Filiale von Getränke Hoffmann an der Seestraße 20 neben der ARAL-Tankstelle, in der er einen Hermes-PaketShop betreibt, hat einen kleineren umgebenden Kiezbereich mit Kundschaft, die er mit Paketausgaben und Retouren bedient. Üblicherweise kommen Pakete überwiegend nur von drei großen Versandhandelshäusern an, man kann sich denken, welche.
Für ihn hat es in den vergangenen sechs Jahren keine bemerkenswerten Veränderungen beim Paketservice mit Hermes gegeben. Allerdings sind ihm Irrläufer und falsche Benachrichtigungen an die Kunden auch aufgefallen.
Zwar gibt es mehr als 30.000 Beschwerden, die allein bei der Verbraucherzentrale für das Jahr 2021 eingereicht wurden, daneben gingen u.a. bei der Bundesnetzagentur für das Jahr 2019 über 30.000 Beschwerden ein, worunter in fast 18.000 Anschreiben Mehrfachbeschwerden vorgetragen wurden.
In Anbetracht der im Jahr 2021 sage und schreibe mehr als 1,8 Mrd. in Deutschland zugestellten Pakete alleine nur durch DHL, sieht diese Beschwerdenzahl nach einer sehr kleinen Promille-Zahl aus. Aber jeder, der in größeren dicht bebauten Nachbarschaften wohnt, kennt das Problem als durchaus häufig – zumindest durch Erzählungen und Nachfragen der Nachbarn. Außerdem ging diese missliche Sachlage durch die Presse, und noch und nöcher sind Rechtsratgeber online aufrufbar.
Ein Beispiel mit vielen konkret formulierten, praktischen FAQ https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Vportal/Post/start.html
Ansonsten gibt es die Sendungsverfolgung mit Paketnummer (Tracking), die man online recht aktuell abrufen kann, und dies funktioniert besser und zuverlässiger denn je, in der Theorie und den Wunschgebäuden. Was ist noch das Problem?
Hierzu sagt Herr Kopal aus der DHL-Postfiliale 670, dass manchmal die Sendungshistorie nicht aktuell ist, da nicht jeder Schritt zeitig beim Weitertransport gescannt wurde. Auch er kann nur die Kundenansicht zum Sendungsverlauf einsehen, so dass er manchmal Verzögerungen nicht im Laden erklären kann, obwohl feste Lieferdaten angekündigt waren.
Man kann argumentieren, dass nicht alles so streng anzusehen ist, aber offenbar ist nur die korrekte Übergabe wirklich praxistauglich! Ist denn der Bote heute kein Bote mehr, sondern nur eine Hilfskraft, die nicht das Ziel erfüllen muss, an den genau ein einzigen Empfänger zu liefern, sondern der nur einen Teil des Weges vollbringt?
Die Zusteller verdienen derzeit durchschnittlich 13,45 € pro Stunde, wobei der Verdienst nach 20 Berufsjahren auf bis zu 2400 € brutto steigen kann, das Einstiegsgehalt liegt bei etwa 1750 € monatsbrutto. Auch wenn dies keine Traumgehälter sind, dann ist Zeitnot bei der Zustellung wohl eher ein Problem der Menge der pro Zusteller zugeteilten Pakete. Herr Kopal berichtet mir im Gespräch, dass an diesem Tag ein Zusteller da war, der für diesen Tag 210 Sendungen in seinem Lieferwagen geladen hatte, von denen er 50 am Abend an die Zustellbasis zurückbringen musste, da diese nicht zustellbar waren. Unterstellt man 7 volle Arbeitsstunden mit 420 Minuten, kommt man bei 160 übergebenen Paketen auf 2,625 Minuten pro Zustellung. 210 Pakete hätten weihnachtsmannschnelle zwei Minuten pro Paket erfordert!
Es klappt also (noch) nicht so recht, trotz der Mails, Apps und sonstigen digitalen Unterstützung vom Versender bis zum Empfänger.
Damit sind schon viele lebenspraktische Momente angesprochen, die mit dem Onlinekauf, Zusendungen oder mit womöglich ungeahnten sponaten Geschenkendungen von Dritten zusammenhängen: Das Paket ist heutzutage vielmals eine Art “Naturereignis” wie Regenwetter nach unzutreffendem Wetterbericht – und einem voll vermasselten Nachmittag oder Abend.
Es gibt tatsächlich – kein Scherz – Karten zur Benachrichtigung mit dem Vermerk, die Sendung sei abholbereit bei „Nachbar“!
Wie schlau ist das denn?
Die Boten, so schwierig das empfängergenaue Zustellen auch sein mag, hinterlassen gern die weiteren Pakete für die Nachbarschaft, wenn sie die für sie günstige Chance haben, einen netten Nachbarn an offener Wohnungstüre anzutreffen. Dann wird man tagelang, womöglich abends bis 22 Uhr, von fremden Menschen und unbekannten Nachbarn aus anderen Gebäudeteilen angeklingelt, um die Sendungen mehr oder weniger hektisch und mit einem mehr oder weniger freundlichen “Danke!” herauszugeben.
Wie sicher ist das denn? Gar für häusliche nette Alte, die im blinden Vertrauen die Tür öffnen?
In unserem Wohnhaus ist die Schwierigkeit beim Paketempfangen durchaus bekannt, und wir schätzen uns glücklich, eine Pinnwand im Hauseingangsbereich zu haben, auf der die vielen Benachrichtigungskarten fixiert werden können. Wie oft ziehe ich die Benachrichtigungskarten, die außen an der Haustür an einem Eckchen festgeklebt flattern, ab und an pinne ich sie sicher an die Korkwand. Manchmal hängen dort vier weiß-gelbe oder blau-weiße Karten, tagelang.
Und ebenso auch plakatartige per Hand beschriebene Aufrufe auf DIN-A-4-Seiten, in denen mit roter Markierung, übergroßen Ausrufezeichen und leidvollen Verlustmeldungen über die genauen Inhalte der Pakete zur Mithilfe beim Finden aufgerufen wird.
Wie fies ist das denn?
In der Weihnachtszeit letzten Jahres hatten wir zweifelhafte eilige Benachrichtigungen durch einen Spezialisten unter den Boten, der gar nicht erst die postkartengroßen Karten ausstellte, sondern die ausgedruckten Klebeetiketten im Visitenkartenformat direkt auf die Hauswand beppte, so dass die dabei faltig gewordenen Etiketten weder abziehfähig waren, um sie an Nachbarn weiterzureichen, noch mit dem Handy lesbar fotografiert werden konnten, um sie weiterzuleiten oder an eine bevollmächtigte Person zu senden, denn die fliegendreckgroße Schrift war auf der hutzeligen Oberfläche teils nicht entzifferbar. Vor allem, wie gesagt, reden wir von empfangenden Kunden im Advent, von denen, die vorab ihre Ware bereits per Lastschrift vom Konto bezahlten.
Wie praxistauglich ist das denn?
Und nun erst kommen wir zu den absolut schlimmsten meiner persönlichen Leidwesen: die Zustellung und das Empfangen von Büchern! Wie oft brauchte ich Bücher aller Art und aller Dicke und hatte so viel Pech damit, dass ich mich entsetzt aus diesem Onlinegeschäft zurückzog. Warum? Weil es so gut wie unmöglich ist, auch nur ein dünnes Taschenbuch in einem briefkastenfähigen gigantischen und steifen Pappkuvert sicher an privat zuzustellen. Und ich spreche hierbei von den großen handelsüblichen Briefkästen mit breitem und hohem Einsteckschlitz, und nicht von den früher üblichen Kästen, in die nicht einmal ein A4-Großbrief passte.
Warum in aller Welt ist noch nie jemandem aufgefallen, dass man Bücher so nicht auf den Weg bringen und nur trial and error-zustellen sollte?
Wie oft habe ich den Buchhandel, Amazon in vielen Anschreiben und meine eigene Vertriebsplattform gebeten, gerade die für den Empfänger wertvollen, oft für die Schreibarbeiten dringenden Buchsendungen wenigstens mit einer „kleinen“ (neu einzuführenden) Trackingnummer zu schützen?
Wie logisch ist das?
Und nun noch ein Knüller: Ich bestelle, und niemand beachtet meine hinterlegte angegebene Lieferadresse. Ich gebe an DHL-Packstation oder c/o Postfiliale, wo ich meinen Ausweis vorlege, um ein von mir bereits einschließlich Porto und Versandkosten bezahlte Sendung abzuholen. Der Versender knödelt das Ding in eine möglichst große oder amorphe Pappverpackung, druckt unbesehen und automatisch die Zustelladresse aus und klebt dieses Adressetikett wieder unkontrolliert auf die Verpackung und wirft es bei seinem üblicherweise verwendeten Paketdienstleister, der nicht Post oder DHL sein muss, obwohl es so hinterlegt wurde beim Bestellen, ab.
In der Abholstation in der Genter Straße 67 bei Yuki‘s Getränke, die auch DHL Paketshop 427 ist, gibt es gleich mehrere Paketdienstleister, die dorthin zustellen und abholen. Sendungen von GLS, UPS, DHL und Amazon hub “sascha” sind dorthin lieferbar und abholbereit. Das scheint ein besonders zukunftsfähiges Konzept zu sein. Die Inhaber Isik und Dogru freuen sich über guten Zulauf, denn der Getränkeladen liegt unweit der Seestraße und ist für kleine Zwischenstopps auf alltäglichen Wegen gut geeignet. Frau Isik berichtete mir, dass es vor allem das zeitlich korrekte Einscannen der letzten Etappe eines Pakets durch die Zusteller ist, um vom Kunden richtig wahrgenommen zu werden. So und so ähnlich hatten sich auch die anderen Abholstationen geäußert.
Es sich jedoch auch herausgestellt, dass z.B. DPD nicht beim Hermes PaketShop oder bei DHL-Postfiliale Pakete abgibt, und umgekehrt. Kann es sein, dass die KEP-Transporter (Kurier‑, Express- und Paketdienstleister) das nicht dürfen? Wenn ja, warum sollte genau das falsch sein, denn es ist eine von wenigen wirklich perfekten Lösungen?
Was ist es – einmal vom eigentlichen Wortsinn her besehen – für ein Botengang, wenn der Bote nicht an die tatsächlich angegebene Empfängeradresse abliefert, sondern die Ware (erst dann und nicht früher auf dem Transportweg bemerkt) womöglich zurückgibt an den bereits damit (über-)bezahlten Versender?
Wie intelligent ist das denn?
So also sieht es mit nur wenigen Beispielen lebensnah beschrieben empfängerseitig aus, und das waren nur wenige Beispiele! Viele kennen Zustellprobleme, die sich über Tage und Wochen hinziehen, bevor sich nach langen Korrespondenzen Klärung einstellt.
Sowohl Herr Urban von Hermes als auch Herr Kopal von DHL sagen, dass die korrekte Benachrichtigungskarte und die Treffsicherheit der Online- oder Handy-Benachrichtigung das A und O für die Kundschaft ist, um die oftmals umgeleiteten Pakete bei den Abholstationen in den Geschäften oder bei Postfilialen abzuholen. Wie gesagt, bei den Online-Benachrichtigungen hat sich viel gebessert und man hat viele Vorteile, denn mit der Meldung kommt zeitig, einen Tag vor der Zustellung, eine Option, den Abholort zu bestimmen. Und man kann bestimmen, worüber man benachrichtigt werden möchte, also z. B. über den Zeitpunkt der Zustellung im Shop.
Vielleicht müssen wir alle noch ein wenig üben, denn gute Voraussetzungen wurden geschaffen.
Hoffentlich gibt es bald weitere Fortschritte in dieser Sache, denn viel konstruktive Kritik und Kommunikation bringt oft viel Gutes!
Interviews/Text/Fotos von © Renate Straetling
Hallo,
Das sehe ich ganz genauso. Es ist doch erstaunlich dass man gerade beim online shoppen bei dem man so viel Auswahl hat an Produkt, Zahlartrt… Aber wenn’s um die Versandart geht heißt es abwarten und Tee trinken und gucken wer liefert oder eben nicht 😊. Also ich benutz am liebsten Instabox. Das ist komplett kostenfrei. Die Instabox ist in der Müllerstraße und man kann das Paket einfach abholen ohne App oder Schnickschnack ‑klassisch mit SMS. SMS hat mir auch sehr gut funktioniert, dann muss man sich keine App von irgendeinem Versanddienstleister installieren die einen nur die ganze Zeit Datenvolumen klaut und die Wege verfolgt.
Liebe Beate,
selten bestelle ich etwas per Post. Aber auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Zusteller sich gar nicht die Mühe gemacht hat zu klingeln, dass er das Paket nicht in die für mich nächstgelegene Postauslieferungsstelle gebracht hat sondern in die für ihn am günstigsten gelegene. Das gilt für alle Anbieter..
Es wird eine bereits bezahlte Leistung nicht sach- und fachgerecht erbracht. Was Du auch nicht erwähnt hast ist, das man in den Ausgabestellen lange in der Schlange stehen muss, bevor man an der Reihe ist.
Ich habe ein paarmal Elektrogroßheräte in Berlin gekauft und habe da erlebt, wie und was Zustellung sein kann: präzise Angabe eines Zeitraums, der tatsächlich eingehalten wird.
Leider werden die Paketzustellet schlecht bezahlt. Das ist wiederum den Versandfirmen anzulasten, denen es um Gewinnmaximierung geht, Es gibt den Zustellern aber nicht das Recht, ihre Aufträge nicht korrekt zu erfüllen. Meine Konsequenz heißt: Kauf nicht beim Versandhandel!
Liebe Grüße
Elisabeth
Liebe Elisabeth
Danke für deinen Kommentar. Du sagst immer so nett Beate zu mir 🙂
Leider ist es mittlerweile so, dass die Boten seit Anfang Juli 2021 nichtmehr zwingend den Empfänger an der Wohnungstür anklingeln müssen. So berichten es die Medien im Frühsommer 2021
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/dhl-pakete-zustellung-101.html
Das direkte Zustellen an den genannten Ablageort hat nun Vorrang vor der persönlichen Zustellung
an der Wohnadresse.
Es geht uns vor allem auch um die Älteren, die mit den langen Wegen, den Unvorhersehbarkeiten und oft den digitalen Apps nicht klarkommen.
Die Alternativen, im heimischen Einzelhandel zu kaufen, ist sicherlich richtig(er), leider für SeniorInnen oft auch schwierig wegen der persönlichen Mobilitäten.
Und eine zuverlässige Paketzustellung kann für alle Altersgruppen nur hilfreich sein
Viele Grüße von Renate