Wusstet ihr, dass es einst eine langgezogene Panke-Insel gab? Sie wurde durch den Anfang des 18. Jahrhunderts angelegten Graben gebildet, der zum Antrieb des Wasserrades einer Mühle diente. Zwischen der heutigen Osloer Straße und dem südlichen Ende der Straßenbahnwerkstätten (heute: Uferstudios) wurde durch die Panke und den Mühlengraben eine Insel geformt. Diese gibt es zwar nicht mehr, aber die erhaltenen Backsteingebäude und die einzigartige Atmosphäre dieser Oase mitten in der Stadt sind definitiv eine Entdeckung wert.
Von Tresoren und Büchern
Noch heute kann man, von der Osloer Straßen-Brücke die Travemünder Straße entlangkommend, die 1823 angelegte Form der Insel erkennen. Ursprünglich sollte die Insel unbebaut bleiben, doch 1890 siedelte sich hier die Tresorfabrik S. J. Arnheim an. Das langgestreckte Fabrikgelände ist über die Osloer Straße 102 angebunden. Für den Bau der Produktionsgebäude musste 1891–92 der nördliche Arm der Panke zugeschüttet werden. Die heutige Panke fließt also im Bett des Mühlengrabens. Die Fabrik S. J. Arnheim war der größte Hersteller von Geldschränken und Tresoren in Deutschland. Die Maschinenhalle wurde 1983 abgerissen – heute befindet sich dort eine Auenlandschaft, ein Rückhaltebecken für Regenwasser. Die 1897–98 erbauten erhalten gebliebenen Fabrikhallen beherbergen heute eine Bildhauerwerkstatt und beeindrucken durch ihre gleichmäßig aufgereihten Sheddächer.
Auf dem Vorplatz der Bibliothek am Luisenbad herrscht eine einzigartige Atmosphäre. Der Name dieser 1995 eingerichteten, zum Teil unterirdisch neu gebauten Bibliothek nimmt Bezug auf die vielfältige Nutzung des Ensembles als Badeanstalt, Vergnügungspark und Kino.
Es klappert keine Mühle…
Geht man auf die grüne Fußgängerbrücke, erkennt man direkt dahinter die Pankemühle. 1714 war der Vorläufer das erste Gebäude an dieser Stelle, weit vor den Toren Berlins. Das 1830 eingestürzte Mühlenhaus wurde 1843–44 durch die heutige Wassermühle ersetzt. Der Betrieb wurde 1890 stillgelegt, das Wasserrad beseitigt. Heute befindet sich in dem 1981 restaurierten zweigeschossigen Gebäude ein Büro. Genau hinschauen: Das Mühlrad ist an der Wasserseite auf die Fassade aufgemalt!
Am pankeseitigen Giebel des roten Mietshauses Badstr. 40⁄41, das direkt hinter der Mühle aufragt, erinnert eine alte Werbeschrift an die bereits erwähne Geldschrankfabrik. 1892–93 wurde es für deren Arbeiter und Angestellte errichtet. Der freistehende Backsteinbau zieht sich über die gesamte Breite der früheren Pankeinsel. Der ungewöhnlich reichhaltig wirkende Bauschmuck orientiert sich an der märkischen Backsteingotik.
Wo die Könige fehlen
Gleich daneben beeindruckt aber das bunteste Gebäude weit und breit, das Luisenhaus (Badstr. 38–39). Als es 1893 erbaut wurde, musste das Brunnenhaus der 1869 versiegten Heilquelle versetzt werden. 1907 wurde die Travemünder Straße angelegt. Dafür musste ein Flügel des Luisenhauses abgebrochen werden, ebenso das alte Brunnenhaus. Die Wandachse der Seitenfront verweist auf die Geschichte des verschwundenen Heilbads, dem der Ortsteil Gesundbrunnen seinen Namen verdankt. Im Giebelfeld des Luisenhauses ist das 1809 in dieser Form erbaute Brunnenhaus mit seiner Aufschrift “IN FONTE SALVS” zu erkennen. Doch auch hier lohnt es sich genau hinzuschauen, denn etwas fehlt bei all dem Pomp: Auf den drei leeren Konsolen sollten ursprünglich Bildwerke der Könige Friedrich I., Friedrich II. und der Königin Luise aufgestellt werden. Dazu ist es nie gekommen…
Im zweiten Teil entdecken wir den südlichen Teil der einstigen Insel.
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[…] liefen wir auf die ehemalige Panke-Insel zu. Vorbei an beeindruckenden Backstein-Fabrikhallen, in denen sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts […]