Seit mittlerweile zwei Jahren versteckt sich in der Grüntaler Straße ein kleines Weddinger Juwel. Einzigartig und exotisch liegt es mit seinen bunten Ladenfenstern in der Mikro-Ausgehmeile Grüntaler Straße. Einzigartig exotisch muten auch die vielen kleinen Designstücke und grafisch aufwendig verzierten Buchcover im Ladeninneren an. Alles scheint Unikat im Echo Bücherladen.
Diesen Eindruck bekommt man beim Kennenlernen des Besitzers David auch sofort bestätigt. David Armengou, der sprichwörtliche Ladenhüter, hat nicht nur einen hervorragenden Musikgeschmack, er fällt auch sofort durch seine charismatische Art auf. Und was dem einen Ladenhüter, ist dem anderen ja bekanntlich Unikat. Beeindruckend sind nicht nur die mittlerweile über 100 Bücher, sondern auch die beträchtliche Anzahl an ausgewählten Schallplatten, verspielten Merch-Artikeln, kunstvollen Installationen oder die bunten Möbelstücke, die das Auge so schnell ablenken.
Angefangen hat aber eigentlich alles schon vor ein paar Jahrzehnten, als es David in einem Auslandssemester von Barcelona nach Berlin trieb. Von der Stadt inspiriert, ließ er sich kurze Zeit darauf im P‑Berg nieder und machte das, was ihn im Prenzlauer Berg der späten Neunziger am sinnvollsten erschien: Er eröffnete zusammen mit zwei Freunden einen Club. Passenderweise in einem Intershop namens „Carlos Depot“. In dem ehemaligen Supermarkt kam der Sound fortan nicht mehr vom Laufband, sondern aus den Lautsprecherboxen. Auf dem Programm standen Partys. Aber nicht nur. Als ehemaliger Germanistikstudent interessierte sich David nie für nur ein Einzelmedium, ein Genre oder ein Art von Kunst. Das Zusammenspiel der bildenden Künste ist das, was ihn nach wie vor reizt. In seinem persönlichen Provisorium fanden Ausstellungen, Lesungen und Konzerte – alles feinsäuberlich mit Handzettel beworben – statt. Aber natürlich kam es irgendwann so, wie es kommen musste und aus einem bunten Projekt wurde 2004 ein grauer Beton-Parkplatz.
Zehn Jahre später kribbelt es dem nebenberuflichen Übersetzer wieder den Fingern. Er will ein neues Kapitel aufschlagen und eine neue Geschichte schreiben. Ein neues Projekt, das auf den Erfahrungen der alten gebaut wird, muss her. Der Ort ist schnell gefunden. In Davids Lieblingsnachbarschaft direkt neben der F‑Bar, die er regelmäßig besucht. Die Mieten dort sind immer noch günstig, der Wedding ist immer noch stinknormal, das Ladenkonzept immer noch gleich. David integriert all das in dem Laden, was ihn auch privat entzücken würde. Von Büchern, Musik, Film bis Kunst gibt es einfach alles, was elektronische Lebensaspekte berührt. Das ist der klar zu erkennende rote Faden in Davids Arts Space. Film & Sound, die beiden großen Leidenschaften, manifestieren sich in der Auswahl an Lesestoff, Platten und Ausstellungstücken. Wenn Labelbetreiber, DJ’s und Musiker, Bastler und Neugierige in seinem kleinen Wohnzimmer zusammenfinden, ist es immer das Spontane, was daraus entstehen könnte. Die Magie des Augenblicks, die ihn antreibt, das zu tun, was er tut. Die Art von Magie, die zum Beispiel auch in den unzählig ausliegenden Foto-Büchern abgebildet wird. Diese intimen Momente können mitunter in kleinen Impro-Konzerten, Partys oder ausgedehnten Gesprächen enden.
Selbst hätte er nie gedacht, dass er einmal mit Büchern seine Miete wird zahlen können. Aber der Laden läuft gut und das hat sich rumgesprochen. Vor allem die feinsäuberliche Auswahl an seltenen Unikaten und raren Buchauflagen machen den Besuch zu einem besonderen Erlebnis. Man könnte stundenlang stöbern, Musik hören oder sich einfach mit David unterhalten. Dazu laden auch die regelmäßig stattfindenden Labelshowcases, Buchveröffentlichungen und DJ-Sets ein. Die ungezwungene Atmosphäre schätzen viele, die oft einfach nur vorbeischauen, um Hallo zu sagen.
Ein echter Hingucker beim Blick durch den Raum sind die extravaganten Instrumente, die er teilweise aus Amerika einfliegen lässt, um sie hier zu vertreiben. Dazu gehören kleine Miniatur-Orgeln, die in einer CD-Hülle versteckte 1‑Bit-Symphony oder das elektronische Kalimba, auf dem man jederzeit rumdaddeln kann. Zur Kuriositätensammlung gehören auch die selbstgebastelten interaktiven Kuscheltiere, die sein Freund Niki mit größter Leidenschaft zusammenbaut. Auch hier werden sorgfältig ausgewählte Flohmarktartikel zu drolligen Musikinstrumenten aufgewertet. Jedes Tier, das mittels Sensoren mal auf Licht, mal auf Berührung reagiert, ist ein Einzelstück und tatsächlich ein wahnsinnig unterhaltsames Erlebnis.
Mit dem Echo Bücherstore betritt man nicht nur einen Bücherladen. Man betritt das ganz persönliche Universum von David, in dem man sich unbeschwert auf Entdeckungsreise begeben darf und garantiert fündig wird.
Echo Bücher, Grüntaler Straße 9, Dienstag bis Samstag 15 bis 19 Uhr geöffnet, (030) 48 62 84 48
Text und Fotos: Sandy Stöckel
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Ein potentieller Besucher mehr.
…im welchen Ortsteil befindet sich “ein kleines Juwel” ?
Du bist ein richtiger Gesundbrunnen-Terrorist geworden, Kai! 😉