Der Leopoldplatz wird Ende 2015 um einen beliebten Imbisswagen ärmer. Das Straßen- und Grünflächenamt des Bezirks Mitte hat angekündigt, die bisher jährlich gewährten Sondernutzungsrechte für das Café Leo nicht verlängern zu wollen. Das von Hüseyin Ünlü betriebene Bürger-Projekt Café Leo steht damit vor dem Aus. Anwohnerinitiativen und Stadtteilvertretung wollen das nicht hinnehmen.
Das von Hüseyin Ünlü betriebene Café Leo befindet sich seit 2011 auf dem vorderen Leopoldplatz und erfreut sich besonders bei Sonnenschein großer Beliebtheit. Frischer Kaffee, süße Snacks sowie ausschließlich alkoholfreie Getränke, das schien genau das Richtige für den bei vielen Weddingern unbeliebten Leopoldplatz zu sein.
Aus den öffentlichen Fördermitteln des “Aktives Zentrum Müllerstraße” finanziert, befindet sich das Café Leo auf öffentlicher Grünanlage und fällt somit in die Befugnis des Straßen- und Grünflächenamtes. Im letzten Jahr war vom Prozesssteuerer des Förderprogramms “Aktives Zentrum Müllerstraße” noch zu vernehmen, dass das Grünflächenamt die Sondernutzungsrechte solange jährlich verlängern würde, bis eine dauerhafte Lösung für den Café-Betrieb gefunden sei. Nun hat Baustadtrat Carsten Spallek das plötzliche Ende des Bürgerprojekts Café Leo mitgeteilt, ohne dass bis heute besagte dauerhafte Lösung gefunden wurde. Am 31. Dezember 2015 soll nun also Schluss sein. Eine Begründung seitens des Straßen- und Grünflächenamtes steht noch aus. Auch, welche Konsequenzen damit auf Hüseyin Ünlü, dem Betreiber des Cafés zukommen, ist nicht geklärt.
Leo, wohin gehst Du?
Hüseyin Ünlü, der vielen auch als Initiator des öffentlichen Fastenbrechens auf dem Leopoldplatz bekannt ist, sowie die beteiligten Anwohnerinitiativen sprechen von einem Schlag ins Gesicht. Die angekündigte Schließung nach kürzlich noch zugesagter Betriebserlaubnis und das fehlende Konzept für die Zukunft eines Café-Betriebs haben auch die Abgeordneten der Stadtteilvertretung mensch.müller aufhorchen lassen. Sie fordern: Café Leo muss bleiben! Immerhin sei es nicht das erste Mal, dass am Leopoldplatz Einrichtungen mit positiven Effekten auf die Platzatmosphäre geschlossen würden.
Ob es nun zukünftig ein neues Betreiberkonzept oder gar eine neuerliche Ausschreibung für den Café-Betrieb geben wird, das bleibt wie so vieles zur Zeit noch unbeantwortet. Für eine Ausschreibung stellt sich darüber hinaus das Problem, dass sich das Grundstück des jetzigen Café Leo zwar auf einer öffentlichen Grünanlage befindet, durch die Nähe zu Nazarethkirche allerdings auch die Belange des Denkmalschutzes sowie besondere gestalterische Auflagen beachtet werden müssen. Ob und wie dies zukünftig von einem neuen, dauerhaften Betrieb gewährleistet werden soll, man ahnt es, ist ebenfalls noch nicht geklärt.
NACHTRAG: Im November wurden auf change.org 12.000 Unterschriften gesammelt und dem Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke übergeben.
Das Wort “Unterschichts-Treffpunkt” in dem vorhergehenden Kommentar wirft eine sehr interessante Frage auf:
Finden diese Leute in der Nähe andere, angemessene Angebote? Es sind bei genauer Betrachtung sehr unterschiedliche Leute, einzelne überfordern auch das Cafe Leo. Es kommen nicht nur Gäste, die Herr Ünlü sich gewünscht hat, auch andere.
Ein “Platz für alle” sollte es werden. In der Bauphase gab es Debatten, der Spielplatz würde zu groß. Nicht jeder hat das “Aktionsband” in der Allee so richtig annehmen wollen. Wenn das Straßen- und Grünflächenamt heute lediglich über die Genehmigungsfähigkeit von “Gastronomie” entscheidet, wird das der Rolle des Cafe Leo am Ort nur sehr unzureichend gerecht.
Neben einer oberflächlichen und sehr gelegentlichen Betrachtung der Gäste, lohnt eine kleine Statistik: Wie viele Polizei- und Notarzteinsätze im Tagesdurchschnitt am Ort? Ein “guter” Gastronom kann und wird sich diesen Verhältnissen gar nicht aussetzen. Der Leopoldplatz hat ein paar echte Helden, die seit Jahren trotzdem weitermachen, deren Alltag am Ort ist ganz unglaublich.
Diese Schmuddel-Bude? Ich find es gut, dass der endlich weg kommt. Es hilft nicht, wenn der Leopoldplatz so einen Unterschichts-Treffpunkt so präsent aufrecht erhält, am besten der zieht auf den Rathausplatz – das würde von der Klasse passen. Ich habe da einmal einen Kaffee gekauft und stand dort mit meinen beiden kleinen KIndern und konnte vor Zigarettenqualm kaum noch atmen. Und auch jetzt machen wir immer einen großen Bogen, mal sitzen da Pitbull Hunde ohne Maulkorb auf den Plastik-Stühlen, mal ältere “Herren” mit Schmuddelhosen, die meine Tochter immer wunder schön angaffen.