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Ehrenamtspreis für Flüchtlingshelfer:innen:
“Solche Menschen nennt man Helden”

12. Oktober 2022

Es gibt Men­schen, auf die kann man sich auch in schwe­ren Zei­ten immer ver­las­sen. Sie sind da, wenn ande­re drin­gend Hil­fe brau­chen. Sie orga­ni­sie­ren, packen an, stel­len eige­ne Bedürf­nis­se zurück ohne zu zögern. Ebru Schae­fer aus dem Brun­nen­vier­tel ist so eine Per­son und sie ist nicht allein. Mit einem gro­ßen und auf­op­fe­rungs­vol­len Hil­fe­netz­werk im Rücken hat sie sich prak­tisch ab Tag eins des Ukrai­ne­kriegs um die Geflüch­te­ten geküm­mert, die in Ber­lin ange­kom­men sind. Für das Enga­ge­ment hat die Grup­pe um die hilfs­be­rei­te und gut ver­netz­te Wed­din­ge­rin am Frei­tag (7.10.) den Ehren­amts­preis des Bezirks Mit­te bekommen.

Bezirksstadtrat Carsten Spallek verliest die Urkunde bei der Verleihung des Ehrenamtspreises an die Weddinger Flüchtlingsheler:innen um Ebru Schaefer. Foto: Hensel
Bezirks­stadt­rat Cars­ten Spal­lek ver­liest die Urkun­de bei der Ver­lei­hung des Ehren­amts­prei­ses an die Wed­din­ger Flüchtlingsheler:innen um Ebru Schae­fer. Foto: Hensel

Das Enga­ge­ment der Flüchtlingshelfer:innen star­te­te mit der Ankunft der ers­ten Geflüch­te­ten im Febru­ar und es begann am Haupt­bahn­hof. Bis der Ber­li­ner Senat die Ver­sor­gung der Ankömm­lin­ge sicher­stel­len konn­te, sam­mel­ten die Frau­en und Män­ner um Ebru Schae­fer Spen­den, ver­teil­ten sie, organ­sier­ten Hil­fe, Unter­künf­te, Lebens­mit­tel und Dolmetscher:innen. Den Ehren­amts­preis bekam die Grup­pe am Frei­tag aber nicht des­halb, son­dern für ein viel wei­ter­ge­hen­des Enga­ge­ment: Im März über­zeug­te die Grup­pe die dama­li­ge Betrei­be­rin des Jugend­gäs­te­haus am Plöt­zen­see, Geflüch­te­te unter­zu­brin­gen. Für die Über­nach­tun­gen wur­den Spen­den gesam­melt, und die Helfer:innen mach­ten aus dem Hos­tel am Plöt­zen­see in weni­gen Tagen eine Geflüch­te­ten­un­ter­kunft – kom­plett ehren­amt­lich orga­ni­siert. 100 Frau­en und Kin­der aus der Ukrai­ne kamen hier unter und wur­den rund um die Uhr versorgt.

Drei Monate im Hilfe rund um die Uhr

„Bewoh­ner­zahl wächst von Tag zu Tag. Es ist ein schö­nes Gefühl, jeman­den ein Stück Pri­vat­sphä­re und Ruhe bie­ten zu kön­nen“, schrieb Ebru Schae­fer am 12. März auf ihrem Face­book-Account, auf dem sie ihre Spen­den­auf­ru­fe und Neu­ig­kei­ten aus der Unter­kunft pos­te­te. Die Auf­ga­ben des 12. März sind bei­spiel­haft für vie­le Tage: ein Spiel­zim­mer ein­rich­ten, eine pro­vi­so­ri­sche Klei­der­kam­mer ein­rich­ten, Essen orga­ni­sie­ren und ver­tei­len, einen Wäsche­trock­ner repa­rie­ren, Zim­mer her­rich­ten. „Es war wie­der viel zu tun, aber wir schaf­fen das“, schrieb Ebru Schae­fer wei­ter. Neu­ig­kei­ten aus der Her­ber­ge folg­ten bis Mai in kur­zen Abstän­den. Es sind Nach­rich­ten, die von unfass­bar viel Hilfs­be­reit­schaft erzäh­len, von ver­un­si­cher­ten Ukrainer:innen, von klei­nen Fes­ten, von Bedarfs­lis­ten und Men­schen, die sich Urlaub neh­men, um die Geflüch­te­ten per­sön­lich ver­sor­gen zu kön­nen. Immer wie­der kamen bei Ebru Schae­fer und ihrem Hil­fe­netz­werk Erin­ne­run­gen an 2015 auf, als Geflüch­te­te aus Syri­en nach Ber­lin kamen und als die meis­ten aus der Grup­pe eben­falls als Hel­fen­de enga­giert waren.

Im Mai hat die AWO Mit­te den Betrieb des Jugend­gäs­te­hau­ses am Plöt­zen­see von den Ehren­amt­li­chen über­nom­men. Der Vor­schlag für die jet­zi­ge Ehrung der Grup­pe kam von dem jet­zi­gen Betrei­ber der Geflüch­te­ten­un­ter­kunft. Bei der Preis­ver­lei­hung hielt Nele Van den Berg­he für die AWO die Lau­da­tio und über­mit­tel­te dar­in auch die Wor­te der ukrai­ni­schen Bewohner:innen der Unter­kunft: „Sie haben in der Jugend­her­ber­ge ein­fach alles orga­ni­siert. Sie waren Tag und Nacht für jeden erreich­bar. Sie haben Fami­lie, Job und alles ande­re ein­fach fal­len gelas­sen, um zu hel­fen. Sol­che Men­schen nennt man Hel­den“. Dem konn­te auch Bezirks­stadt­rat Cars­ten Spal­lek nicht viel hin­zu­fü­gen. Für den Bezirk und die Jury des Ehren­amts­prei­ses über­reich­te er Blu­men und eine Urkun­de an Ebru Schae­fer, Ivon­ne Ulrich, Basel Bna­yat, Alex Schae­fer, Mar­cel Lin­ke, Vale­rie Kyry­l­ov, Brit­ta Mani­ur­ka, Sil­ke Fischer, Karo Dere­je und Kat­ja Lan­ge – stell­ver­tre­tend für vie­le wei­te­re Hel­fen­de des Hil­fe­netz­werks. Die Grup­pe wird sich laut Ebru Schae­fer das Preis­geld von 1500 Euro teilen.

Nächste Hilfsaktion ist bereits gestartet

Ihren Anteil des Preis­gel­des will Ebru Schae­fer auf jeden Fall in ihre nächs­te Akti­on ste­cken. Der­zeit sam­melt sie Geld und Süßig­kei­ten, um Kin­dern in den Geflüch­te­ten­un­ter­künf­ten zu Weih­nach­ten wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren eine Freu­de machen zu kön­nen. Im ver­gan­ge­nen Jahr haben sie und ihre Helfer:innen Weih­nachts­beu­tel an 3.100 bedürf­ti­ge Kin­der in ganz Ber­lin über­rei­chen kön­nen. Mehr zu der Akti­on steht in den „Wed­ding kurz & knapp“-News vom Sonn­tag (9.10.).

Weitere Träger des Ehrenamtspreises

Neben den Geehr­ten um Ebru Schae­fer wur­den am Frei­tag im Zeiss Groß­pla­ne­ta­ri­um zwei wei­te­re Ehren­amts­prei­se ver­ge­ben. Der gera­de 14-jäh­ri­ge Ivica Seges wur­de aus­ge­zeich­net für sein Enga­ge­ment und die Medi­en­ar­beit im Stadt­schloss Kids des Moa­bi­ter Rat­schlags. Iman Andrea Rei­mann vom Deut­schen Isla­mi­schen Zen­trum Ber­lin in Moa­bit wur­de für ihr Enga­ge­ment im inter­re­li­giö­sen Dia­log, der Pro­fes­sio­na­li­sie­rung der ehren­amt­li­chen Arbeit und ihr Talent, Men­schen im Gespräch mit­ein­an­der zu ver­bin­den, geehrt. Der Ehren­amts­preis Mit­te wur­de in die­sem Jahr zum 17. Mal ver­ge­ben. Gleich­zei­tig bedank­te sich Stadt­rat Cars­ten Spal­lek im Rah­men der Ver­an­stal­tung bei den lang­jäh­ri­gen Ehren­amt­li­chen der bezirk­li­chen Sozi­al­kom­mis­si­on für ein zehn­jäh­ri­ges bezie­hungs­wei­se zwan­zig­jäh­ri­ges Enga­ge­ment. Eine Frau hat die­ses Ehren­amt sogar 50 Jah­re lang aus­ge­übt. Mit­glie­der der Sozi­al­kom­mis­sio­nen gra­tu­lie­ren zum Bei­spiel bei hohen Geburts­ta­gen und Hoch­zeits­ta­gen und infor­mie­ren über sozia­le Leis­tun­gen im Bezirk.

–> Vor einem Jahr (23.9.21) ist Ebru Schae­fer für ihr Enga­ge­ment bereits mit der Bezirks­ver­dienst­me­dail­le geehrt wor­den. Mehr dazu steht im Bei­trag Ebru Schae­fer für Enga­ge­ment aus­ge­zeich­net.

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