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Der “Elise-und-Otto-Hampel-Platz” kommt ein Jahr später

14. Oktober 2016
Baustelle, Schillerbibliothek, Foto: Joachim Faust
Bau­stel­le des zukünf­ti­gen Eli­se- und Otto-Hampel-Platzes

Die Neu­ge­stal­tung des Plat­zes zwi­schen der neu­en Schil­ler-­Bi­blio­thek und dem alten Rat­haus Wed­ding wird rund ein Jahr län­ger in An­spruch neh­men als ursprüng­lich geplant. Statt zu Ende die­sen Jah­res wird die Fer­tig­stel­lung erst Ende 2017 erwar­tet. So soll­te der ers­te Bau­ab­schnitt, die Neu­ge­stal­tung des Platz­tei­les vor dem jet­zi­gen Job­cen­ter, eigent­lich schon im Janu­ar abge­schlos­sen sein. Jetzt ist er, wenn alles gut geht, zu Jah­res­en­de fertig. 

Özlem Özmen-Eren, die Betrei­be­rin des Cafés »Simit Evi« im Pavil­lon an der Mül­lerstra­ße, hat das in wirt­schaft­li­che Schwie­rig­kei­ten gebracht: Das Som­mer­ge­schäft drau­ßen im Gar­ten konn­te sich kaum ent­fal­ten: »Wenn stän­dig Sand und Staub von der Bau­stel­le ins Essen weht, setzt sich dort doch kei­ner hin«, klagt die Gas­tro­no­min. Dabei zeigt das Bei­spiel des Zep­pe­lin­plat­zes um die Ecke, dass die Neu­ge­stal­tung öffent­li­cher Räu­me auch zügig vor­an­kom­men kann. Obwohl dort deut­lich spä­ter begon­nen wur­de, konn­te der ers­te Bau­ab­schnitt im Zeit­plan been­det wer­den. Bei­de Maß­nah­men wer­den im Akti­ven Zen­trum Mül­lerstra­ße aus den­sel­ben Städ­te­bau­mit­teln geför­dert, bei­de wur­den mit brei­ter Bür­ger­be­tei­li­gung geplant.

Behörden-Wirrwarr ist schuld

Rathaus Job-Center BaustelleDoch nicht die Bür­ger­be­tei­li­gung war für die Ver­zö­ge­run­gen am Rat­haus Wed­ding ver­ant­wort­lich. Dort ver­kom­pli­zier­ten viel­mehr unter­schied­li­che admi­nis­tra­ti­ve Zustän­dig­kei­ten die Pla­nung. Pro­ble­me waren also bereits im Vor­feld der Maß­nah­me ange­legt: Schon die Klä­rung der Ver­fü­gungs­ge­walt über die ver­schie­de­nen Teil­be­rei­che  des Plat­zes nahm viel Zeit in Anspruch. Einer­seits muss­ten sich ver­schie­de­ne Fach­ab­tei­lun­gen und Stadt­rä­te des Bezir­kes eini­gen – zustän­dig sind sowohl das Stra­ßen- und Grün­flä­chen­amt unter Cars­ten Spal­lek (CDU), das Amt für Wei­ter­bil­dung und Kul­tur unter Sabi­ne Weiß­ler (die Grü­nen), als auch die Ser­vice­ein­heit Faci­li­tiy-Manage­ment unter Sabi­ne Smen­tek (SPD) – und ander­seits war der ehe­ma­li­ge Rat­haus­neu­bau im Zen­trum des Plat­zes an das lan­des­ei­ge­ne »Ber­li­ner Immo­bi­li­en-Manage­ment« (BIM) über­tra­gen wor­den, das ihn wie­der­um an das Job­cen­ter wei­ter­ver­mie­tet. Alle Betei­lig­ten brauch­ten lan­ge, bis sie sich auf die Neu­ord­nung der Gren­zen ihrer Grund­stücks­an­tei­le einig­ten. Der Bezirk hät­te dabei am liebs­ten mög­lichst alles der BIM über­tra­gen, um spä­te­re Bewirt­schaf­tungs­kos­ten zu spa­ren. Man einig­te sich gera­de noch vor Bau­be­ginn. Doch die beschlos­se­ne neue Zuord­nung der Grund­stücks­gren­zen erzwang auch eine Neu­ord­nung der unter­ir­disch ange­leg­ten Ent­wäs­se­rung des Platzes.Die Ber­li­ner Was­ser­be­trie­be for­der­ten, das Regen­was­ser von den ver­sie­gel­ten Platz­flä­chen der BIM nicht ein­fach so in die Ber­li­ner Misch­was­ser-Kana­li­sa­ti­on abzu­lei­ten. Damit Misch­was­ser bei star­ken Regen­fäl­len nicht unge­klärt in die Ber­li­ner Gewäs­ser läuft, wer­den der­zeit über­all in der Innen­stadt unter­ir­di­sche Zwi­schen­spei­cher ange­legt, die das Regen­was­ser sam­meln und zeit­ver­zö­gert abge­ben. Vor dem Job­cen­ter konn­te man im Früh­jahr den Bau die­ses Spei­chers beob­ach­ten. Doch seit­dem der fer­tig ist, stand die Bau­stel­le still. Denn es hat­te sich her­aus­ge­stellt, dass das Was­ser vom Zwi­schen­spei­cher nicht in die Kana­li­sa­ti­on der Mül­lerstra­ße gelei­tet wer­den kann, wie die Was­ser­be­trie­be ursprüng­lich plan­ten. Dem hät­ten die Lei­tun­gen ande­rer Ver­sor­gungs­be­trie­be im Weg gele­gen, die unter dem Bür­ger­steig dort ver­lau­fen, das Gefäl­le wäre zu schwach aus­ge­fal­len. Jetzt wird das Regen­was­ser über die alte Lim­bur­ger Stra­ße in die Kana­li­sa­ti­on der Gen­ter Stra­ße gelei­tet – eine Vari­an­te, die im Vor­feld zwar von den Land­schafts­ar­chi­tek­ten ange­regt, von den Was­ser­be­trie­ben aber ver­wor­fen wur­de. Die not­wen­di­gen Abstim­mun­gen und die  Umpla­nun­gen kos­te­ten den kom­plet­ten Sommer.

»Beamtenlaufbahn« immer noch da

Gebäude, Rathaus Wedding, Foto: Joachim FausAnde­re Schwie­rig­kei­ten tre­ten hin­zu. So haben etwa die aus­ge­reiz­ten Kapa­zi­tä­ten im Beton­bau inzwi­schen zu deut­li­chen Preis­stei­ge­run­gen geführt. Für klei­ne­re Auf­trä­ge wie die Her­stel­lung von Fun­da­men­ten für umfrie­de­te Müll­stand­or­te der Biblio­thek und des Job­cen­ters fin­den sich kaum noch Anbie­ter. Und der zwei­te Bau­ab­schnitt,  die Her­stel­lung des Ver­bin­dungs­wegs auf der ehe­ma­li­gen Lim­bur­ger Stra­ße ent­lang des Rat­hau­ses Wed­ding, wird zudem durch die »Beam­ten­lauf­bahn« behin­dert. Unter ihr pas­sen grö­ße­re Bau­fahr­zeu­ge nicht hin­durch. Die inzwi­schen funk­ti­ons­lo­se Ver­bin­dungs­brü­cke zwi­schen Job­cen­ter und Rat­haus soll­te zwar abge­ris­sen wer­den, wie es schon in der Aus­lo­bung des Wett­be­werbs für die Neu­ge­stal­tung des Plat­zes im Jahr 2013 ange­kün­digt war und mitt­ler­wei­le auch vom Bezirks­amt beschlos­sen wurde.

Das Stadt­pla­nungs­amt blo­ckiert aber die Umset­zung der Ent­schei­dung – obwohl die­ser Ver­bin­dungs­gang die Sicht­be­zie­hung auf dem Platz stark ein­schränkt und somit die gewünsch­te kla­re Ver­bin­dung zwi­schen Mül­lerstra­ße und Beuth-Cam­pus ein­deu­tig stört. Ob der Platz tat­säch­lich zum Jah­res­en­de fer­tig wird, hängt unter ande­rem vom Win­ter ab: Wird die­ser lang und hart, tre­ten ver­mut­lich wei­te­re Ver­zö­ge­run­gen auf. Sicher ist jedoch, dass der ursprüng­li­che Kos­ten­rah­men nicht ein­ge­hal­ten wer­den kann.

Autor: Chris­tof Schaffelder

Die­ser Bei­trag erschien zuerst in der Sanie­rungs­zeit­schrift “Ecke Mül­lerstra­ße” Num­mer 6/2016

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