Vor fünf Jahren haben wir erstmals über das langgezogene kleine Kiezcafé in der Torfstraße berichtet. Das Chamelion hat die Corona-Zeit gut überstanden – vielleicht gerade, weil Betreiberin Ariane ihrem Konzept treu geblieben, aber dennoch anpassungsfähig ist – ganz wie das namensgebende Tier.
Man betritt das Café und ist gleich in einer anderen Welt. Die exotischen Tapeten, der Leuchtglobus über der Theke, ja sogar die kitschigen Teller mit Tiermotiven erinnern bei jedem Besuch im Chamelion an eine Reise in wärmere Gefilde. Die 57-jährige Betreiberin Ariane hat hier ihre Begeisterung für ferne Länder, nicht zuletzt für leibliche Genüsse aus dem Süden, in die Speisen, Getränke und auch in die Inneneinrichtung gesteckt. Man merkt: Hier soll es alles andere als cool, hip und abweisend zugehen.
Fangen wir mit dem Kaffee an. Die gute Gaggia-Kaffeemaschine brüht italienischen Kaffee auf. „Ein Kunde, der aus Rom stammt, hat mir begeistert gesagt, dass es wie in Italien schmeckt“, erzählt Ariane. Wer keine Kuhmilch mag, kann dazu ohne Aufpreis Hafer‑, Soja- oder Mandelmilch bekommen. Ebenso gut wie an ihrem Ursprungsort schmecken auch die Pastel de Nata, die das Café täglich frisch von einem portugiesischen Bäcker bezieht. Es gibt sie in vielen Füllungen, darunter auch vegane Varianten. Herzhaft sind die frisch gebackenen Gemüsetörtchen oder die Croissants, die mit Ei, veganer Paste, Käse oder Frischkäse belegt werden. „Was uns aber besonders durch die Corona-Zeit geholfen hat, sind unsere Salate“, sagt Ariane. Spätestens mittags sind sie in verschiedenen Sorten angerichtet und eignen sich auch zum Mitnehmen für die Mittagspause oder das Home-Office. „Viele Stammgäste aus dem Sprengelkiez haben uns die Treue gehalten“, erinnert sich Ariane. Und bei den vielen Spaziergängen Richtung Kanal hätten auch viele Weddinger aus anderen Kiezen das Café entdeckt. Die Salate und Getränke kann man in Behältnissen des RECUP-Systems mitnehmen.
Wer es eher gemütlich mag, kann es sich unter den Palmen-Motiven gemütlich machen und einen frisch gekochten Grießbrei aus Mandelmilch essen. Saisonal wird auch Joghurt angeboten. Bekannt im Kiez sind auch die frisch gepressten Säfte – am besten schmecken sie als Mix aus Orangen, Äpfeln, Myrrhe und Ingwer. Eine feste Speisekarte gibt es im Café allerdings nicht. „Ich koche gerne spontan“, erzählt die Betreiberin. „Wenn ich finde, der Spinat sieht heute aber lecker aus, backe ich daraus Gemüsetörtchen. Es macht mir Spaß, ohne Rezept und nach Gefühl zu kochen“, beschreibt Ariane ihre Herangehensweise. So kommen auch einmal ungewohnte Pflanzen wie Sauerampfer oder Wilde Malve ins Essen – „Alles soll ein Flow sein“, so erklärt es Ariane, die weiterhin nur vegetarisch kocht. Und damit zeigt: Was sich bewährt hat, wird im Kiez langfristig auch wertgeschätzt.
Chamelion Coffee
Torfstr. 25
Mo-Fr 8–17 Uhr, Sa 10–16 Uhr