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Das nervige Geräusch – oder: Im Wedding piept’s wohl!

19. Januar 2013

Fei­er­abend, herr­lich! Gemüt­lich habe ich mich in mei­ne Decke ein­ge­mum­melt und las­se mich vom TV berie­seln. Ich bin gera­de dabei weg­zu­dö­sen, als ein Ton von der Stra­ße die Selig­keit durch­bricht, in der ich schwel­ge. Ein unglaub­lich nerv­tö­ten­der Ton wohl­ge­merkt. Diiiiiiiiiiiiiii­ieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehhh. Das Geräusch einer dau­er­be­tä­tig­ten Hupe. Na, da wird wohl ver­mut­lich der Typ wie­der da sein, der sei­ner Freun­din immer per Hupen mit­teilt, dass sie nach unten kom­men soll. Klin­geln gehen ist ja auch viel zu anstrengend.

Aller­dings ist der ner­vi­ge Ton auch nach 10 Minu­ten noch nicht ver­stummt, das ist jetzt schon etwas ver­wun­der­lich. Man ist hier natür­lich ner­vi­ge Geräu­sche gewohnt. Lachen­de Tee­nie­grup­pen, die zur Jugend­her­ber­ge pil­gern, lau­te Moto­ren­ge­räu­sche und nicht zu ver­ges­sen: der Typ, der immer die Stra­ße auf und ab läuft und dabei laut schreit. Aber das hier ist jetzt auf der Nervska­la echt mal eine dicke 10 – selbst für Wed­din­ger Verhältnisse.

Ich hal­te Aus­schau vom Bal­kon aus, kann aber nicht genau orten, wo das Geräusch her­kommt. Die Leu­te auf der Brüs­se­ler Stra­ße ver­hal­ten sich außer­dem ver­däch­tig nor­mal. Ich zweif­le lang­sam an mei­ner men­ta­len Sta­bi­li­tät. Bil­de ich mir das gan­ze viel­leicht nur ein? Sen­de eine SMS an mei­ne Mit­be­woh­ne­rin, in der ich das Geräusch erwäh­ne. Glück gehabt, sie hört es auch – immer­hin noch nicht wahn­sin­nig. Wenn das Geräusch aller­dings nicht bald auf­hört, kann das aller­dings nicht mehr so lan­ge dau­ern. Das ist auch so eines der Geräu­sche, das immer mehr stresst, je län­ger man es hört. Will­kom­men in mei­ner per­sön­li­chen Hölle.

Dii­ieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehhh. 25 Minu­ten sind ver­gan­gen. Das Geräusch nervt mich mitt­ler­wei­le so sehr, dass ich mir, in Erman­ge­lung von Ohr­stöp­seln, Taschen­tü­cher ins Ohr gesteckt habe – mit sehr mäßi­gem Erfolg. Ich glau­be, ich muss bald wei­nen. War­um ist es denn so laut und war­um hört es nicht auf? Im mitt­ler­wei­le grenz­de­bi­len Sta­di­um kommt mir der Gedan­ke, dass dies ver­mut­lich ein Ter­ror­an­schlag ist, des­sen ein­zi­ges Ziel es ist, die Leu­te in den Wahn­sinn zu trei­ben. Hin­ter­häl­tig und gemein ist das. War­um soll­te man sich aber den Wed­ding als Anschlags­ziel suchen? Völ­lig haarsträubend.

Viel wahr­schein­li­cher ist es, dass der Altan-Grill bei mir neben­an und der Saray-Grill an der See­stra­ße Stress haben und Manö­ver star­ten, um die Döner­kun­den des Kon­kur­ren­ten zu ver­trei­ben – Krieg der Döner­bu­den! Natür­lich könn­te es auch sein, dass bei irgend­ei­nem Auto die Hupe irgend­wie ein­ge­fro­ren ist. Das ist jetzt natür­lich weit her­ge­holt, aber man muss alle Mög­lich­kei­ten in Betracht zie­hen.  Das ver­damm­te Hupen ist jetzt seit einer Stun­de zu hören. Drau­ßen auf der Stra­ße herrscht nun end­lich auch Ver­wir­rung bei den Pas­san­ten. Na, immerhin!

Ich ver­su­che mich abzu­len­ken, das Diiiiiiiiiiiiiiiiiiii­ieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehhhhhhhhhhhh erstickt aller­dings jeden kla­ren Gedan­ken schon im Keim. Nur eins ist klar: Ich will zu mei­ner Mami!

1,5 Stun­den – die Poli­zei steht jetzt unten. Die Poli­zei, dein Freund und Hel­fer! Aber nein, die Beam­ten sit­zen ein­fach nur in ihrem Auto und rau­chen. Das kann doch wohl nicht euer Ernst sein! Ihr müsst doch was machen gegen den Lärm, schleppt die Kar­re ab!

Nach einer wei­te­ren hal­ben Stun­de ist das Her­an­na­hen eines gro­ßen Fahr­zeu­ges zu hören. Weni­ge Minu­ten spä­ter ent­fernt sich das Diiiiiiiiiiiii­ieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehhhh lang­sam, bis es letzt­end­lich weg ist. Ver­mut­lich hupt es noch immer auf dem Schrott­platz, auf dem das Auto jetzt steht. Mir aber egal, ich muss es ja nicht mehr hören.

Geschnat­ter von der Stra­ße dringt wie­der an mein Ohr, wei­ter weg hört man den Ver­rück­ten schrei­en – herr­lich, end­lich wie­der die gewohn­te Ruhe im Wedding.

Gastautor

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