Das Hohelied ist eine Sammlung von Liebesliedern, die man so nicht in der Bibel erwartet. Nicht in dieser Weise körperlich. Nun hat die Stephanuskirche dem Hohelied Salomos eine Konzertreihe und eine Ausstellung gewidmet. Musik und Kunst verbinden sich wieder beim nächsten Musikabend an diesem Freitag. Ein Ausgehtipp.
Zehn Konzerte innerhalb von zwei Monaten und noch einmal fünf Auftritte zum zurückliegenden Panke Parcours. Und noch mehr Zahlen: 22 Künstler in einem Kirchensaal. Die Stephanuskirche bringt Kultur und Religion zusammen. Anlass für die Arbeiten in Öl und Klang ist das Hohelied Salomos, einer Sammlung von Texten im Alten Testament. Wikipedia beschreibt die Bibelstelle so: “zärtliche, teilweise explizit erotische Liebeslieder, in denen das Suchen und Finden, das Sehnen und gegenseitige Lobpreisen zweier Liebender geschildert wird.” Nur Kenner dürften solche Genres in der Bibel vermuten. Für Künstler bedeutet das: Challenge accepted.
Dritter Wurf von Samuel Wiesemann
Die Ausstellung hat der Maler Samuel Wiesemann zusammengestellt. Für ihn ist es der dritte Zusammenstoß von Bibel und Kunst in der Stephanuskirche. Vor zwei Jahren hat er Künstler um ihre Beiträge zum Thema “Upgrading Maria 2021” gebeten und 2022 hieß die Ausstellung in der Stephanuskirche: “Der Herr sei mein guter Hirte”.
Die meisten Werke, die nun in der Stephanuskirche zu sehen sind, sind großformatige Gemälde in Öl oder Acryl. Es finden sich aber auch Grafik, Skulptur und Holzschnitt. Zu sehen sind Auseinandersetzungen mit Liebe und Verliebtheit als erotische, aber auch mentale Verbindung, jedoch nehmen auch der Liebesschmerz, die Trennung und die Sehnsucht breiten Raum ein. Daneben finden sich Ausflüge in die Mutter-Kind-Liebe, dem Hoffen auf ein göttliches Utopia und das Motiv der Gottesliebe.
Für Wanderer und Kunstflaneure, die die Werke betrachten wollen, ist das Kirchenportal mindestens jeden Freitag von 16 bis 18 geöffnet (wobei in Kirchen Spenden immer im Rahmen des Möglichen liegen). Mit etwas Glück ist auch zu anderen Zeiten jemand vor Ort und lässt Kunstfreunde in die kostenlose Ausstellung.
Das Konzertprogramm hat Kulturmanager Stefan Höppe organisiert. Neben Musik hat er auch zwei Vorträge ins Programm aufgenommen. So spricht heute Abend (27.9.) Thomas Kilian um 19 Uhr über
„Liebe und Verliebtheit in der Antike. Das Problem des Patriarchats mit den großen Gefühlen“.
In den nächsten Tagen folgen die Gesangsklasse Sun Komarova-Koltzer, die Konzertperfomance Vox Nostra, ukrainische Volks- und Kunstlieder, ein orientalischer Abend, ein deutsch-griechischer Chor und Chansons in deutscher Sprache. Details und Termine könnt ihr dem Programm auf dem Bild entnehmen.
Offizieller Organisator ist der Soldiner Kiezverein. Mit “Kunst zwischen Sinnlichkeit und Andacht” beschreibt der Verein die Kulturwochen in der Stephanuskirche. Zwei Monate lang, von September bis Ende Oktober, ist die Stephanuskirche ein Schauraum für moderne religiöse Kunst. Finissage ist am 29. Oktober.
Stephanuskirche, Prinzenallee/Soldiner Str.