Wer schon länger im Wedding wohnt, den kann so schnell nichts mehr überraschen. Für mich als Sohn eines Winzers ist aber die Tatsache, dass es einen Weinberg in unserem Stadtteil gibt, doch jedes Jahr wieder ein Aha-Erlebnis. Aus den Trauben wird der Humboldthainer Hauptstadtsekt.
2019 sind die Reben erneuert worden, seither gedeihen dort Trauben der Sorte Souvignier gris. Schon seit 1987 gibt es den Weinberg am Nordwestrand des Humboldthains, der ohne die tatkräftige Unterstützung von badischen Winzern nicht denkbar wäre. Denn es reicht ja nicht, die Trauben zu ernten. Zum Glück unterstützt von Anfang an die Winzergemeinschaft Achkarren vom Kaiserstuhl die Gärtner:innen des Bezirks. Diese holt die vom Grünflächenamt gelesenen Trauben nach Baden, keltert sie und lässt sie zu Wein vergären. Nun aber kommt’s: Der Wein wird dort versektet, zum sogenannten Humboldthainer Hauptstadtsekt.
Foto: Bezirksamt Mitte
150 Kilogramm Trauben haben die Gärtner:innen im Humboldthain in diesem Jahr geerntet. Revierleiter Uwe Dieckow und Kevin Köstner besuchten im September die Winzergenossenschaft im Kaiserstuhl, um dabei zu sein, wenn aus Berliner Trauben der Hauptstadtsekt entsteht.
Und wie geht es weiter? Erst im Frühjahr erhalten die fast 400 Rebstöcke wieder einen Schnitt, bevor die nächste Generation Trauben heranreifen kann. Daraus werden nur etwa 100 Flaschen pro Jahr abgefüllt. Den Sekt gibt es auch nirgendwo zu kaufen, sondern er ist immer ein Geschenk des Bezirksamts Mitte zu speziellen Anlässen.
Naja, einen funktionierenden Bezirk Mitte würde jedenfalls die Kommunalverwaltung von Stuttgart nicht hinbekommen.
Vom nicht funktionionierenden Tunnelbau mal ganz abgesehen.
Über die Kreuzberger Weine gibt es sogar auf Berlin.de eine Beitrag
https://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/politik-und-verwaltung/aemter/strassen-und-gruenflaechenamt/gruenflaechen/artikel.286317.php
und auch über die Britzer Weine
https://www.berliner-weinkultur.de/
Warum nicht über die anderen bezirklichen Weinanbaugebiete und deren Traditionen?
Nett, dann können die beiden Berliner Dienstreisenden in Baden Württemberg sich auch mal anschauen, wie eine funktionierende Kommunalverwaltung aussieht.