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Autobahn unter dem Wedding:
Dank Tunnel: Seestraße verkehrsberuhigt?

1. April 2023
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Eine Straßenbahn biegt ab
Hier wür­de die Auto­bahn unter die Erde abtauchen

Das, was Trep­tow dem­nächst blüht, ist seit Jahr­zehn­ten im Wed­ding Rea­li­tät: das Ende einer Stadt­au­to­bahn. Auf Höhe des Plöt­zen­sees ergießt sich der Ver­kehr von der Schnell­stra­ße direkt in einen dicht besie­del­ten Stadt­teil, das Afri­ka­ni­sche Vier­tel und den Brüs­se­ler Kiez. Das aber könn­te sich eines Tages ändern, wenn die Ver­län­ge­rung der Stadt­au­to­bahn im Süd­os­ten Ber­lins abge­sagt und statt­des­sen im Wed­ding erfolgt. Ein unkon­ven­tio­nel­ler Plan – oder eine alte Idee?

Egal wel­che Koali­ti­on die­se Stadt bald regiert, die Posi­tio­nen zumin­dest zwei­er Par­tei­en sind klar: „Die A100 ist ein Relikt der Ver­gan­gen­heit. Wir brau­chen kei­ne Beton­schnei­se durch die Stadt”, twit­ter­te Grü­nen-Frak­ti­ons­chef Wer­ner Graf. „Für die Grü­nen ist der geplan­te Bau­ab­schnitt der A100 ein Asphalt­mons­ter“, sagt Kai Weg­ner von der CDU, fügt aber hin­zu: „Wir wol­len zei­gen, dass die Auto­bahn zu einem lebens­wer­ten Ber­lin pas­sen kann.“ Und da mit gro­ßen Wider­stän­den rund um die Ver­län­ge­rung des Stadt­rings im Süd­os­ten Ber­lins gerech­net wird, plant der Bund den Auto­bahn­bau ein­fach woan­ders, näm­lich im Wed­ding. Dort kann man schon auf Pla­nun­gen der 1960er Jah­re zurück­grei­fen.

Noch trennt die Ver­kehrs­schnei­se die Kieze

Die Geheim­idee, die nun aus dem Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um an der Inva­li­den­stra­ße durch­ge­si­ckert ist: Die See­stra­ße wird unter­tun­nelt – die Auto­bahn taucht am Virch­ow-Kli­ni­kum ab und kommt erst am Loui­se-Schroe­der-Platz wie­der an die Ober­flä­che. Die Lei­tungs­ar­bei­ten an der See­stra­ße, die vor kur­zem abge­schlos­sen wur­den, wur­den für ers­te Test­boh­run­gen genutzt. Dabei zeig­te sich, dass der Tun­nel­bau tech­nisch mach­bar ist. Die brei­te See­stra­ße selbst soll nur noch eine Fahr­spur pro Rich­tung behal­ten, und damit radi­kal ver­kehrs­be­ru­higt und ent­sie­gelt sein, sodass es in Zukunft mög­lich wird, in einem durch­ge­hen­den Grün­strei­fen von der Mül­lerstra­ße bis zum Plöt­zen­see zu kom­men. Außer­dem wird es dann end­lich genü­gend Abstell­mög­lich­kei­ten für die Pri­vat-Pkws der Virch­ow-Beschäf­tig­ten geben. 

Aus­zug aus dem Bebauungsplan

„Statt wie die Grü­nen bei Infra­struk­tur­pro­jek­ten immer nur auf der Brem­se zu ste­hen, muss jetzt die Chan­ce genutzt wer­den, die A100 zu einer ech­ten Kli­ma­au­to­bahn zu ent­wi­ckeln“, schlägt Kai Weg­ner vor. „Im Zuge des Wei­ter­baus kön­nen tech­no­lo­gi­sche Inno­va­tio­nen ent­ste­hen, erprobt und schluss­end­lich flä­chen­de­ckend rea­li­siert werden.“

Die CDU begrüßt also die Idee, den lär­men­den Ver­kehr ein­fach im Unter­grund ver­schwin­den zu las­sen. Die Schaf­fung und Auf­wer­tung inner­städ­ti­schen Grüns durch Aus­gleichs­flä­chen im Rah­men des Auto­bahn­baus müss­ten und wür­den zur Ver­bes­se­rung des Stadt­kli­mas bei­tra­gen, so die Ber­li­ner Christ­de­mo­kra­ten. „Gleich­zei­tig sol­len mit dem Aus­bau der Auto­bahn ver­kehrs­be­ru­hi­gen­de Maß­nah­men in den umlie­gen­den Stadt­tei­len ein­her­ge­hen, um die gewünsch­te Ent­las­tungs­wir­kung zu ver­stär­ken“, so die CDU wei­ter. Und auch die SPD wird sich in den lau­fen­den Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen auf die­sen Kom­pro­miss ein­las­sen kön­nen: Denn die ver­kehrs­be­ru­hig­te See­stra­ße wäre ein Modell für ganz Berlin.

Statt Asphal­tie­rung bald Ent­sie­ge­lung der Seestraße?

Anders als bei der Ver­län­ge­rung am Trep­tower Park ist im Wed­ding, der wei­ter von Kreuz­berg ent­fernt ist als Trep­tow, mit weni­ger Wider­stand zu rech­nen, und auch der Bau des Tun­nels könn­te schnel­ler als erwar­tet begin­nen. Das Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um bestä­tig­te auf Anfra­ge, dass ein Gesetz­ent­wurf zur Beschleu­ni­gung von Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren erar­bei­tet wird. Der zuneh­men­de Güter­ver­kehr sei Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­ter Vol­ker Wis­sing (FDP) zufol­ge nur mit einem Aus­bau von Stra­ßen zu bewäl­ti­gen. Zu ein­zel­nen Pro­jek­ten woll­te sich das Minis­te­ri­um aber nicht äußern.

Aus dem Bezirks­amt kamen indes vor­sich­tig posi­ti­ve Signa­le, und zwar aus­ge­rech­net wegen des Plöt­zen­sees: Der Bezirk hat­te im Som­mer Pla­ka­te mit sti­li­sier­ten Hai­en rund um den See in Wed­ding auf­ge­hängt sowie gel­be Haiflos­sen auf dem Was­ser schwim­men las­sen. Natür­lich gebe es kei­ne Haie im Plöt­zen­see, aber es ste­he nicht gut um ihn, sag­te Bezirks­stadt­rä­tin Dr. Almut Neu­mann von den Grü­nen. Wenn sich die Luft rund um den See ver­bes­se­re, weil die Auto­bahn im Unter­grund ver­schwin­det, pro­fi­tier­ten am Ende nicht nur die Bade­gäs­te im Strand­bad, son­dern auch Tie­re und Pflanzen.

Und nicht zuletzt ver­bes­sern sich durch die ver­kehrs­be­ru­hig­te See­stra­ße die Ver­hält­nis­se für Fuß­gän­ger und Rad­fah­rer, die heu­te noch teil­wei­se meh­re­re lan­ge Ampel­schal­tun­gen abwar­ten müs­sen, um die brei­te Stra­ße zu überqueren. 

Bald schnel­ler über die Seestraße?

Es han­del­te sich, wie vie­le gleich bemerkt haben, um unse­ren dies­jäh­ri­gen Aprilscherz. 

Die Redak­ti­on

13 Comments Leave a Reply

  1. wenn man Geld ver­nich­ten will, muss man einen Krieg begin­nen, eine U‑Bahn bau­en oder einen Tun­nel. Die See­stras­se zu unter­tun­neln ist so doof wie der Turm­bau zu Babel. Und inter­es­sant, wie aus­dau­ernd und pene­trant die Auto­geg­ner wis­sen, was gut für Fuss­gän­ger und Rad­fah­rer sein soll …. „wir brau­chen…“ usw. Freund­chen! solan­ge du nicht mich und mei­ne Leu­te gefragt hast, was wir wirk­lich brau­chen, redest du nicht von WIR!

  2. Leu­te,

    Ber­lin ist nicht der Mit­tel­punkt der Welt .…. Mal nach Mün­chen schau­en – dort wur­de der Mitt­le­re Ring schon vor einem Jahr­zehnt unter­tun­nelt und kei­ner beschwert sich .… Unter­tun­neln ist also kei­ne neue Erfin­dung son­dern ein “alter Hut”

  3. Ja super Idee, aber nicht schon am Loui­se Schrö­der Platz enden, son­der kurz vor oder nach Born­hol­mer Str, noch bes­ser wäre noch wei­ter bis in den Prenz­lau­er Berg, dann wäre es eine super Ent­las­tung. Der 1.April lässt grüßen

  4. „Kli­ma­au­to­bahn“ – man­chen Leu­ten ist auch gar nichts pein­lich. Wir brau­chen weni­ger Indi­vi­du­al­ver­kehr- nicht mehr Auto­bahn. Für die Mil­li­ar­den, die dort begra­ben wer­den, könn­te man den ÖPNV mas­sivst aus­bau­en und der­ar­ti­ge Ideen obso­let machen.
    Ein paar 100m befrie­de­te See­stra­ße ändert nichts, wenn ein Stück wei­ter die Auto­bahn aus der Erde kommt und dann die­sen Bereich prak­tisch unbe­wohn­bar macht. Man­che Leu­te leben tat­säch­lich tief in der Vergangenheit.

  5. Hal­lo

    Cha­peau…!! oder auch Hut ab .… alle Achtung 🙂
    gut­ge­lun­ge­ner 1.April !!

    netes Wochen­en­de ohne Regen

  6. Unweit der See­stra­ße woh­ne ich seit 15 Jahren.
    Die See­stras­se ist wirk­lich im wahrs­ten Sin­ne des Wortes
    passabel.
    Es gibt Wich­ti­ge­res im Wed­ding zu tun…
    Für mich ist die­se “Idee” ein­fach nur der
    größ­te Wed­ding-April­scherz ever.

  7. Kla­ro, Tun­nel wie in Stutt­gart 21 – Lieb­lings­pro­jekt der Bau­in­dus­trie: Kos­ten vor­aus­sicht­lich 10 Mil­li­ar­den. Ist noch lukra­ti­ver als jede Auto­bahn und daher für das FDP-Bun­des­bau­mi­nis­te­ri­um interessant.
    Stutt­gart wirds über­le­ben, sein Schloss­park ist schon gestor­ben. Der Wed­ding darf nicht sterben!
    Und das mit dem Bade­ver­bot im Plöt­zen­see zu begrün­den! Was soll das?
    Nach 500 Jah­ren Baden und Fischen im Plöt­zen­see – die Plöt­ze ist ein Karp­fen – ver­häng­ten die Grü­nen ein Bade­ver­bot. Einen Natur­schutz-Fach­plan gibt es nicht. Aber 9€ Ein­tritt ins Pri­vat-Par­ty­strand­bad leis­tet sich jeder Wed­din­ger gern für einen Sprung ins Was­ser… – Da haben die Grü­nen ihre Wähler*innen einen unver­gess­li­chen Gefal­len getan!

  8. Genia­le Idee! Aber nicht ganz zuen­de gedacht. Da ich frü­her in Trep­tow gewohnt habe weiß ich, dass die Stel­le, an der die A100 wie­der auf­taucht, prak­tisch unbe­wohn­bar wird (abge­se­hen davon, dass meh­re­re alte Häu­ser dafür abge­ris­sen wer­den). War­um also den Tun­nel nicht bis hin­ter die Born­hol­mer Stra­ße füh­ren? 😉 Und wenn wir die A111 vom durch einen Tun­nel bis zum S‑Bahnhof Rei­ni­cken­dor­fer Stra­ße füh­ren,( da ist Platz und die Bay­er-Beschä­fig­ten kön­nen von dort gleich in ihr Park­haus rol­len) wird die Mül­lerstra­ße zu grü­nen Ku’damm des Nordens.

  9. Also wenn die See­str. dafür ver­kehrs­be­ru­higt und Ein­spu­rig wird den­ke ich wäre das doch eine gute Sache. Erst kein Flug­lärm mehr, dann weni­ger Ver­kehrs­be­las­tung, das ist doch eine ganz gute Ent­wick­lung. Ohne die Ver­kehrs­be­ru­hi­gung wür­de das jedoch nur zu noch mehr Ver­kehr füh­ren. Aber das Virch­ow-Kli­ni­kum hat doch mehr als genug Flä­che um sich ein eige­nes (wei­te­res) Park­haus oder eine Tief­ga­ra­ge zu bau­en, fänd ich nicht gut wenn da jetzt im öffent­li­chen Raum Park­plät­ze statt Grün­flä­chen geschaf­fen wür­den. Mal schau­en, ob und was da pas­siert. Wäre auf jeden Fall schön wenn der Nord- und Süd­wed­ding nicht mehr durch die See­str. getrennt son­dern ver­bun­den würden.

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