Es hat keine Demonstrationen gegeben, keine Bürgerinitiative, keine Unterschriftensammlung, nicht einmal ein Plakat. Ganz still und leise verabschiedet sich die Hugo-Heimann-Bibliothek aus dem Brunnenviertel. Sie schließt am 27. April. Das Viertel verliert damit einen Treffpunkt und eine wichtige Bildungseinrichtung. Die 37.000 Medien der Bibliothek, die Ende der 70er Jahre gegründet wurde, ziehen perspektivisch in die neu gebaute Schiller-Bibliothek in der Müllerstraße – wenn diese fertig ist. Mit der Schließung der Kinder- und Jugendbibliothek im Brennpunktkiez will der Bezirk Geld sparen.
Gegen die Bebauung des Mauerparks haben Bürger gerade 39.000 Unterschriften gesammelt. Für den Verbleib der Hugo-Heimann-Bibliothek indes hat sich keine Initiative gegründet. „Vielleicht liegt es daran, dass es schon so lange bekannt ist“, spekuliert Katja Niggemeier vom Quartiersmanagement Brunnenstraße. Fast sieben Jahre wissen die Menschen im Kiez, dass ihre Bibliothek schließen soll. „Viele hatten wohl das Gefühl, dass es keinen Sinn hat und haben sich vielleicht einfach an den Gedanken gewöhnt“, sagt die Quartiersmanagerin.
Der Abschied der Bibliothek vollzog sich schrittweise. Zunächst war sie im Schulgebäude des Diesterweg-Gymnasiums in der Putbusser Straße integriert. Die Schüler konnten die Bibliothek in einer Pause exklusiv nutzen, die Öffentlichkeit kam nach Schulschluss zu Büchern, CDs, Computerspielen, Mangas. Regelmäßig wurde in der Bibliothek vorgelesen, Kiezprojekte nutzten Räumlichkeiten, es gab Hausaufgabenhilfe und Prüfungsvorbereitungskurse, viele Computerarbeitsplätze und jugendgerechte Angebote zur Leseförderung. Als die Schule 2011 aus dem Kiez wegzog und das Gebäude aufgegeben wurde, zog die Hugo-Heimann-Bibliothek vorübergehend in ein viel kleineres Nebenhaus.
Mit dem Diesterweg-Gymnasium verschwand auch der größte Teil der Bibliotheksnutzer. Dennoch blieb die Bibliothek für viele Familien ein wichtiger Ort im Kiez, der nun ganz wegfällt. „Für dieses Gebiet ist es einfach grauenhaft. Mit der Bibliothek geht die letzte sichtbare Bildungseinrichtung im Bereich Swinemünder Straße. Wir verlieren einen wichtigen Lern- und Begegnungsort“, sagt Katja Niggemeier.
Kinder und Jugendliche aus dem Gebiet werden nun weitere Weg in Kauf nehmen müssen, mit Bus oder U‑Bahn fahren, um in die Schillerbibliothek zu kommen. Oder sie müssen auf die Philipp-Schaeffer-Bibliothek nahe dem Rosenthaler Platz in Mitte oder die Bibliothek am Luisenbad im Soldiner Kiez ausweichen. „Für Jugendliche ist das vielleicht kein Problem, aber Kinder, die noch nicht in die Schule gehen, können nun nicht mehr einfach so über die Straße in die Bibliothek gehen“, sagt Quartiersmanagerin Nadja Franze.
Das Quartiersmanagement will nun ein Projekt ausschreiben, das den Verlust der Bibliothek zumindest ein wenig auffängt. „Wir wollen die Familien auf die verbliebenen Möglichkeiten hinweisen, mobile Leseförderung installieren und Kooperationen für Lernunterstützung anschieben“, sagt Katja Niggemeier. Beim Kiezflohmarkt am 9. Mai vor der dann ehemaligen Bibliothek in der Swinemünder Straße 80 soll ein Flyer verteilt werden, auf dem auf die nun erreichbaren Bibliotheken hingewiesen wird.
Text und Fotos: Dominique Hensel
[…] neue Bibliothek ein ganzer Standort im Brunnenviertel aufgegeben wurde – der der ehemaligen Hugo-Heimann-Bibliothek. Aber ganz ehrlich, wer hätte vor ein paar Jahren geglaubt, dass wir einmal die Eröffnung einer […]
Wie schade! Es ist einfach nicht zu verstehen .Unglaublich .Bibliotheken sind Bildungsstätten.Sie gehören zur Grundausstattung für Bürger.Das schürt bei mir erneut das Unverständnis warum Millionen und aber Millionen in die Luft geschossen werden.
Erst das Gymnasium, dann die Bibliothek. Es ist ein weiteres Puzzlestück der Berliner Armseligkeit – dafür gibt es dann das pompöse neue Stadtschloss. Als ob eine Republik eine Schlossattrappe braucht …
Das ist in der Tat sehr schade wenn in Bücher und Bildung gespart wird. Ein trauriges Beispiel.