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Im Schillerpark im Wedding:
Die Bastion im Schillerpark verfällt

Ein bedeutendes Baudenkmal ist sichtbar im Verfall begriffen. Überhaupt ist die ganze Gegend am südlichen Schillerpark in einem desolaten Zustand.
30. Juli 2024
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Der über 110 Jahre alte Weddinger Schillerpark bietet stellenweise einen traurigen Anblick. Insbesondere die historische Bastion aus Rüdersdorfer Kalkstein aus dem Jahr 1912 ist ein architektonisches Erbe, das vor sich hin bröselt. Die Schäden sind vielfältig: von herausgebrochenen Steinen und Rissen in den Fugen bis hin zu durch Baumwurzeln verursachten Schäden. Schlimmer noch: Im linken Turm der unteren Mauer hatte es Anfang des Jahres einen Brand gegeben, dessen Spuren noch immer nicht beseitigt sind. Eine Sanierung ist einstweilen nicht in Sicht.

Neben dem baulichen Zustand tragen soziale Probleme wie Drogenhandel im Park und Nachtlager von Obdachlosen in den Katakomben zur Verschlechterung der Situation bei. Trotz der Bemühungen von engagierten Anwohnern wie Uli Dalibor und Bruni Wildenhein-Lauterbach von der SPD Schillerpark, die auf eine baldige Sanierung drängen, blieb eine spürbare Reaktion der Behörden weitestgehend aus. Die Bastion ist für den Bezirk nämlich eine große Herausforderung in Zeiten klammer Kassen.

Denkmalschutz erfordert aufwändige Sanierung

Was das Problem verschärft: Das Bauwerk steht unter Denkmalschutz, was die Sanierungskosten erheblich erhöht. Ein Gutachten schätzte 2017 die Kosten für die Sanierung auf 6 Millionen Euro, wobei allein die Treppenanlage mit 400.000 Euro zu Buche schlagen würde. Trotz der Dringlichkeit und des Drucks einiger Bezirksverordneter scheint es an einem klaren Plan seitens des Bezirks zu mangeln, um die Bastion zu retten und wieder nutzbar zu machen. Die Katakomben unter der Bastion könnten wieder als Umkleidekabinen genutzt werden - immerhin findet einmal im Jahr das weltgrößte Faustballturnier direkt vor der Bastion statt, auch Sportvereine oder Freizeitsportler könnten die Räume nutzen.

Die ganze Gegend verwahrlost zusehends

Immerhin werden jetzt die Wege im Park nach und nach saniert und wieder benutzbar gemacht. Doch das reicht nicht, um das Erscheinungsbild der Anlage zu erhalten. Für die Sanierung und Nutzung der Bastion müssen bald andere Geldquellen aufgetan werden - neue Ideen sind gefragt. Auch das benachbarte Schillerparkcenter, das seit dem Auszug von real in einen Dornröschenschlaf gefallen ist, harrt einer Nachnutzung. In der Ungarnstraße wiederum, die zwischen Park und Friedhof verläuft, führen immer mehr wilde Müllansammlungen zu einem katastrophalen Anblick. Und überhaupt - wann kommt eigentlich die lange angekündigte Fahrradstraße in der Ungarnstraße? Ob Park oder Einkaufszentrum - die Gegend am Schillerpark benötigt dringend die ganze Aufmerksamkeit der Bezirkspolitik. Baustadtrat Ephraim Gothe versicherte neulich Anwohnern bei einem Kiezspaziergang, dass man nun an einem Konzept arbeite. ABer ob das reicht? Der Bastion läuft jedenfalls die Zeit davon.

weddingweiserredaktion

Die ehrenamtliche Redaktion besteht aus mehreren Mitgliedern. Wir als Weddingerinnen oder Weddinger schreiben für unseren Kiez.

18 Comments

  1. Es macht mich unendlich traurig meinen Schillerpark heute zu sehen. Als Kind bin ich auf der Schillerwiese Röhnrad gefahren und die Terrasse war unser Versteck.
    Wir haben nichts bemalt , zerstört ect. wir rannten um unser Leben wenn der Parkwächter auf dem Rad am anderen Ende zu sehen war. Das Planschbecken war immer gut besucht obwohl es weder Pommes noch Eis in der Nähe gab.
    Leider verdreckt Berlin überall....... wie schön das wir Weddinger Jörn dabei waren.

  2. Ich würde keine Millionen in die Sanierung der Bastei stecken. Als Rheinländer weiß ich, dass Burgen auch als Ruinen sehr attraktiv sein können. 🙂

  3. Danke für den Beitrag. Das sehe ich alles auch so, ich bin viel unterwegs in der Gegend, zu Fuß, mit dem Rad, und würde mich über Verbesserungen freuen. Die Ungarnstraße und die Edinburger Straße werden immer mehr von Autofahrern benutzt, die der Müllerstraße ausweichen wollen und deshalb da durch heizen. Oft ist es sehr schwer die Straße zu überqueren, v.a. mit Kindern.

  4. Ich war heute früh dort, um einmal die große grüne Wiese zu umrunden. Außer einem sich lautstark beschwerenden Obdachlosen, der in der Nische hinter den kurzen Säulen darniederlag, war dort alles eher ordentlich, wenngleich verschlissen. Die große (Sport-)Wiese satt grün , Grasnarbe unbeschädigt, ohne Müll von eher gesunden Bäumen bestanden
    Was dort wirklich fehlt ist ein stabiles Treppengeländer an der Freitreppe unterhalb von Schiller und seinen Musen.
    Dann gehen dann auch wieder, denke ich, mehr Spaziergänger aufwärts zum wunderschönen Kastanienwäldchen und bei Schiller an der huckeligen Steintreppe wieder runter in Richtung Südwesten

  5. Wieso eine Fahrradstrasse? Es gibt einen Fahrradweg, den man neu machen könnte. Das würde viel weniger kosten. Ausserdem ist diese Strasse ja nun wirklich kein Verkehrshotspot, da kann man auf der Strasse fahren, was ja viele tun, obwohl ein Radweg vorhanden ist.

    • Wann sind Sie das letzte Mal auf dieser katastrophalen Holperpiste gefahren, wo an jeder Kreuzung massive Gefährdungen für Radfahrende bestehen? Dieser Fahrradweg gehört gesperrt!

      • Hallo Herr Faust

        ja der Radweg ist Mist... für mich heißt es dort - wie schon auf dem Radweg Afrikanische - den Hintern 3 cm aus dem Sattel heben oder eine anständige Sattelfederung zulegen...

        Andererseits kann ich es echt nicht mehr hören das "an jeder Kreuzung massive Gefährdung" besteht !!! Welche X soll das sein Ecke Armenische ?? Syrische ?? Indische ?? Edinburger ??
        Ist das immer Einbildung !!?? seit 20 Jahren habe ich dort noch nie eine massive Situation erlebt
        Oder könnt ihr alle nicht sicher Radfahren??

        Da diese Straße fast nie stark befahren wird und auch wenig Fussgänger dort sind (ausser auf Höhe der Schule) könnten man auch knapp neben dem Radweg fahren und am SchillerPark muss man sowieso auf dem Gehweg fahren weil dort fast immer alles zu gemüllt ist .

        sonnige Woche noch

        • Hallo Reinhard, wir wissen ja, dass Sie ein guter Radfahrer sind; das bin auch seit über 50 Jahren. Dennoch muss der Maßstab sein: Sind Kreuzungen gut einsehbar, damit Kinder nicht überfahren werden? Ist ein Radweg so holprig, dass er zu Stürzen führen kann?

      • Ja der ist echt nicht schön. Und eine Fahrradstraße würde das durchheizen mit dem Auto, weil man den Verkehr auf Müller- und Seestraße überholen will, weniger attraktiv machen.

  6. Drogen, Schlafplätze obdachloser Menschen und v.a. (!) urinierende Durchschnittsmänner sind m.E. mehr die Folge der Verwahrlosung durch den Bezirk als Auslöser für den Verfall. Das zeigt leider, dass sich Menschen mit ihren Bedürfnissen die Räume zunutze machen, um die sich der Bezirk nicht kümmert.
    Ein Dankeschön für den Artikel und die klare, konstruktive Perspektive!

    • Das eigentliche Problem wird leider nur in der Zwischenüberschrift thematisiert!
      „ Die ganze Gegend verwahrlost zusehends!“
      Und das eben nicht nur am Schillerpark, sondern auch am Leo und und und…
      Nix mit „Der Wedding kommt“ oder „Alles wird gentrifiziert!“. Alles geht - trotz steigender Mieten - den Bach runter!

      • Wurde auf dem zitierten Kiezspaziergang am 6. Juni von Stadtrat Schriner angekündigt & erklärt.
        Dort haben wir auch die Bauarbeiten für das Spitfire Gym und den PingPong Park im Schillerpark-Center besichtigt. Ich meine, dass hier die Fertigstellung im 3. Quartal ansteht. Das Spitfire Gym richtet sich eher an leistungssportliche Kampfsportler*innen und ist sehr hochpreisig. Im PingPong Park kann man Tischtennis spielen, bucht dann Zeit an einer Platte. Es ist also zu erwarten, dass am Schillerpark-Center Menschen ein und aus gehen zum Sport treiben.
        Mich wundert ein bisschen, dass diese Entwicklungen im Artikel nicht erwähnt werden.

    • 180.000 Euro soll das Einrichten der Fahrradstraße kosten? Wow. Warum ist das so teuer? Ganz ehrlich: Das knappe Geld sollte man besser in (Verkehrs-)Bildung und baufällige Schulen stecken. Oder erstmal das in Ordnung bringen, was schon da ist und verfällt: die Bastion. Das Besteigen der Treppen ist wirklich gefährlich. Vielen Dank für den Artikel!

      • Kerstin, den Bezirk kostet die Einrichtung der Fahrradstraße 45.000 €, der Rest sind Bundesmittel.
        Die Baupläne kann man einsehen (hast du vermutlich gemacht). Allein die Planungsleistungen (also Personalkosten) werden zu Buche schlagen.

        • Fakt ist: Es kostet 180.000 Euro. Das müssen die Steuerzahlenden bezahlen. Das Geld vom Bund wächst auch nicht an Bäumen. Ich finde, die Kosten stehen hier in keinem Verhältnis zum Nutzen, solange es an anderen Stellen viel stärker brennt (Stichwort Bildung).

  7. Ich freue mich sehr über den Artikel, der den Verfall der Bastion im Schillerpark thematisiert!! Sie bringen es auf den Punkt!

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