Die Macht wird mit Dir sein, immer. Wer kennt diesen Satz nicht? Er stammt von keinem Hobby-Politologen und auch von keinem Berufsdiskutierer. Gemeint ist auch nicht die schnöde weltliche Macht, sondern die, die alles durchdringt. Krieg der Sterne. Die nun aufgehängten Wahlplakate für die Abgeordnetenhaus- und BVV-Wahlen zeigen indes: Ja, auch Politiker scheinen der gewöhnlichen Macht überdrüssig und bedienen sich an dem Filmklassiker. Anders sind die Schlagschatten, bunten Bälle oder sonst wie gearteten Unfälle auf den Bildern nicht zu erklären. Oder?
Stellen Sie sich vor, Sie würden morgens wie immer im Bademantel auf dem Balkon stehen und plötzlich erblicken Sie das Antlitz von Jean Pütz! Ach nein, es ist Amtsinhaber Christian Hanke von der SPD. Noch irritierender ist der Schlagschatten auf dem Bild. Oder ist das vielleicht keine Unzulänglichkeit des Fotografen, sondern gar gewollt? Und falls ja, was ist es? Nach kurzem Überlegen ist klar: Es ist die Macht! Aber Vorsicht, die schwarze Tönung verrät es: Es könnte die dunkle Seite der Macht sein. Die Präsenz des Imperators vielleicht sogar?
Am nächsten Pfahl dann die Gewissheit. Ist es nicht traurig, dass eine einstig selbsternannte Volkspartei sich nicht nur keinen vernünftigen Fotografen leisten kann, sondern zudem alle Kandidaten (bis auf den Regierenden Bürgermeister) auch noch den gleichen bekommen? Oder war es bloß der Referent mit seiner Knipse?
Auf dem Weg zum Bäcker sehe ich bunte Bälle. Ach, der Herr Gollasch. Anders als bei den Sozen mit ihrem Schatten steht der grüne Kandidat vor einem, soll man sagen? – Bällebad. Wie Pädagogen wissen: Eltern lieben Bällebäder und wünschen sich nichts sehnlicher, als einmal nur in Tempelhof, Spandau, Lichtenberg oder Waltersdorf ins Plastikmeer hineinspringen zu dürfen. Für Kleinkinder hingegen sind die bunten Bälle der schiere Overload. Kennen Sie die Szene, als der Todesstern explodiert? Und sind es nicht zwei bunte Bälle, die in den Stern hineinfliegen, bevor er sich in Fantastillionen von Teilen im All verteilt?
Einen ganz anderen Weg zur Macht beschreiten die Piraten. Sie bedienen sich nicht beim Krieg der Sterne, sondern vielmehr beim Gegenspieler. Und zwar dem des Superhelden Batman. Ihr Plakat mit “Joker” zeigt: bevor es mit der Partei in die Bedeutungslosigkeit hinabgehen könnte, wird noch mal richtig auf die Pauke gehauen. Damit es bei denen mit der Macht noch einmal so richtig rumpelt.
Die CDU hat das nicht nötig. Sie IST die höhere Macht. Sie haben eindeutig den Contest, wer hängt ihn, wer hängt ihn am höchsten, für sich entschieden. Und der CDU-Spitzenkandidat Henkel setzt noch einen drauf, nämlich seinen kleinen Sohn, auf seine Schultern. Ob er seinem Nachwuchs zuraunt: “Ich bin Dein Vater”? Man weiß es nicht.
Es gibt noch ganz viele Kandidaten, Parteien und Listen, die wir jetzt nicht erwähnt haben. Quietschbunte Orgien in pink, blau und gelb, inhaltsschwere Botschaften in schwarz-weiß und in aggressivem Rot, der Wunsch nach mehr Blau (aber es könnte auch ein wenig ins Bräunliche spielen). Ja, die alle stehen auch zur Wahl, aber sollen nicht Thema dieser kleinen Stilkritik sein. Ob Ihnen die Plakate gefallen oder nicht: lassen Sie sich nicht vom Wählen abhalten. Möge die Macht mit Ihnen sein!
Kleine Entscheidungshilfe für die Wahlen auf Bezirksebene: Bezirk-O-Mat vom Tagesspiegel
Das Plakat von Chr. Hanke erinnert mich weniger an Jean Pütz, sondern mehr an meinen Assistenten Groucho Marx.
Bevor man sich über das Wahlplakat der Piraten amüsiert, sollte man vielleicht mal Grundlagenrecherche betreiben: Bruno Kramm ist nicht nur Spitzenkandidat und Vorsitzender der Berliner Piraten, sondern hauptberuflich Teil des Musik-Duos “Das Ich” und geht als solcher tatsächlich in diesem Outfit (das nix mit dem Joker zu tun hat) zur Arbeit.
Da gibt es doch im Wedding Alternativen oder ??
https://ihr-spiegelhalter.de/alle-wahlpakate-im-ueberblick/
Wunderbar, ich hatte mich schon gefragt, ob die gewöhnlichen Mittfünfziger alles sein sollten, was mir die Parteien zeigen wollen. Jetzt weiß ich es: Plakate sind Machtsymbole. Danke!