Laut einer Redensart liegt das Geld auf der Straße. Gelegentlich findet man auch wirklich ein paar Münzen auf dem Gehweg, die jemand versehentlich fallen gelassen hat. Zumeist liegt auf den Gehwegen im Wedding jedoch kein Geld, sondern Müll. Einwegverpackungen, Plastiktüten, Silvestermüll, Plastikweihnachtbäume, Bierdeckel, Zigaretten, alte Mützen – all das liegt in großen Mengen im öffentlichen Raum herum. Im Wedding finden sich immer aber auch wieder Menschen, die gegen die Vermüllung von Gehwegen und Grünanlagen angehen. Hier geht es um die einmaligen und die regelmäßigen Kiezputzaktionen.
Im Sprengelkiez
Im Sprengelkiez gibt es seit vergangenen Sommer eine neue Kiezputz-Gruppe, die regelmäßig Müllsammelaktionen startet. Sie ist ans Sprengelhaus in der Sprengelstraße 15 angebunden. Die noch junge Gruppe besteht aus einem festen Kern von fünf bis sechs Menschen. Jeden 2. und 4. Samstag im Monat um 11 Uhr trifft sich die Gruppe am Parklet vor dem Sprengelhaus, um gemeinsam in der Nachbarschaft aufzuräumen. Die aktuellen Aktionen werden auch immer am Parklet per Aushang bekanntgegeben. „Es ist eine Art unbezahltes Fitnessstudio im Freien, gleichzeitig noch mit positivem sozialen, ökologischen Mehrwert“, sagt Michael Gumbert, der Teil der Gruppe ist. Gern würde die Gruppe ihre Ausstattung noch um einen Wagen für Sperrmüll ergänzen. Um das zu finanzieren, wurde bereits eine Antrag für Mittel aus dem Programm „Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften (FEIN)“ gestellt. „Wenn wir eine Förderzusage bekommen, würden wir im Frühjahr stärker durchstarten“, sagt Gumbert. Auch bei dieser Gruppe gilt: Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht!
Im Parkviertel
Die Initiative “Leben im Parkviertel” hat bereits öfter zu Putzaktionen eingeladen. Auch in diesem Jahr soll es damit weitergehen, informiert Andreas Ideker von der Initiative. “Wir planen als größeren Cleanup wieder einen Frühjahrsputz im Schillerpark”, sagt er. Auch zum World Cleanup Day im September soll es Aktionen an einem oder mehreren Standorten im Parkviertel geben. In Kürze solle die Planung für die Kiezputze beginnen. Regelmäßige Putzaktionen gebe es im Moment nicht, jedoch spontane Cleanups von einzelnen Mitgliedern der Nachbarschaftsinitiative. “Wir versuchen allerdings – zumindest von Frühjahr bis Herbst – wieder regelmäßige Termine zu etablieren”, sagt Andreas Ideker. Mehr über die Initiative gibt es auf ihrem Blog oder auf Instagram.
Im Badstraßenkiez
Seit zwei Jahren gibt es die Litterpicker. Die Gruppe trifft sich jeden Freitag um 17 Uhr in der Böttgerstraße 17 Uhr zum Cleanup mit der Nachbarschaft. Weiterhin gibt es viele punktuelle Aktionen, etwa zum World Cleanup Day im September oder an anderen Terminen im Jahr. Die Gruppe ist inzwischen nicht mehr auf das ursprüngliche Müllsammeln im Wedding begrenzt, organisierte im vergangenen Jahr auch Putzaktionen mit Kindergartengruppen und Cleanups in anderen Bezirken, zum Beispiel in Neukölln. Die Litterpicker haben für ihr koninuierliches Engagement Ende des vergangenen Jahren den Deutschen Nachbarschaftspreis in der Kategorie Nachhaltigkeit gewonnen. Trotzdem gilt weiter die Einladung zum Mitmachen für den Termin am Freitag in der Böttgerstraße.
Im Brüsseler Kiez
Auch im Brüsseler Kiez gibt es Aktionen für eine sauberere Nachbarschaft. So hat der studentische Rat für Zukunftsweisende Entwicklung an der Hochschule für Technik Berlin (BHT) gelegentlich Kiezputz-Aktionen im Programm. Die letzte hat am Freitag (20.1.) stattgefunden. Über kommende Aktionen informiert der Rat im Weddingweiser-Kalender sowie auf seinem Instagram-Kanal (www.instagram.com/rzebht).
World Cleanup Day
Bitte vormerken! Am 16. September 2023 findet der diesjährige World Cleanup Day statt. Deutschlandweit gibt es viele Aktionen für eine saubere und plastikfreie Zukunft. Im vergangenen Jahr beteiligten sich 15 Millionen Menschen weltweit in 190 Ländern am World Cleanup Day. Die Organisator:innen des Aktionstags haben 2022 insgesamt 1.414 Tonnen gesammelten Müll bei 6.728 Müllsammelaktionen am Aktionstag in Deutschland gezählt. Im vergangenen Jahr gab es an dem Aktionstag unter anderem auch Müllsammelaktionen am Plötzensee, im Volkspark Rehberge, in der Koloniestraße, im Schillerpark, auf dem Leopoldplatz und am Nordgraben (World Cleanup Day 2022: Wedding macht sauber). Viele Initiativen tragen ihre Aktionen auf der Webseite des World Cleanup Day ein und kündigen sie so an (https://worldcleanupday.de/alle-cleanups/). Dort gibt es dann Informationen zu den Treffpunkten.
Weitere Aktionen
Über die Initiative GoNature kann jede:r ein kurz- oder langfristiges Ehrenamt finden. Die Initiative, die vom Bundesamt für Naaturschutz mit Bundesmitteln gefördert wird, organisiert auch immer wieder Cleanups. Im Wedding haben wir die Freiwilligen schon mit Müllgreifer und Wägelchen im Pankstraßenkiez und am Nordufer getroffen. Die punktuellen Aktionen werden auf www.gonature.de veröffentlicht, dort können sich Freiwillige dann auch anmelden oder die Treffpunkte erfahren.
Der Ozeankind e.V. ist eine Umweltorganisation gegen Plastikmüll. Den Verein gibt es seit 2018. Er organisiert weltweit eigene Umweltbildungs- und Recyclingprojekte für Kinder und auch Cleanups. Seit 2020 gibt es regionale Stützpunkte, auch Berlin ist vertreten. Im Humboldthain gab es im vergangenen November eine Putzaktion, bei der 70 Kilogramm Müll gesammelt wurde. Im Januar sammelten die Aktivist:innen bereits im Mauerpark gleich neben dem Wedding 139 Kilogramm Müll ein. Wer mitmachen möchte, schließt sich einer Aktionsgruppe eines Stützpunkts an. Infos gibt es unter www.ozeankind.de, auf dem Instagram-Kanal des Berliner Stützpunktes (www.instagram.com/ozeankind_berlin/) oder per E‑Mail unter [email protected].
Im ganzen Bezirk gegen den Müll
Keine Bürgerinitiative, aber eine neue Schwerpunktsetzung des Bezirksamts: Das Ordnungsamt will in diesem Jahr stärker auf sogenannte Kleinstvermüllung im öffentlichen Raum achten. Laut Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann werden sich die Kollegen „auch der bisher wenig Beachtung gefundenen alltäglichen Kleinstvermüllung wie Zigarettenstummel annehmen“. Insbesondere an stark frequentierten Plätzen und auf Spielplätzen soll künftig schwerpunktmäßig kontrolliert werden. Das achtlose Wegwerfen von Zigarettenkippen werde mit mindesstens 55 Euro geahndet, so die Stadträtin. Das Bezirksamt stellt Raucher:innen auch Taschenaschenbecher zur Verfügung. Mit ihnen können Zigarettenstummel praktisch verstaut und nach Hause mitgenommen werden.
Eine zweite Hilfe für die Bürger:innen im Kampf gegen Vermüllung: Der Bezirk will die Sperrmüllaktionstage in diesem Jahr fortsetzen. Nach Aussage der Pressestelle werden die Aktionstage voraussichtlich ab April 2023 weitergeführt. Sie sollen im Rahmen eines Pilotprojekts von der Berliner Stadtreinigung (BSR) als sogenannte Kiez-Tage nunmehr zwei Mal monatlich kostenlos für die Bezirke angeboten werden. Sobald die genauen Termine und Standorte feststehen, will das Bezirksamt über alle bekannten Kanäle (zum Beispiel über www.berlin.de/ba-mitte/) darüber informieren.
Was fehlt?
Haben wir eine Gruppe oder eine Aktion vergessen? Schickt uns gern Informationen dazu, wir ergänzen sie gern. Insbesondere sind Cleanups interessant, bei denen man sich beteiligen kann. Einfach hier kommentieren oder Mail an [email protected]
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Foto rechts: Putzutensilien der Stadtteilkoordination Wedding Zentrum, benutzt bei einem Cleanup in der Malplaquetstraße. Foto: Hensel