Wedding, Gerichtstraße: Morgens um halb neun schon eine lange Schlange. Alte Leute haben Zeit, sagt der Volksmund. Einer – groß, schlank, nach hinten gelegtes Haar – will reden. Mit öliger Stimme erzählt er der Kassiererin vom Supermarkt in der Müllerstraße, wo eine Mitarbeiterin zwar noch „janz jut aussieht“, aber „wat mit die Nerven“ hat, “keen Wunda”. Er redet und redet, statt seinen Einkauf einzupacken, es geht nicht weiter. Der Mann hinter ihm will die Brötchentüte nachschieben, um auch mal dranzukommen, da sagt der Ölige frech „wat machst DU denn, du bist noch jar nich dran!“ Die Frau vor mir dreht sich um, macht eine Handbewegung Richtung “Macke”, und sagt, dass „der dit seinem Schrank erzählen“ soll, ich muss lachen. Guten Morgen, Berlin.
Text & Foto: Jana Sittnick
Warum gleich so ungeschmeidig aus der steifen Hüfte schießen?
arbeitermillieutourismus. aber bitte nur zum anschauen, nicht hinterfragen. bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen…
Und nicht über die Angst stolpern beim Laufen.
das elternhaus stützt das wacklige kreuz und tätschelt warm die schulter^^