Togisch? Togianisch? Sagt es nicht schon viel aus, wenn wir für ein Land nicht einmal das dazugehörige Adjektiv kennen? Wieso ist es für uns ganz normal, „afrikanisch“ essen zu gehen, obwohl wir die Pizza vom Italiener um die Ecke wohl kaum als „europäische“ Küche bezeichnen würden? Assibi Wartenberg ärgert sich über diese Verallgemeinerung. In der Prinzenallee 33 betreibt die junge Frau aus Togo das „Relais de Savanne“: ein kleines Restaurant, das westafrikanische Gerichte anbietet, die mit der Küche Kenias oder Südafrikas genauso wenig zu tun haben wie mit der deutschen. Lecker sind sie aber allemal: Yamswurzel, Couscous und Kochbananen stehen auf der Karte. Nicht ohne Stolz präsentiert die Chefin des Hauses das bunte Chaos aus frischen Zutaten, das in ihrer Küche herrscht. Immer öfter werden die dort gekochten Speisen auch für Caterings gebucht, erzählt sie.
Wer das Restaurant betritt, wird in der Regel erst mal dazu aufgefordert, den Staat Togo auf dem Globus zu finden. Assibi Wartenberg ist es wichtig, dass Afrika hierzulande nicht als ein großes Land oder – wie leider so oft – als ein großes Problem wahrgenommen wird. Stattdessen weist sie auf ganz konkrete Orte hin und zeigt für die Herausforderungen, vor denen die Leute dort stehen, ebenso konkrete Lösungen auf: Der von ihr gegründete Deutsch-Togoische Freundeskreis e. V. hat sich zum Ziel gesetzt, im Norden von Togo eine Klinik zu errichten.
Wartenberg, die lange Zeit in Charlottenburg wohnte, fühlt sich im Wedding bestens aufgehoben: „Hier ist es bunt, hier ist es lebendig. Allein in der Prinzenallee hat sich in den letzten Jahren viel getan“, schwärmt sie.
In dieses Bild passten die alten Schilder des Dauer-Kleingartenvereins Togo im Afrikanischen Viertel allerdings nicht. Auch wenn der Name längst in „Dauer-Kleingartenverein Togo“ geändert wurde, waren die Gärten bis vor Kurzem als „Dauerkolonie Togo“ ausgewiesen. Im Gründungsjahr 1939 entschied man sich bewusst für diesen Namen, um eine politische Position deutlich zu machen. Die Bezeichnung war daher vielen ein Dorn im Auge. Gemeinsam mit den Kleingärtnern und der örtlichen Politik konnte der Deutsch-Togoische Freundeskreis nun die Enthüllung der neuen Schilder feiern. Im Vereinsheim traf man sich zu Kaffee, Sekt und togoischem Essen. Dort erzählte Assibi Wartenberg auch, wie schwer es einigen Gartenbesitzern gefallen war, zu verstehen, warum ihr die Umbenennung so wichtig ist.
Und wirklich: Auf den ersten Blick scheint es eine so unbedeutende Kleinigkeit zu sein, ob da nun Kolonie oder Verein auf dem Schild vor den Kleingärten steht oder ob man nun afrikanisch oder togoisch essen geht. Doch einige wenige Buchstaben haben oft wesentlich mehr Macht, als man ihnen zutraut. Denn je ungenauer wir uns ausdrücken, desto weniger wissen wir. Und je ahnungsloser wir sind, desto gleichgültiger ist es uns, was an den Orten passiert, die sich hinter diesen Buchstaben verbergen.
Der Deutsch-Togoische Freundeskreis e. V. und das Relais de Savanne im Internet: www.d‑tf-berlin.de
Dieser Text wurde uns vom Kiezmagazin Soldiner zur Verfügung gestellt, in dessen neuester Ausgabe er veröffentlicht wurde. Text und Fotos: Alexandra Resch
Aktualisierung 2016: das Restaurant Relais de Savanne ist inzwischen geschlossen.
[…] suchen nun nach Auswegen. Ebenfalls von der Kündigung betroffen ist das afrikanische Restaurant Relais de Savanne. Das Restaurant diente unter anderem dem Deutsch Togoischen Freundeskreis e.V. als […]