Der Senat hat einen Plan: einen Plan für den Nahverkehr. Der wurde viele Jahre in Trippelschritten fortgeschrieben, doch jetzt enthält er seit langem wieder ein Füllhorn von Maßnahmen und Streckenvorschlägen. Wir haben uns angeschaut, welche Projekte für den Wedding besonders interessant sein könnten.
Neue S‑Bahnstrecke
An der Strecke der neuen S‑Bahnlinie S 21 wird zwischen Wedding und Hauptbahnhof schon seit Jahren gebaut, doch erst jetzt wurde entschieden: Die Zwischenstation an der Perleberger Straße wird nachträglich eingebaut. Der Grund ist die zunehmende Wohnbebauung in der neuen Europa-City, doch auch die Nähe zur Bayer AG im Wedding und zu den Wohngebieten in Moabit dürfte eine solche Station rechtfertigen. Der erste Abschnitt soll laut Mitteilung der DB Anfang März Ende 2020 in Betrieb genommen werden. Dort sollen im Zehn-Minuten-Takt Kurzzüge zwischen Gesundbrunnen und einem provisorischen Tunnelbahnhof am Hauptbahnhof pendeln. Die neue Brücke über den Kanal wird jedenfalls weitergebaut.
Elektrobusse, neue Tramstrecken
Bei Bus und Tram sind ebenfalls Änderungen in Sicht. Auf längere Sicht soll die hoch belastete Metrobuslinie M 27 zur Straßenbahn umgebaut werden, und auch auf dem Kurt-Schumacher-Damm könnte eine Tram fahren. Auch von der jetzigen Endstation Virchow-Klinikum der 50 und der M 13 aus soll eine Strecke in Richtung Moabit und Bahnhof Zoo gebaut werden. Bis dahin werden aber erst mal neue Taktzeiten und Linien geplant, wie zum Beispiel der durchgängige 10-Minuten-Takt auf dem 247er und dem 255er, eine neue Metrobuslinie M 58 zwischen der Osloer Straße und Buch sowie eine Expressbuslinie X 59 zwischen der Osloer Straße und Französisch-Buchholz. Immer mehr Buslinien müssen elektrisch betrieben werden; dabei sollen auch Oberleitungen helfen, damit sich die E‑Busse auf der Fahrt aufladen können. 2030 soll dann das Busnetz ganz elektrifiziert sein.
Der heutige 142er-Bus, der im Wedding auch nur montags bis samstags fährt, reicht nicht aus, um die neue Europacity an der Heidestraße zu erschließen. Daher soll die Linie 147 ab Hauptbahnhof im 10-Minuten-Takt über die Heidestraße und die Fennstraße bis zum S‑und U‑Bahnhof Wedding ausgedehnt werden und auch abends und am Wochenende fahren. Die Sprengelkiez-Linie 142 soll statt durch die Heidestraße durch die Lehrter Straße fahren.
Wenn der Flughafen Tegel schließt, entfallen nicht nur die Linien X 9 und TXL, sondern auch der 128er zwischen Flughafen und Kurt-Schumacher-Platz. Auf dem Abschnitt bis zur Osloer Straße bleibt die Linie 128 erhalten.
Neue Zweigstrecke der U 6
Die U 6 könnte einen Abzweig bekommen: Vom Kurt-Schumacher-Platz könnte eine Teillinie aus der Strecke nach Tegel ausgefädelt werden, die dann die neue “Urban Tech Republic” auf dem heutigen Flughafengelände erschließt. Dort soll dann auch die Beuth Hochschule einen wichtigen zweiten Standort bekommen, was ihre Raumnot im Wedding lindern würde. Derzeit noch schwer vorstellbar: Die U 6, die U 8 und die U 9 sollen bis 2023 alle 3,3 Minuten fahren.
Geprüft werden soll auch, ob der Nahverkehr solidarisch mit einem Umlageverfahren finanziert wird. Für die Möglichkeit, Busse und Bahnen nutzen zu können, müssten alle Berliner regelmäßig einen zweckgebundenen Beitrag leisten. Dafür bekommen sie dann ein sehr preiswertes „Bürgerticket“. Nach einer Marktstudie hätten sich 44 Prozent der befragten Berliner dafür ausgesprochen, 25 Prozent waren dagegen. Was auf jeden Fall in diesem oder im nächsten Jahr ansteht: Das kostenlose Schülerticket.