So wie der Wedding im Ranking der angesagten Stadtteile irgendwo zwischen Reinickendorf-Ost und Neukölln im Kommen ist, so ist auch das neue Café Leo irgendwie im Kommen. Sucht noch, wo es hin will. Ist gefangen in Widersprüchen. Nach meiner Meinung. Schreibt eure Urteile gern unter diesen Artikel, nachdem ihr gelesen habt, wie ich das Café erlebt habe. Mit den Augen eines Touristen, den es zufällig in den Wedding verschlagen hat.
Zu Besuch im neuen Café Leo. Foto: Andrei Schnell
Ich bin gern ab und an Tourist in der eigenen Stadt, sehe mir vertraute Orte einfach mal so an, als ob ich sie noch nie zuvor gesehen hätte. Mit dieser Haltung steige ich am Leopoldplatz aus dem Bus. Sofort fallen mir Widersprüche auf. So sehe ich einen schönen großen, freien Stadtplatz, der von der Alten Nazarethkirche bis zum Rathaus reicht. Die Weite vermittelt mir das Gefühl, ungehindert ausschreiten zu können. Freier Weg für freie Fußgänger. Gleichzeitig flattern am Rathaus rote Absperrbänder und wattierte Wachmänner und Sicherheitsfrauen bewachen die Rathaustür. “Bis hier und nicht weiter”, sagt ihre dominante Anwesenheit. Zweiter Widerspruch: Da ist ein Warenhaus, das seinen Niedergang verkündet, indem Fensterplakate Alles muss raus mitteilen. Gleichzeitig ist Aufbruch und städtische Lebendigkeit. Vor allem entlang der östlichen Straßenseite der Müllerstraße. Cafés, Bäcker, Nüsse, Frühstück – hier brummt es.
Das Gefühl von Widerspruch regt sich in mir auch, als ich auf das neue, vor kurzem eröffnete Café Leo zusteuere. Ich sehe einen lichtdurchfluteten, hellen, aus Holz und Glas gebauten Pavillon. In meiner Rolle als Tourist wundere ich mich darüber, denn mein Stadtführer hat mir den Wedding empfohlen als einen Ort, an dem ich das echte Berliner Leben sehen könne. Und nun laufe ich auf eine Art Außenstelle des Café Einstein zu, das für Touristen auf der Allee Unter den Linden erfunden worden zu sein scheint.
Auch im Inneren des Cafés sind es widersprüchliche Botschaften, die mich erreichen. Ich lese die Worte Spezialitätenkaffee und Barista. Zwei Signalworte, die hohen Anspruch signalisieren. Die Tassen sind aus Kaffeesatz gepresst (Beispiel Kaffeeform). Sehr nachhaltig, aber auch sehr stylisch. Ich kenne diese Tassen bereits aus der Oslo Kaffeebar in Alt-Mitte. Und gleichzeitig stehe ich in einem Geschäft, das wirkt, als sei ich zu früh gekommen und der Service hätte es noch nicht geschafft, alles aufzuräumen. Was nicht schlimm wäre, wenn es heißen würde: Günstiger Kaffee in schwarz, braun und hellbraun. Aber vielleicht liegt das auch am Probebetrieb, ich kann ja in einem Jahr noch einmal vorbeischauen.
Das neue Café Leo mit viel Licht und Transparenz. Foto: Andrei Schnell
Jeder gute Tourist bereitet sich vor. So habe ich in meinem Guide gelesen, dass das neue Café Leo (wie das alte zuvor) nicht nur kommerzielle Zwecke erfüllen soll. Deshalb ist der Besitzer jetzt kein Privatunternehmer mehr, sondern die gemeinnützige Wendepunkt gGmbH. Sie hat vom Bezirksamt eine Sondererlaubnis erhalten, dank der sie überhaupt auf dem Platz stehen darf. Im Gegenzug soll das Café für eine gewisse soziale Kontrolle sorgen. Denn der zentrale Treffpunkt des Weddings ist kein Vorzeige-Schmuckstück, wie es in anderen Stadtteilen üblich ist. Dieses Ziel, einen sozialen Einfluss auf alle Anwesenden auszuüben, wird mit dem neuen Café Leo sicher erreicht. Denn erstens würde dieses Ziel jeder gemeinschaftliche Ort, der Menschen anzieht, erreichen. Einfach, weil ein Platz, auf dem sich viele Menschen aufhalten, ausstrahlt, dass die Mitte der Gesellschaft diesen Ort nicht aufgeben hat. Zweitens zielt das neue Café Leo mit Barista-Kaffee eher auf den Durchschnittsverdiener als auf den, der nur sehr wenig Geld hat. Kommen viele Leute mit eigenem Einkommen, dann wird das die Wirkung des Platzes prägen.
Das neue Café Leo. Fotos: Hensel
Für die mit weniger Geld im Monat bietet das neue Café Leo Filterkaffee für 1,20 Euro an. In der einen Stunde, die ich im neuen Café Leo Zeit verstreichen ließ, kam von diesem Teil der Kundschaft niemand. Das war früher im alten Café Leo, das Unternehmer Hüseyin Ünlü rund zehn Jahre betrieben hatte, anders. Da saßen hier vor allem Menschen, denen ich (sicher überheblich) eine schwierige finanzielle Situation zuschrieb. Wer es sich leisten konnte, trank seinen Kaffee woanders. So mein Eindruck. Nun – um weiter das Klischee zu reiten – kommen Mütter mit Kinderwagen, trinken Lemonaid und Cappuccino mit Hafermilch. Und es kommt ein Gast, der offensichtlich nicht verstanden hat, dass das Café Leo zwei widerstreitende Ziele verfolgt. Deshalb erkennt er nicht den Sinn der Frage, ob er Kaffee aus der Maschine oder der Kanne haben wolle. “Egal”, sagt er. Statt 1,20 Euro Sozialpreis für Filterkaffee zahlt er deshalb für einen Americano 2,90 Euro Wirtschaftlichkeitspreis.
Sozial zeigen will sich Wendepunkt auch mit soziokulturellen Angeboten. Angekündigt sind unter anderem Geschicklichkeitstrainings für Senioren, Nähcafé und Antragsservice. Im Moment weist ein Schild im Pavillon aufs Häkeln hin, allerdings ohne Termin.
Preise im neuen Café Leo. Foto: Andrei Schnell
Touristen, also auch ich, sind empfänglich für Träume. “Leopoldplatz für alle” ist ein solcher angenehmer Stadttraum. Er handelt davon, dass die Professorin der Berliner Hochschule für Technik und der Dönerverkäufer sich mittags auf einen Çay treffen. Kehrt der Tag zurück, ist dieser Traum vorbei. Wunsch und Realität widersprechen sich eben. Mit wachen Augen betrachtet, scheint der Leopoldplatz entweder für die einen oder für die anderen attraktiv zu sein. Entweder für die Angestellten oder zum Beispiel für die Trinkerszene. Und mitten drin steht das Café Leo und müsste sich entscheiden. Doch darf nicht.
Denn es ist beauftragt, für alle da zu sein. “Kiezcafé mit sozialem Angebot” schreibt Wendepunkt auf der Webseite cafeloe.de. Eine Formulierung, die den Spagat andeutet, aber den Widerspruch nicht aufhebt. Klar ist der öffentliche Auftrag, es soll im Café Leo nicht nur um Gewinn gehen. So war es auch bei Hüseyin Ünlüs altem Café Leo. Wendepunkt geht bloß beim Heißgetränk ein Level anspruchsvoller vor. Der Schritt, den das neue Café Leo nach oben auf der Qualitätsleiter geht, löst dabei den Widerspruch der Forderung, für alle da zu sein, nicht auf. So bleibe ich als Tourist unentschlossen zurück, was ich über den Ort denken soll.
Angebot im Café Leo. Fotos: Hensel
Café Leo, Leopoldplatz, Mo-Fr 9–18 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr, Web: www.cafeleo.de
Also nach einem Jahr und 4 einhalb Monaten Existenz am Leopoldplatz kann ich folgendes zum Café veräußern:
1. Der Kaffee schmeckt wirklich gut und wird den 2 Euro 90 gerecht.
2. Das Personal ist jung und wirkt manchmal naiv, aber sehr angenehm.
3. Es hat den Leopoldplatz irgendwie trotz aller Widersprüche ein wenig aufgehübscht.
4. Gute Dinge wollen Weile haben ;).
In diesem Sinn: Auf ein weiteres Jahr mit dem Leo.
Rein von der Optik: kann man mögen, muss man nicht. Immerhin schön hell und transparent ist es durch die offene Bauweise. Positiv finde ich schonmal, daß die Hütte nicht mehr direkt neben den Pissoirs steht, wie das alte Cafe Leo, sondern bischen weggerückt ist.
Die Widersprüchlichkeit fiel mir auch auf. Insbesondere, nachdem ich mir die Website der Wendepunkt gGmbH angeschaut habe, auf der auch dokumentiert ist, was man an „soziokulturellen Angeboten“ erwarten kann.
Zielgruppe sind da Menschen, die ganz praktische Hilfe brauchen, um ihre Existenz erstmal zu organisieren – investieren die dann fast 4 € in Latte Macchiato? In nachhaltigen Kaffeesatzbechern?
Wendepunkt versteht sich auch als Mittler zum Jobcenter oder dem Bezirksamt, bietet Hilfen für den Einstieg ins Arbeitsleben (Bewerbungen etc) – Daneben dann Hilfe bei Anträgen, Um Senioren wird sich gekümmert … Das wird wohl kaum alles in der kleinen Bude funktionieren? Oder doch?
Es bleibt spannend .…
Wie auch immer, auf der Website ist auch zu lesen, daß man Qualitätsgastronomie bieten will (warum eigentlich als Gemeinnütziges Unternehmen?) – naja, das gastronomische Angebot finde ich derweil noch übersichtlich, und nachdem fußläufig in drei Minuten mehrere sehr gute Cafés und eine Kaffeerösterei erreichbar sind, verstehe ich auch nicht, daß man da überhaupt in Konkurrenz treten will … Aber sei es drum, manche Mutti trinkt den Capuccino offenbar sehr gerne auf dem Platz .…
Mir persönlich bietet das Ganze eigentlich nix – meinen Kaffee trinke ich lieber in den bekannten, wirklich guten Cafés nebenan, aus dickwandigen Porzellantassen, die das leckere Heißgetränk auch lange warmhalten, wie es sich gehört, begleitet von Gebäck zum Niederknien, auch, um die (nicht gemeinnützigen) privaten Unternehmer zu unterstützen. Support your local Dealer!!!!
Und das soziokulturelle Angebot, das man erwarten kann, brauche ich nicht. Aber vielleicht gibt es ja auch noch angepasste Angebote irgendwann.
Schaumerma.
@andreischnell Heute hat es unser Leo mit seinem schlechten Ruf übrigens ins @ndaktuell geschafft: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1175445.armut-und-drogen-leopoldplatz-in-berlin-wo-elend-verwaltet-wird.htmlAllerdings sind manche der Probleme, die da berichtet werden, nicht wirklich neu – beispielsweise das Konfliktfeld zwischen Kita und Drogenkonsument*innen.
Danke für den Hinweis.
Ich beobachte, daß sich immer mehr Konsumenten an der Genter Straße (da wo die Stadtmöbel aus der Friedrichstr. stehen) einfinden um da ganz offen zu konsumieren. Man kann da mittlerweile beobachten, daß eben da auch gedealt wird. Es wird also mehr …
Gegenüber dem alten Café Leo und seiner Vertreibung – gegen den Willen seiner vielen Gäste und seines Wirts – ist das neue natürlich blanker Hohn.
Wie auch die Badenden im Plötzensee grenzt das Bezirksamt die Leute aus, die im Wedding wohnen.
Im Wedding wohnen die einen wie die anderen. Nach meiner Beobachtung kamen die neuen Gäste nicht von woanders her.
Hallo Andrei! Danke für deinen Artikel zum Cafe Leo des neuen Trägers Wendepunkt gGmbH.
Heute früh auf dem Rückweg von der Bank zur Seestraße, habe ich einen starken Türkischen Tee aus einer
runden und schön anzufassenden Kaffeesatztasse dort getrunken. Zu meiner großen Überraschung kam ich
mit Jakob ins Gespräch, der dort in dem Cafe Leo-Team tätig ist, und wir tauschten uns sogleich aus über die
Möglichkeiten, soziale Angebote zu geben: Lesung, Workshop, gemeinsam gestalten.- Warum ist mir das wichtig?
Weil ich/wir im Brüsseler Kiez (vis a vis des Leopoldplatzes weit hinter dem Jobcenter/Rathaus) GAR KEINEN sozialen, nicht-kommerziellen Raum haben, um auch nur eine Besprechung über Kiezangelegenheiten oder Nachbarschaftliches abzuhalten.
Darauf wartete ich nicht nur lange, sondern habe das Jahre lang vor Ort bei den zuständigen Akteuren und Lokalpoltiiker*innen vorgetragen!
Für mich ist das Cafe Leo ein Gewinn für unsere Nachbarschaften am Schnittpunkt von Antonkiez, Sprengelkiez. Malplaquetkiez und Brüsseler Kiez. Und das noch mit so wunderhübscher Kulisse wie der Schinkelkirche!
Danke dafür!
Ich bin gespannt, wie ernst dieser Aspekt des sozialen, nicht-kommerziellen Raums genommen wird. Oberflächlich (mit den Augen eines Touristen) ist davon erst einmal nichts zu sehen.
Hallo zusammen,
Danke Andrei Schnell für den Artikel über einen sicherlich unentschiedenen Ort.
Ich bin eine der „Muttis“, die Cappuccino bestellt hat und hätte mich sehr gefreut, wenn ich darauf angesprochen oder gar gefragt worden wäre, ob ich bald im Weddingweiser abgebildet (wenn auch nur von hinten) und als Klischee herhalten möchte – aber das nur am Rande.
Ich kann die Ratlosigkeit und Kritik über das Café Leo gut verstehen und habe es ebenfalls von Anfang kritisch beäugt – hat das alte Café Leo doch die Rolle der sozialen Kontrolle und Ort der Begegnung gut erfüllt! Wenn man jedoch nun unabhängig davon nach Alternativen sucht, finde ich einen gemeinnützigen Träger für diesen Ort erst mal eine gute Idee. Ob der Träger seiner Verantwortung gerecht wird, wird sich zeigen und steht noch auf der Probe.
Die Erfahrungen aus diesem Artikel beschreiben eine Stunde an einem Dienstagvormittag – eine kleine Momentaufnahme von sehr vielen. Als Mutter bin ich fast täglich mit dem Kinderwagen am Leopoldplatz unterwegs und habe das neue Café Leo schon öfters gut gefüllt mit zahlreichen Besuchern (,von denen einige höchstwahrscheinlich auch das alte Café Leo besucht haben) gesehen. Dennoch denke ich auch, dass trotzdem noch mehr getan werden könnte und sollte, um ein Ort für alle oder zumindest viele zu werden.
Vielleicht muss man dem neuen Café, dessen Pavillion ich übriegns architektonisch sehr gelungen finde, etwas Zeit geben – Zeit zu wachsen und seine Identität zu finden. Macht nicht der Fakt, dass man diesen neuen Ort nicht richtig zuordnen kann, grade spannend? In einer Zeit, wo oft versucht wird Dinge schwarz oder weiß einzuordnen? Ich hoffe, dass das neue Café Leo noch lange ein Ort bleibt, das auf der Suche ist und sich in keine Schublade stecken lässt. Sind es nicht am Ende genau diese Orte, die eine Vielzahl an Menschen unterschiedlicher Hintergründe anzieht?
Niemand muss angesprochen oder har gefragt werden, weeste och wa
Von vorn fotografiere ich niemanden ohne ausdrückliche Erlaubnis.
Grundsätzlich bedarf die Veröffentlichung von Personenfotos der Zustimmung der fotografierten Person. Ein Kriterium wäre die Erkennbarkeit. Auf dem veröffentlichten Bild sind die Beiden Kundinnen hinreichend detailliert dargestellt, so daß man einwenden kann, sie auch von hinten wiedererkennen zu können. Dieser Punkt wäre also zumindest strittig. Insofern wäre ich da sehr vorsichtig. Einfach zu sagen, ich hab ja das Gesicht nicht fotografiert, dürfte so nicht reichen.
Außerdem ist es kein guter Stil, ungefragt zu fotografieren, wenn die Veröffentlichung beabsichtigt ist.
Und ich habe mir Mühe gegeben, dass keine Gesichter im Bild sind.
Wer regelmäßig Bildmaterial veröffentlicht, sollte sich mit dem Fotorecht vertraut machen. “Nur von Vorne” oder “Kein Gesicht” gibt dir jedenfalls keine Sicherheit für Deine Arbeit. Hier zur Information ein Update für Dich:
https://www.fotomagazin.de/praxis/fotorecht/fokus-fotorecht-wann-ist-eine-person-erkennbar/
Ich stimme dir in deinen Beobachtungen zu. Das Konzept des Café Leo erschließt sich mir nicht und wird imho nicht dem gerecht, was es sein sollte. Unser Eindruck vom Wochenende: Ein überforderter Service und erstaunliche Preise für mäßige Qualität. Jedenfalls kann man in der Nachbarschaft besseres finden.
Ohne die bekannte Diskussion wieder aufmachen zu wollen verstehe ich einfach nicht, mit welcher Leichtfertigkeit (Profilierungssucht?) im Wedding Graswurzelprojekte, die wirklich etwas für die Gemeinschaft bringen, kaputt gemacht werden und durch pseudo-gemeinnützige Projekte ersetzt werden. Beispiele natürlich das Café Leo und das Himmelbeet.
Himmelbeet schlägt hoffentlich Wurzeln in der Grenzstraße. Wendepunkt ist tatsächlich aus Sicht des Finanzamtes gemeinnützig, deshalb gGmbH.
Es ist schön, dass das Himmelbeet einen neuen Platz gefunden hat. Aber da fangen sie wieder bei Null an. Völlig unnötig. Mit ein bisschen Phantasie hätte man auch beide Projekte nebeneinander existieren lassen können, Fußball in die Halle, Garten auf’s Dach zB.
Gemeinnützigkeit aus Sicht des Finanzamts vs muss sich in der Wirklichkeit des Cafés noch erweisen.
Hallo Dirk,
für diese multicodierte Lösung war ich auch immer (siehe: https://weddingweiser.de/wir-brauchen-eine-park-kita-garten-wg-schule/)
Allerdings muss ich sagen, dass ich immer, wenn ich heute an der ehemaligen Himmelbeet-Fläche vorbeifahre, denke: das wäre vielleicht doch keine gute Lösung fürs Himmelbeet gewesen, zumindest kurzfristig. Der Bau des geplanten Safe Hubs scheint ja doch länger zu dauern. Ich möchte gerade keine Schätzung abgeben müssen, wann es stehen wird und dem Himmelbeet hätte ein Dach bieten können. Insofern ist es vielleicht besser, dass der Garten eine neue Fläche bekommen hat, auch wenn das Neuanfang heißt (was es ja auch auf dem Dach des Hubs gewesen wäre).
Da hast du Recht. Immer, wenn ich da vorbei komme, frage ich mich, wie lange sowas dauern kann.…
Lieber Andrei,
muss denn ein Café für alle immer schäbig und heruntergekommen aussehen wie das alte Café Leo und darf nicht optisch ein Hingucker sein? Wer sagt denn, dass einkommensschwache Bevölkerungsgruppen es nicht auch optisch ansprechend mögen, ja sogar Design gerne haben? Wir sollten eher etwas an unserer überheblichen Art ändern, dass diese bunten Imbisse, Cafés, Restaurants, Läden eher von diesen Mitmenschen frequentiert werden und Design eher teuer ist und nur bestimmte Bevölkerungsgruppen anspricht. Wir sollten eher etwas an der Attitüde tun, dass Menschen geringeren Einkommens nur aufgrund des Aussehens dort nicht willkommen sind. Eigenes Aussehen und Aussehen der Örtlichkeit.
Vielleicht würde es uns auch gut tun wenn wir auf bunte Logos und Reklamen wie auf der Champs elysee verzichten. Eventuell hilft uns das wieder vom Schmuddelimage wegzukommen. Das war nämlich früher nicht so und hat auch alle Bürger angesprochen.
Auf ein friedliches Miteinander.
Müllerstraße als Champs Elysee, das hätte etwas. Nur die Preise sollten Wedding bleiben – das wäre Zauberland.
Das ist jetzt also nicht mehr der alte Betreiber, sondern einfach nur die gleiche Location und der gleiche Name?
Richtig. Statt Hüseyin Ünlü ist jetzt die Wendepunkt gGmbH der Betreiber. Neu ist auch der Pavillon. Ort und Name sind geblieben.
Guten Morgen
dieser lichtdurchflutete Glaskasten hat den Charm einer 70er Jahre Betriebskantine auf mich …. kalt steril unfreundlich …. kurzum , ein Ort an dem ich mich nicht wohlfühlen kann , selbst wenn der Kaffee dort heiß stark lecker schmecken sollte
wie immer nette Grüße
Nette Grüße zurück.
Als alter Kiezbewohner, der noch nicht in dem Café war, kann ich mir mein Bild bisher nur aus dem Artikel heraus machen. Und da wirkt das Ganze auf mich wie ein weiteres Beispiel für ein Berlin, in dem Anspruch und Wirklichkeit immer deutlicher auseinander klaffen. Die PR-Begriffe „nachhaltig“ und „fair“ und „sozial“ sind allgegenwärtig, während die Stadt gleichzeitig immer unfairer und unsozialer wird und Nachhaltigkeit in homöopathischen Dosen anwendet, wo man sie eigentlich eimerweise bräuchte. Das scheint, so mein Eindruck, auch für das Café zu gelten.
Wirklich sozial und fair wäre am Obdachlosen- und Trinker-Brennpunkt Leo das System des Caffè sospeso[1] gewesen, bei dem Bedürftige eine kostenlose Tasse Kaffee bekommen können. Und die (zugegeben genialen) Kaffeeform-Tassen wirken zwar extrem umweltbewusst, sind aber längst nicht so nachhaltig wie gebrauchtes Porzellan, das sich in Zeiten zahlreicher Schließungen sicher hätte finden lassen. Das gilt auch für eine Baracke auch (anscheinend unbehandeltem) Holz, die in einigen Jahren im Schredder landen wird.
Vielleicht ist mein Eindruck ungerecht, aber auf mich wirkt das wie ein typischer Fall des inoffiziellen Berliner Stadtmottos: „Gut gemeint statt gut gemacht“.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Caff%C3%A8_sospeso
Hallo Stefan, den “aufgeschobenen Kaffee” bieten wir seit November 2022 an. Wurde auch gut angenommen. Es ist seit dem immer was in der Kasse und es wird auch gut nachgefragt. Grüße und bis bald. Das Team vom Cafe Leo
Kaffeespenden sind möglich im neuen Café Leo (sospeso). Der Service sprach davon. Vielleicht kommt später noch ein Hinweis darauf.
Hallo Andrei,
danke für deinen Bericht.
Aus dem Bauch heraus geschrieben hat das alte Café´Leo genau die Bevölkerung des Weddings angesprochen, für die das Café Leo ursprünglich konzipiert wurde. Es war immer Leben um das Café, Menschen, die sich ausgetauscht und den Platz genossen haben. Ich denke, es wurde auch viel gegenseitige Nachbarschaftshilfe gegeben, auch beim Formular ausfüllen.
Das neue Kaffee Leo empfinde ich nur als weiteres „hippes Café“ im Wedding. Ich denke, dass dieses Konzept so nicht zielführend ist. Aber, wie du schreibst, mal schauen, wie es in einem Jahr aussieht. Die Akzeptanz hängt letztendlich an dem Menschen hinter der Theke, die den Kaffee ausschenken. Vielleicht auch, dass man auf den Preisunterschied von Filterkaffee und Café Creme aufmerksam macht!
Einen schönen Tag von Susanne
Du hast recht, vielleicht muss man Zeit geben. Dass auch bei den bisherigen Schritten (Foodtruck etc) alles ein wenig dauerte, habe ich im Text wieder gestrichen.