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Der Brauseboys-Jahresrückblick (Teil 2)

8. Dezember 2018

Die Brau­se­boys schau­en ab 13.12. wie­der wochen­lang täg­lich von der Büh­ne­auf das Jahr zurück. Für den Wed­ding­wei­ser wagen Sie den Blick auf ihr Jahr im Kiez. Was hat sich ver­än­dert, was hat für sie auf­ge­hört, was hat ange­fan­gen. Die Wed­din­ger Autoren berich­ten schonungslos.

Zum Glück ohne Soße

Die Kin­der spie­len jetzt ger­ne zu Hau­se nach, was wir erle­ben. Arzt­be­su­che, Ein­kau­fen, Fahr­kar­ten­kon­trol­len, macht alles Spaß. Aber seit dem letz­ten Besuch beim Döner-Imbiss läuft das Gan­ze etwas aus dem Ruder. Ihre Spiel­kü­che und meh­re­re nied­ri­ge Tische wer­den zum Imbis­s­tre­sen umfunk­tio­niert, sämt­li­ches Holz­ge­mü­se und Obst her­aus­ge­räumt, Filz­pom­mes kom­men auf den Herd. Die Ver­klei­dung besteht aus lus­ti­gen, bun­ten Hem­den und alten Müt­zen, die Döner­mes­ser sind Lineale.

Im ers­ten Schwung stel­len wir alles wei­te­re bereit, einen Dreh­ho­cker als Spieß, Wasch­lap­pen als Brot­ta­schen, Alu­fo­lie. Nach meh­re­ren täg­li­chen Imbiss-Ses­si­ons erlahmt aber der elter­li­che Eifer. In der gan­zen Woh­nung stol­pern wir über halb auf­ge­ges­se­ne Döner­lei­chen, zer­knüll­te Alufolien.

Zum Glück alles ohne Soße.

Frank Sor­ge

Techniker-Tracking

Mir war von Anfang an klar, dass es ein Him­mel­fahrts­kom­man­do wer­den wür­de. Never touch a run­ning sys­tem. Der schnö­de Mam­mon hat­te mich ver­führt, und jetzt soll­te der neue Inter­net-Anschluss instal­liert wer­den. Ob ich je wie­der ins Netz kom­men wür­de? Ent­spre­chend ner­vös schluck­te ich, als die Nach­richt vom neu­en Inter­net-Anbie­ter ver­kün­de­te, der Tech­ni­ker käme am Mitt­woch zwi­schen 15 und 18 Uhr, um mei­nen Anschluss umzuschalten.

Am Mitt­woch setz­te ich mich an den Rech­ner, um bis zum schick­sal­haf­ten Moment noch so vie­le Leser­kom­men­ta­re bei Welt-online wie mög­lich zu lesen. Ich woll­te mir den Abschied aus dem Netz etwas leich­ter machen. Da traf eine E‑Mail ein. Ich las: „Lie­ber Herr Wer­ning, unser Tech­ni­ker macht sich jetzt auf den Weg zu Ihnen. Ver­fol­gen Sie hier live, wo er gera­de ist und wann er bei Ihnenankommt.“

Ich war baff. Ein Live-Track­ing des Tech­ni­kers auf dem Weg zu mir?Ich klick­te auf den ange­ge­be­nen Link und lan­de­te auf dem Stadt­plan von Ber­lin, auf dem ein rotes Pünkt­chen hek­tisch blink­te. Der­Tech­ni­ker! Er nah­te her­an! Lang­sam schob das Pünkt­chen sich über die Chaus­see­stra­ße. In mei­ne Rich­tung! Auf­ge­regt fie­ber­te ich mit. An der Kreu­zung Müller/Ecke Trift­stra­ße bog der rote Punkt links ab. Was mach­te er denn da? Das ist doch gar nicht der rich­ti­ge Weg! Jetzt stopp­te der Punkt an der Ecke Trift-/Ecke Gen­ter. Direkt vorm Bier­gar­ten Eschen­bräu. Der wird doch nicht … Dann pas­sier­te lan­ge Zeit nichts.

Inzwi­schen war es kurz vor sechs. End­lich kam wie­der Bewe­gung in den Punkt, er fuhr zurück auf die See­stra­ße, dies­mal in die rich­ti­ge Rich­tung. Mit klop­fen­dem Her­zen ver­folg­te ich, wie er näher und immer näher kam. Gleich war er da! Jetzt muss­te er nur noch einen Park­platz fin­den. Aber – war­um such­te der denn gar nicht? War­um fuhr er ein­fach wei­ter über die See­stra­ße? Und wei­ter? Ent­setzt schau­te ich auf den Plan, auf dem sich der blin­ken­de rote Punkt all­mäh­lich Rich­tung Prenz­lau­er Berg beweg­te – und dann war er plötz­lich ver­schwun­den. Ein­fach weg. Öde und leer lag der Stadt­plan vor mir. Eine E‑Mail traf ein. Vom Inter­net-Anbie­ter. Ich las: „Es tut uns leid, aber unser Tech­ni­ker konn­te Sie heu­te lei­der nicht errei­chen. Wir mel­den uns wie­der bei Ihnen, sobald wir einen neu­en Ter­min gefun­den haben.“ Fas­sungs­los schau­te ich auf den Bild­schirm. Dann ging das Inter­net aus.

Hei­ko Werning

Manche Dinge haben Zeit 

Foto: Frank Sorge

Link: https://www.instagram.com/browserboy/

Blockade

An sich ist die­se Blo­ckier­funk­ti­on von Ein­kaufs­wa­gen eine sinn­vol­le Sache, also wenn sie Kun­den davon abhält, sich mit dem Wagen aus dem­S­taub zu machen und ihn ähn­lich wie die chi­ne­si­schen Leih­rä­der in einer Böschung zurück­zu­las­sen oder in die Spree zu ver­sen­ken. Blöd ist, wenn die Sache nach hin­ten los­geht und Kun­den dar­an hin­dert, den Markt zu betreten.

Gera­de in letz­ter Zeit geschieht es mir häu­fig, dass ich einen sol­chen Ein­kaufs­wa­gen zie­he. Ich bin in dem Moment aber zu genervt von die­ser Fehl­funk­ti­on, als dass ich ihn wie­der zurück­schie­be und mir aus der Rei­he neben­an einen ande­ren hole. Also mühe ich mich ab, schie­be vorn­über­ge­beugt den Wagen in den Markt und kom­me mir vor wie Sisy­phos, aller­dings ohne Stei­gung und mei­ne Last kann nicht zurück­rol­len. Gele­gent­lich hebe ich den Wagen an, so dass das blo­ckie­ren­de Rad in der Luft hängt und rol­le mit drei Rädern durch den Laden. In bei­den Fäl­len eine pein­li­che Sache und ich ertra­ge die spöt­ti­schen Bli­cke der ande­ren mit dem Gedan­ken, dass heu­te ein­fach kein Tag ist, um auf­zu­ste­hen und das Haus zu verlassen.

Robert Res­cue

Die Brauseboys live

„Sie haben mich ins Gesicht gefilmt, das dür­fen Sie nicht!“, dik­tier­te der säch­si­sche LKA-Pegi­dist Maik G. der Lügen­pres­se ins Mikro­fon. Die Brau­se­boys las­sen sich das nicht zwei­mal sagen und fil­men dem Jahr 2018 voll ins Gesicht: Was bleibt, und was ver­hallt unge­hört in der Geschichte?


In ihren wöchent­li­chen Lese­shows haben Thi­lo Bock, Robert Res­cue, Frank Sor­ge, Vol­ker Sur­mann und Hei­ko Wer­ning 2018 inten­siv beob­ach­tet und kom­men­tiert, nun prä­sen­tiert die Wed­din­ger Vor­le­se-Boy­group ihren Jah­res­rück­blick. Ein Abend zwi­schen Die­sel und Chem­nitz, über­ra­schen­den Gip­feln und spie­le­ri­schen Nie­der­la­gen, zwi­schen Trumpt­weets, Erdog­an­fo­tos und Gau­lands ver­schwun­de­ner Badehose.


Sati­re vom Blatt, Lied­gut vom Kla­vier und Bil­der von der Wand. – Ein Multimediaereignis!

Alle Vor­stel­lun­gen im Come­dy­club Kooka­bur­ra
Schön­hau­ser Allee 184, Ber­lin-Mit­te
Kar­ten: 0304862 3186, Ticket-Link

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

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