Mastodon

"Naturschutz ist nicht verhandelbar":
Das sagen die Strandbad-Betreiber zum Uferschutz

8. März 2025
13

Ende Februar wurden Arbeiten zum Schutz der Ufer des Plötzensees bekanntgegeben, durch die - unter anderem - auch dem Wildbaden am Ostufer Einhalt geboten werden wird (wir berichteten). Auf unserer Seite gab es viele Diskussionen zum Interessenkonflikt zwischen Natur, Stadtbewohner:innen und dem wirtschaftlichen Betrieb des Strandbads. Jetzt melden sich die Betreiber des Strandbads Plötzensee mit einem Zwischenruf, den wir hier wiedergeben.

Statement der Betreiber des Strandbads Plötzensee

"Wir können der Sonne keinen Strafzettel geben"

Was gibt es Schöneres, als die Abendsonne am Wasser zu genießen. Der See ist ein
gesellschaftliches Allgemeingut, an dem alle Menschen teilhaben dürfen. Doch Fakt ist, die Uferzonen der Nordseite sind in einem katastrophalen Zustand und viele Menschen wissen gar nicht, warum das gefährlich ist.

Naturschutz ist nicht verhandelbar!

Die Uferbepflanzung bietet Tieren überlebenswichtigen Schutz und ist essentiell für Brutstätten zur Förderung des Nachwuchs. Die Wurzeln der Pflanzen stabilisieren die Uferböschung, ohne verschlammt der See, wodurch kein Grundwasser zufließen kann. Das Ökosystem wird nachhaltig geschädigt und im schlimmsten Fall ist das Baden im See überhaupt nicht mehr möglich. Die Auswirkungen sind schon längst spürbar. Wer kann sich noch an alte Zeiten mit Froschkonzerten und Fledermausspektakel erinnern? Die gibt es schon lange nicht mehr..

Kein Profitinteresse – sondern Verantwortung

Nein, das Strandbad steckt nicht hinter den Maßnahmen. Wir sind ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das durch unser Konzept 2019 von den Berliner Bäder-Betrieben ausgewählt wurde, das Gelände für zehn Jahre zu pachten. Wir müssen uns eigenständig finanzieren, 200 Beschäftigten ein faires Gehalt zahlen und 10 Unterpächtern Sicherheit für ihre Existenz bieten. Wir haben keinen Einfluss auf politische Entscheidungen und wir erfuhren auch erst durch die Presse von den geplanten Maßnahmen.
Schade ist nur, dass wir seit Jahren versuchen, Vorschläge für den Uferschutz auf politischer Ebene durchzubringen, die kein Gehör gefunden haben und weniger drastisch hätten ausfallen können.

Lösungsorientierte Zusammenarbeit

Wir unterstützen eine verantwortungsvolle Nutzung der Naturflächen und haben uns schon immer für einen kostenfreien und naturschonenden Zugang zum Wasser auf der Nordseite eingesetzt. Wir haben sogar dem Café-Verkäufer am Steingarten unsere Stand Up-Paddles und Walkie-Talkies geliehen, sodass im Ernstfall Menschen im Wasser geholfen werden kann. Allerdings sind wir der Meinung, dass jemand Verantwortung für die Sicherheit und Sauberkeit vor Ort übernehmen muss.

Auch die Problematik unserer Eintrittspreise ist uns bewusst. Ein Kurzzeitticket wäre sinnvoll, ist aber wirtschaftlich kaum umsetzbar. Trotz Rabatten wird das Mehrfachticket selten gekauft. Die finanziellen Herausforderungen, u.a. durch Corona, lassen Preissenkungen derzeit leider nicht zu, aber wir arbeiten intensiv an Lösungen, um die Eintrittsbarrieren zu senken.

Wir geben unser Bestes

Wir ergreifen schon lange Maßnahmen zum Erhalt der Natur und Artenvielfalt und wollen Mehrwerte für die Gesellschaft schaffen. Beispiele dafür sind:

Fazit

Wir wollen hier nicht um Sympathie betteln oder die Entscheidung der Politik verteidigen. Aber es hilft nicht, Sündenböcke zu konstruieren, um vom Problem abzulenken. Wir wollen klarstellen, dass uns das Wohl des Sees und der Besuchenden am Herzen liegt und dass wir offen für Kritik und Lösungsvorschläge sind. An der Stelle wollen wir auch dem Weddingweiser und der Community unseren Respekt zollen, dass hier noch ein ehrlicher und konstruktiver Austausch möglich ist.

Text: Die Betreiber des Strandbads Plötzensee

Hier findet ihr noch einmal den Bericht zu den Baumaßnahmen für den Uferschutz.

Hier gibt es weitere Informationen zum Metamorphosium, dem Biotop im Strandbad

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

13 Comments Schreibe einen Kommentar

  1. Ja.
    Und bitte rettet die Fischerpinte und laßt sie so wie sie ist. Auch mit neuem Betreiber. Ein weiterer Punkt, der mich zum hasserfüllten Gegner des BA macht.

  2. Im Jungfernheidepark, der vor kurzem mit viel Geld ökologisch aufgewertet wurde, ist das Baden außerhalb des Strandbads auch verboten. Es halten sich, wie selbstverständlich für Berlin, aber sehr viele Menschen nicht daran. Nein, da wird stattdessen der sensible Schilfbereich an der sog. Hundewiese nach und nach zertrampelt.
    Die Natur in Berlin geht vor die Hunde. Immer mehr Menschen in der Stadt, immer mehr verdreckte Parks und Grünanlagen.

    Die Stadt verliert stetig an Lebensqualität. Daran sind primär die Berliner*innen schuld! Verstärkt wird dies durch eine in weiten Teilen völlig überforderte, langsame Verwaltung.

    Daher kann man im Falle Plötzensee nur froh sein, dass das BA hier so tatkräftig agiert, für ökologische Qualität.

  3. Mir ist der ökologische Zustand des Sees, des Uferbereichs wichtiger als Badespaß AUF KOSTEN der Natur. Noch ein paar Jahre so weiter und wir haben dort ein ökologisch totes Wasserloch. Die Menschen, besonders im Wedding (aber auch von außerhalb strömen die Leute zur Plötze), werden leider nicht sensibler, sondern immer rücksichtsloser, lassen ihren Müll liegen, statt diesen wieder mitzunehmen, wenn die Mülleimer voll sind.
    Der Nutzungsdruck auf den See ist zu hoch, in Verbindung mit sich verschärfenden klimatischen Bedingungen. Gebt der Natur Zeit zur Erholung, zur Regeneration.
    Natur ist doch nicht (nur) dazu da genutzt/ übernutzt zu werden, sondern man erfreut sich auch an ihr, ohne diese stetig zu zerstören und zu vermüllen.

  4. Also ich finde der Betreiber des Strandbad macht das schon echt gut und ich bin dort selbst sehr gerne. Es soll auch jeder Parties machen der Bock hat. Aber ihr seid echt nicht die, die über Naturschutz reden sollten. Der Lärm ist schon echt nervig für alle die sich an schönen Sommer Abenden außerhalb des Strandbades am Plötzensee erholen wollen
    Der Geräuschpegel ist garantiert nicht zuträglich für die Tierwelt die sich am See aufhalten könnte. Macht euer Ding aber das Gerede über Naturschutz ist echt unaufrichtig.

  5. Wenn man dieses Konzept fährt mit 200 Angestellten und Party-/Konzeptbetrieb, muss man wirtschaftliche Preise nehmen. Das Versagen liegt hier doch dann aber an der Auswahl/Vergabe dieser Pächter mit dem Nuntzungsbetrieb. Eine friedlichere Nutzung wäre sicher mit 25% der Beschäftigten und 50% des Preises umsetzbar. Hoffe dann 2029 auf eine entsprechende Entscheidung des Bezirks, das Ganze wieder etwas „zurückzudrehen“ und dass die jetzigen Pächter den ganzen Krams wieder abtransportieren. In meinen ersten Berliner Jahren hatte ich mich echt in diesen Lost Place verliebt, den Beach Club da leiste ich mir jetzt vielleicht 1x im Jahr – zumal die Zielgruppe auch ganz Berlin jetzt ist und nicht mehr das Umfeld.

  6. Ich weiß nicht, ob man den Betreiber*innen des Strandbads einen Vorwurf machen kann. Dem Bezirk aber ganz sicher.
    Was ist das für ein seltsames Konzept: Baden überall verboten, und nur im Strandbad für echt viel Geld? Was ein Witz. Selber Mist in der Jungfernheide.

  7. Was für ein verlogener Beitrag! – Mehr als 100 Jahre lang war es ein Strandbad für die breite Masse der Weddinger. Gar nicht lange her, ich kann mich noch gut erinnern: ganz viele Kinder und Jugendliche. Die drängen sich heute im Kombibad (Seestraße), das ist aber kein Ersatz!
    Und geworden ist stattdessen eine Partymeile für besser gestellte Auswärtige. Plötzlich tut diese Partymeile so, als ginge es ihr um den Naturschutz. Auch um das Baden ging es ihr nie: siehe die Preise, die Badezeiten, die Berufstätige werktags ausschließen – die stets nur wenigen Badenden (außer an den ganz heißen Hochsommertagen).
    Das Bezirksamt muss handeln!
    Die Probleme bestehen erst, seitdem das Bad privatisiert worden ist!
    Will das Bezirksamt die Probleme wirklich lösen, muss es die Interessen der Weddinger wieder in den Vordergrund stellen.
    |–> Wenn das Baden wieder vor allem im Strandbad stattfinden kann, wäre auch der Natur des Plötzensees am besten geholfen!

      • sehr richtiger Beitrag von Klaus! das Baden ist für Familien mit Kindern fast unerschwinglich geworden und das Partykonzept lässt wegen Lautstärke in der Plötzensee Umgebung kaum Erholung zu. Dafür hat das Bezirksamt aber Sorge zu tragen.Die Strandpächter haben mit Naturschutz eigentlich nichts im Sinn sondern nur mit Geschäfte machen!

        • Oh man, anscheinend wurde das Strandbad, in der Zeit wo es der BBB gehört hat auch nicht gut besucht. Der Zustand des Strandbad war zum Ende hin miserabel und erst der neue private betreibe hat endlich das Strandbad auf ein Stand gebracht, in dem man sich wieder einigermaßen wohlfühlt. Also tut mal nicht so, als ob es früher „besser“ war.

    • Hallo,
      war das Strandbad vor Übernahme durch den derzeitigen Betreiber nicht Jahrelang geschlossen und dabei zu Verfallen?
      Badeschluss 19 Uhr – und bisher habe ich noch nicht erlebt das jemand Punkt 19 Uhr rausgepfiffen wird ist doch auch gut für Berufstätige? Typischerweise machen Standbäder früher zu. Und dann kann man ja trotzdem noch eine weile gemütlich am Strand sitzen.

    • "Partymeile für besser gestellte Auwärtige" Selten so ein Quatsch gelesen. Auswärtige sind für dich vermutlich Menschen aus Pankow und Charlottenburg? Ich kann das jedenfalls nicht bestätigen. Immer als ich im Strandbad Plötzensee war, war das Publikum bunt gemsicht und ein "Besserverdiener" Treffpunkt ist es ganz sicher nicht.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

MastodonWeddingweiser auf Mastodon
@[email protected]

Wedding, der Newsletter. 1 x pro Woche



nachoben

Auch interessant?