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Neueröffnung auf dem Leopoldplatz:
Café Leo zwischen Thermoskanne und Barista

11. August 2023
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So wie der Wed­ding im Ran­king der ange­sag­ten Stadt­tei­le irgend­wo zwi­schen Rei­ni­cken­dorf-Ost und Neu­kölln im Kom­men ist, so ist auch das neue Café Leo irgend­wie im Kom­men. Sucht noch, wo es hin will. Ist gefan­gen in Wider­sprü­chen. Nach mei­ner Mei­nung. Schreibt eure Urtei­le gern unter die­sen Arti­kel, nach­dem ihr gele­sen habt, wie ich das Café erlebt habe. Mit den Augen eines Tou­ris­ten, den es zufäl­lig in den Wed­ding ver­schla­gen hat. 

Zu Besuch im neu­en Café Leo. Foto: And­rei Schnell 

Ich bin gern ab und an Tou­rist in der eige­nen Stadt, sehe mir ver­trau­te Orte ein­fach mal so an, als ob ich sie noch nie zuvor gese­hen hät­te. Mit die­ser Hal­tung stei­ge ich am Leo­pold­platz aus dem Bus. Sofort fal­len mir Wider­sprü­che auf. So sehe ich einen schö­nen gro­ßen, frei­en Stadt­platz, der von der Alten Naza­reth­kir­che bis zum Rat­haus reicht. Die Wei­te ver­mit­telt mir das Gefühl, unge­hin­dert aus­schrei­ten zu kön­nen. Frei­er Weg für freie Fuß­gän­ger. Gleich­zei­tig flat­tern am Rat­haus rote Absperr­bän­der und wat­tier­te Wach­män­ner und Sicher­heits­frau­en bewa­chen die Rat­haus­tür. “Bis hier und nicht wei­ter”, sagt ihre domi­nan­te Anwe­sen­heit. Zwei­ter Wider­spruch: Da ist ein Waren­haus, das sei­nen Nie­der­gang ver­kün­det, indem Fens­ter­pla­ka­te Alles muss raus mit­tei­len. Gleich­zei­tig ist Auf­bruch und städ­ti­sche Leben­dig­keit. Vor allem ent­lang der öst­li­chen Stra­ßen­sei­te der Mül­lerstra­ße. Cafés, Bäcker, Nüs­se, Früh­stück – hier brummt es.

Das Gefühl von Wider­spruch regt sich in mir auch, als ich auf das neue, vor kur­zem eröff­ne­te Café Leo zusteue­re. Ich sehe einen licht­durch­flu­te­ten, hel­len, aus Holz und Glas gebau­ten Pavil­lon. In mei­ner Rol­le als Tou­rist wun­de­re ich mich dar­über, denn mein Stadt­füh­rer hat mir den Wed­ding emp­foh­len als einen Ort, an dem ich das ech­te Ber­li­ner Leben sehen kön­ne. Und nun lau­fe ich auf eine Art Außen­stel­le des Café Ein­stein zu, das für Tou­ris­ten auf der Allee Unter den Lin­den erfun­den wor­den zu sein scheint. 

Auch im Inne­ren des Cafés sind es wider­sprüch­li­che Bot­schaf­ten, die mich errei­chen. Ich lese die Wor­te Spe­zia­li­tä­ten­kaf­fee und Baris­ta. Zwei Signal­wor­te, die hohen Anspruch signa­li­sie­ren. Die Tas­sen sind aus Kaf­fee­satz gepresst (Bei­spiel Kaf­fee­form). Sehr nach­hal­tig, aber auch sehr sty­lisch. Ich ken­ne die­se Tas­sen bereits aus der Oslo Kaf­fee­bar in Alt-Mit­te. Und gleich­zei­tig ste­he ich in einem Geschäft, das wirkt, als sei ich zu früh gekom­men und der Ser­vice hät­te es noch nicht geschafft, alles auf­zu­räu­men. Was nicht schlimm wäre, wenn es hei­ßen wür­de: Güns­ti­ger Kaf­fee in schwarz, braun und hell­braun. Aber viel­leicht liegt das auch am Pro­be­be­trieb, ich kann ja in einem Jahr noch ein­mal vorbeischauen. 

Lichtdurchlässigkeit im neuen Cafe Leo

Das neue Café Leo mit viel Licht und Trans­pa­renz. Foto: And­rei Schnell

Jeder gute Tou­rist berei­tet sich vor. So habe ich in mei­nem Gui­de gele­sen, dass das neue Café Leo (wie das alte zuvor) nicht nur kom­mer­zi­el­le Zwe­cke erfül­len soll. Des­halb ist der Besit­zer jetzt kein Pri­vat­un­ter­neh­mer mehr, son­dern die gemein­nüt­zi­ge Wen­de­punkt gGmbH. Sie hat vom Bezirks­amt eine Son­der­er­laub­nis erhal­ten, dank der sie über­haupt auf dem Platz ste­hen darf. Im Gegen­zug soll das Café für eine gewis­se sozia­le Kon­trol­le sor­gen. Denn der zen­tra­le Treff­punkt des Wed­dings ist kein Vor­zei­ge-Schmuck­stück, wie es in ande­ren Stadt­tei­len üblich ist. Die­ses Ziel, einen sozia­len Ein­fluss auf alle Anwe­sen­den aus­zu­üben, wird mit dem neu­en Café Leo sicher erreicht. Denn ers­tens wür­de die­ses Ziel jeder gemein­schaft­li­che Ort, der Men­schen anzieht, errei­chen. Ein­fach, weil ein Platz, auf dem sich vie­le Men­schen auf­hal­ten, aus­strahlt, dass die Mit­te der Gesell­schaft die­sen Ort nicht auf­ge­ben hat. Zwei­tens zielt das neue Café Leo mit Baris­ta-Kaf­fee eher auf den Durch­schnitts­ver­die­ner als auf den, der nur sehr wenig Geld hat. Kom­men vie­le Leu­te mit eige­nem Ein­kom­men, dann wird das die Wir­kung des Plat­zes prägen. 

Das neue Café Leo. Fotos: Hensel

Für die mit weni­ger Geld im Monat bie­tet das neue Café Leo Fil­ter­kaf­fee für 1,20 Euro an. In der einen Stun­de, die ich im neu­en Café Leo Zeit ver­strei­chen ließ, kam von die­sem Teil der Kund­schaft nie­mand. Das war frü­her im alten Café Leo, das Unter­neh­mer Hüsey­in Ünlü rund zehn Jah­re betrie­ben hat­te, anders. Da saßen hier vor allem Men­schen, denen ich (sicher über­heb­lich) eine schwie­ri­ge finan­zi­el­le Situa­ti­on zuschrieb. Wer es sich leis­ten konn­te, trank sei­nen Kaf­fee woan­ders. So mein Ein­druck. Nun – um wei­ter das Kli­schee zu rei­ten – kom­men Müt­ter mit Kin­der­wa­gen, trin­ken Lemo­na­id und Cap­puc­ci­no mit Hafer­milch. Und es kommt ein Gast, der offen­sicht­lich nicht ver­stan­den hat, dass das Café Leo zwei wider­strei­ten­de Zie­le ver­folgt. Des­halb erkennt er nicht den Sinn der Fra­ge, ob er Kaf­fee aus der Maschi­ne oder der Kan­ne haben wol­le. “Egal”, sagt er. Statt 1,20 Euro Sozi­al­preis für Fil­ter­kaf­fee zahlt er des­halb für einen Ame­ri­ca­no 2,90 Euro Wirtschaftlichkeitspreis.

Sozi­al zei­gen will sich Wen­de­punkt auch mit sozio­kul­tu­rel­len Ange­bo­ten. Ange­kün­digt sind unter ande­rem Geschick­lich­keits­trai­nings für Senio­ren, Näh­ca­fé und Antrags­ser­vice. Im Moment weist ein Schild im Pavil­lon aufs Häkeln hin, aller­dings ohne Termin.

Preise im Cafe neuen Leo

Prei­se im neu­en Café Leo. Foto: And­rei Schnell

Tou­ris­ten, also auch ich, sind emp­fäng­lich für Träu­me. “Leo­pold­platz für alle” ist ein sol­cher ange­neh­mer Stadt­traum. Er han­delt davon, dass die Pro­fes­so­rin der Ber­li­ner Hoch­schu­le für Tech­nik und der Döner­ver­käu­fer sich mit­tags auf einen Çay tref­fen. Kehrt der Tag zurück, ist die­ser Traum vor­bei. Wunsch und Rea­li­tät wider­spre­chen sich eben. Mit wachen Augen betrach­tet, scheint der Leo­pold­platz ent­we­der für die einen oder für die ande­ren attrak­tiv zu sein. Ent­we­der für die Ange­stell­ten oder zum Bei­spiel für die Trin­ker­sze­ne. Und mit­ten drin steht das Café Leo und müss­te sich ent­schei­den. Doch darf nicht. 

Denn es ist beauf­tragt, für alle da zu sein. “Kiez­ca­fé mit sozia­lem Ange­bot” schreibt Wen­de­punkt auf der Web­sei­te cafeloe.de. Eine For­mu­lie­rung, die den Spa­gat andeu­tet, aber den Wider­spruch nicht auf­hebt. Klar ist der öffent­li­che Auf­trag, es soll im Café Leo nicht nur um Gewinn gehen. So war es auch bei Hüsey­in Ünlüs altem Café Leo. Wen­de­punkt geht bloß beim Heiß­ge­tränk ein Level anspruchs­vol­ler vor. Der Schritt, den das neue Café Leo nach oben auf der Qua­li­täts­lei­ter geht, löst dabei den Wider­spruch der For­de­rung, für alle da zu sein, nicht auf. So blei­be ich als Tou­rist unent­schlos­sen zurück, was ich über den Ort den­ken soll.

Ange­bot im Café Leo. Fotos: Hensel

Café Leo, Leo­pold­platz, Mo-Fr 9–18 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr, Web: www.cafeleo.de

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

31 Comments Leave a Reply

  1. Also nach einem Jahr und 4 ein­halb Mona­ten Exis­tenz am Leo­pold­platz kann ich fol­gen­des zum Café veräußern:
    1. Der Kaf­fee schmeckt wirk­lich gut und wird den 2 Euro 90 gerecht.
    2. Das Per­so­nal ist jung und wirkt manch­mal naiv, aber sehr angenehm.
    3. Es hat den Leo­pold­platz irgend­wie trotz aller Wider­sprü­che ein wenig aufgehübscht.
    4. Gute Din­ge wol­len Wei­le haben ;).
    In die­sem Sinn: Auf ein wei­te­res Jahr mit dem Leo.

  2. Rein von der Optik: kann man mögen, muss man nicht. Immer­hin schön hell und trans­pa­rent ist es durch die offe­ne Bau­wei­se. Posi­tiv fin­de ich schon­mal, daß die Hüt­te nicht mehr direkt neben den Pis­soirs steht, wie das alte Cafe Leo, son­dern bischen weg­ge­rückt ist.
    Die Wider­sprüch­lich­keit fiel mir auch auf. Ins­be­son­de­re, nach­dem ich mir die Web­site der Wen­de­punkt gGmbH ange­schaut habe, auf der auch doku­men­tiert ist, was man an „sozio­kul­tu­rel­len Ange­bo­ten“ erwar­ten kann.
    Ziel­grup­pe sind da Men­schen, die ganz prak­ti­sche Hil­fe brau­chen, um ihre Exis­tenz erst­mal zu orga­ni­sie­ren – inves­tie­ren die dann fast 4 € in Lat­te Mac­chia­to? In nach­hal­ti­gen Kaffeesatzbechern?
    Wen­de­punkt ver­steht sich auch als Mitt­ler zum Job­cen­ter oder dem Bezirks­amt, bie­tet Hil­fen für den Ein­stieg ins Arbeits­le­ben (Bewer­bun­gen etc) – Dane­ben dann Hil­fe bei Anträ­gen, Um Senio­ren wird sich geküm­mert … Das wird wohl kaum alles in der klei­nen Bude funk­tio­nie­ren? Oder doch?
    Es bleibt spannend .…
    Wie auch immer, auf der Web­site ist auch zu lesen, daß man Qua­li­täts­gas­tro­no­mie bie­ten will (war­um eigent­lich als Gemein­nüt­zi­ges Unter­neh­men?) – naja, das gas­tro­no­mi­sche Ange­bot fin­de ich der­weil noch über­sicht­lich, und nach­dem fuß­läu­fig in drei Minu­ten meh­re­re sehr gute Cafés und eine Kaf­fee­rös­te­rei erreich­bar sind, ver­ste­he ich auch nicht, daß man da über­haupt in Kon­kur­renz tre­ten will … Aber sei es drum, man­che Mut­ti trinkt den Capuc­ci­no offen­bar sehr ger­ne auf dem Platz .…
    Mir per­sön­lich bie­tet das Gan­ze eigent­lich nix – mei­nen Kaf­fee trin­ke ich lie­ber in den bekann­ten, wirk­lich guten Cafés neben­an, aus dick­wan­di­gen Por­zel­lan­tas­sen, die das lecke­re Heiß­ge­tränk auch lan­ge warm­hal­ten, wie es sich gehört, beglei­tet von Gebäck zum Nie­der­knien, auch, um die (nicht gemein­nüt­zi­gen) pri­va­ten Unter­neh­mer zu unter­stüt­zen. Sup­port your local Dealer!!!!
    Und das sozio­kul­tu­rel­le Ange­bot, das man erwar­ten kann, brau­che ich nicht. Aber viel­leicht gibt es ja auch noch ange­pass­te Ange­bo­te irgendwann.
    Schaumerma.

    • Ich beob­ach­te, daß sich immer mehr Kon­su­men­ten an der Gen­ter Stra­ße (da wo die Stadt­mö­bel aus der Fried­richstr. ste­hen) ein­fin­den um da ganz offen zu kon­su­mie­ren. Man kann da mitt­ler­wei­le beob­ach­ten, daß eben da auch gedealt wird. Es wird also mehr …

  3. Gegen­über dem alten Café Leo und sei­ner Ver­trei­bung – gegen den Wil­len sei­ner vie­len Gäs­te und sei­nes Wirts – ist das neue natür­lich blan­ker Hohn.

    Wie auch die Baden­den im Plöt­zen­see grenzt das Bezirks­amt die Leu­te aus, die im Wed­ding wohnen.

    • Im Wed­ding woh­nen die einen wie die ande­ren. Nach mei­ner Beob­ach­tung kamen die neu­en Gäs­te nicht von woan­ders her.

  4. Hal­lo And­rei! Dan­ke für dei­nen Arti­kel zum Cafe Leo des neu­en Trä­gers Wen­de­punkt gGmbH.
    Heu­te früh auf dem Rück­weg von der Bank zur See­stra­ße, habe ich einen star­ken Tür­ki­schen Tee aus einer
    run­den und schön anzu­fas­sen­den Kaf­fee­satz­tas­se dort getrun­ken. Zu mei­ner gro­ßen Über­ra­schung kam ich
    mit Jakob ins Gespräch, der dort in dem Cafe Leo-Team tätig ist, und wir tausch­ten uns sogleich aus über die
    Mög­lich­kei­ten, sozia­le Ange­bo­te zu geben: Lesung, Work­shop, gemein­sam gestal­ten.- War­um ist mir das wichtig?
    Weil ich/wir im Brüs­se­ler Kiez (vis a vis des Leo­pold­plat­zes weit hin­ter dem Jobcenter/Rathaus) GAR KEINEN sozia­len, nicht-kom­mer­zi­el­len Raum haben, um auch nur eine Bespre­chung über Kie­z­an­ge­le­gen­hei­ten oder Nach­bar­schaft­li­ches abzuhalten.
    Dar­auf war­te­te ich nicht nur lan­ge, son­dern habe das Jah­re lang vor Ort bei den zustän­di­gen Akteu­ren und Lokalpoltiiker*innen vorgetragen!
    Für mich ist das Cafe Leo ein Gewinn für unse­re Nach­bar­schaf­ten am Schnitt­punkt von Anton­kiez, Spren­gel­kiez. Mal­plaquet­kiez und Brüs­se­ler Kiez. Und das noch mit so wun­der­hüb­scher Kulis­se wie der Schinkelkirche!
    Dan­ke dafür!

    • Ich bin gespannt, wie ernst die­ser Aspekt des sozia­len, nicht-kom­mer­zi­el­len Raums genom­men wird. Ober­fläch­lich (mit den Augen eines Tou­ris­ten) ist davon erst ein­mal nichts zu sehen.

  5. Hal­lo zusammen,
    Dan­ke And­rei Schnell für den Arti­kel über einen sicher­lich unent­schie­de­nen Ort.
    Ich bin eine der „Mut­tis“, die Cap­puc­ci­no bestellt hat und hät­te mich sehr gefreut, wenn ich dar­auf ange­spro­chen oder gar gefragt wor­den wäre, ob ich bald im Wed­ding­wei­ser abge­bil­det (wenn auch nur von hin­ten) und als Kli­schee her­hal­ten möch­te – aber das nur am Rande.
    Ich kann die Rat­lo­sig­keit und Kri­tik über das Café Leo gut ver­ste­hen und habe es eben­falls von Anfang kri­tisch beäugt – hat das alte Café Leo doch die Rol­le der sozia­len Kon­trol­le und Ort der Begeg­nung gut erfüllt! Wenn man jedoch nun unab­hän­gig davon nach Alter­na­ti­ven sucht, fin­de ich einen gemein­nüt­zi­gen Trä­ger für die­sen Ort erst mal eine gute Idee. Ob der Trä­ger sei­ner Ver­ant­wor­tung gerecht wird, wird sich zei­gen und steht noch auf der Probe.
    Die Erfah­run­gen aus die­sem Arti­kel beschrei­ben eine Stun­de an einem Diens­tag­vor­mit­tag – eine klei­ne Moment­auf­nah­me von sehr vie­len. Als Mut­ter bin ich fast täg­lich mit dem Kin­der­wa­gen am Leo­pold­platz unter­wegs und habe das neue Café Leo schon öfters gut gefüllt mit zahl­rei­chen Besu­chern (,von denen eini­ge höchst­wahr­schein­lich auch das alte Café Leo besucht haben) gese­hen. Den­noch den­ke ich auch, dass trotz­dem noch mehr getan wer­den könn­te und soll­te, um ein Ort für alle oder zumin­dest vie­le zu werden.
    Viel­leicht muss man dem neu­en Café, des­sen Pavil­li­on ich übriegns archi­tek­to­nisch sehr gelun­gen fin­de, etwas Zeit geben – Zeit zu wach­sen und sei­ne Iden­ti­tät zu fin­den. Macht nicht der Fakt, dass man die­sen neu­en Ort nicht rich­tig zuord­nen kann, gra­de span­nend? In einer Zeit, wo oft ver­sucht wird Din­ge schwarz oder weiß ein­zu­ord­nen? Ich hof­fe, dass das neue Café Leo noch lan­ge ein Ort bleibt, das auf der Suche ist und sich in kei­ne Schub­la­de ste­cken lässt. Sind es nicht am Ende genau die­se Orte, die eine Viel­zahl an Men­schen unter­schied­li­cher Hin­ter­grün­de anzieht?

        • Grund­sätz­lich bedarf die Ver­öf­fent­li­chung von Per­so­nen­fo­tos der Zustim­mung der foto­gra­fier­ten Per­son. Ein Kri­te­ri­um wäre die Erkenn­bar­keit. Auf dem ver­öf­fent­lich­ten Bild sind die Bei­den Kun­din­nen hin­rei­chend detail­liert dar­ge­stellt, so daß man ein­wen­den kann, sie auch von hin­ten wie­der­erken­nen zu kön­nen. Die­ser Punkt wäre also zumin­dest strit­tig. Inso­fern wäre ich da sehr vor­sich­tig. Ein­fach zu sagen, ich hab ja das Gesicht nicht foto­gra­fiert, dürf­te so nicht reichen.
          Außer­dem ist es kein guter Stil, unge­fragt zu foto­gra­fie­ren, wenn die Ver­öf­fent­li­chung beab­sich­tigt ist.

  6. Ich stim­me dir in dei­nen Beob­ach­tun­gen zu. Das Kon­zept des Café Leo erschließt sich mir nicht und wird imho nicht dem gerecht, was es sein soll­te. Unser Ein­druck vom Wochen­en­de: Ein über­for­der­ter Ser­vice und erstaun­li­che Prei­se für mäßi­ge Qua­li­tät. Jeden­falls kann man in der Nach­bar­schaft bes­se­res finden.
    Ohne die bekann­te Dis­kus­si­on wie­der auf­ma­chen zu wol­len ver­ste­he ich ein­fach nicht, mit wel­cher Leicht­fer­tig­keit (Pro­fi­lie­rungs­sucht?) im Wed­ding Gras­wur­zel­pro­jek­te, die wirk­lich etwas für die Gemein­schaft brin­gen, kaputt gemacht wer­den und durch pseu­­do-gemein­­nü­t­­zi­­ge Pro­jek­te ersetzt wer­den. Bei­spie­le natür­lich das Café Leo und das Himmelbeet.

    • Him­mel­beet schlägt hof­fent­lich Wur­zeln in der Grenz­stra­ße. Wen­de­punkt ist tat­säch­lich aus Sicht des Finanz­am­tes gemein­nüt­zig, des­halb gGmbH.

      • Es ist schön, dass das Him­mel­beet einen neu­en Platz gefun­den hat. Aber da fan­gen sie wie­der bei Null an. Völ­lig unnö­tig. Mit ein biss­chen Phan­ta­sie hät­te man auch bei­de Pro­jek­te neben­ein­an­der exis­tie­ren las­sen kön­nen, Fuß­ball in die Hal­le, Gar­ten auf’s Dach zB.
        Gemein­nüt­zig­keit aus Sicht des Finanz­amts vs muss sich in der Wirk­lich­keit des Cafés noch erweisen.

        • Hal­lo Dirk,
          für die­se mul­ti­co­dier­te Lösung war ich auch immer (sie­he: https://weddingweiser.de/wir-brauchen-eine-park-kita-garten-wg-schule/)

          Aller­dings muss ich sagen, dass ich immer, wenn ich heu­te an der ehe­ma­li­gen Him­mel­beet-Flä­che vor­bei­fah­re, den­ke: das wäre viel­leicht doch kei­ne gute Lösung fürs Him­mel­beet gewe­sen, zumin­dest kurz­fris­tig. Der Bau des geplan­ten Safe Hubs scheint ja doch län­ger zu dau­ern. Ich möch­te gera­de kei­ne Schät­zung abge­ben müs­sen, wann es ste­hen wird und dem Him­mel­beet hät­te ein Dach bie­ten kön­nen. Inso­fern ist es viel­leicht bes­ser, dass der Gar­ten eine neue Flä­che bekom­men hat, auch wenn das Neu­an­fang heißt (was es ja auch auf dem Dach des Hubs gewe­sen wäre).

          • Da hast du Recht. Immer, wenn ich da vor­bei kom­me, fra­ge ich mich, wie lan­ge sowas dau­ern kann.…

  7. Lie­ber Andrei,
    muss denn ein Café für alle immer schä­big und her­un­ter­ge­kom­men aus­se­hen wie das alte Café Leo und darf nicht optisch ein Hin­gu­cker sein? Wer sagt denn, dass ein­kom­mens­schwa­che Bevöl­ke­rungs­grup­pen es nicht auch optisch anspre­chend mögen, ja sogar Design ger­ne haben? Wir soll­ten eher etwas an unse­rer über­heb­li­chen Art ändern, dass die­se bun­ten Imbis­se, Cafés, Restau­rants, Läden eher von die­sen Mit­men­schen fre­quen­tiert wer­den und Design eher teu­er ist und nur bestimm­te Bevöl­ke­rungs­grup­pen anspricht. Wir soll­ten eher etwas an der Atti­tü­de tun, dass Men­schen gerin­ge­ren Ein­kom­mens nur auf­grund des Aus­se­hens dort nicht will­kom­men sind. Eige­nes Aus­se­hen und Aus­se­hen der Örtlichkeit.
    Viel­leicht wür­de es uns auch gut tun wenn wir auf bun­te Logos und Rekla­men wie auf der Champs ely­see ver­zich­ten. Even­tu­ell hilft uns das wie­der vom Schmud­del­image weg­zu­kom­men. Das war näm­lich frü­her nicht so und hat auch alle Bür­ger angesprochen.
    Auf ein fried­li­ches Miteinander.

    • Mül­lerstra­ße als Champs Ely­see, das hät­te etwas. Nur die Prei­se soll­ten Wed­ding blei­ben – das wäre Zauberland.

    • Rich­tig. Statt Hüsey­in Ünlü ist jetzt die Wen­de­punkt gGmbH der Betrei­ber. Neu ist auch der Pavil­lon. Ort und Name sind geblieben.

  8. Guten Mor­gen
    die­ser licht­durch­flu­te­te Glas­kas­ten hat den Charm einer 70er Jah­re Betriebs­kan­ti­ne auf mich …. kalt ste­ril unfreund­lich …. kurz­um , ein Ort an dem ich mich nicht wohl­füh­len kann , selbst wenn der Kaf­fee dort heiß stark lecker schme­cken sollte
    wie immer net­te Grüße

  9. Als alter Kiez­be­woh­ner, der noch nicht in dem Café war, kann ich mir mein Bild bis­her nur aus dem Arti­kel her­aus machen. Und da wirkt das Gan­ze auf mich wie ein wei­te­res Bei­spiel für ein Ber­lin, in dem Anspruch und Wirk­lich­keit immer deut­li­cher aus­ein­an­der klaf­fen. Die PR-Begrif­fe „nach­hal­tig“ und „fair“ und „sozi­al“ sind all­ge­gen­wär­tig, wäh­rend die Stadt gleich­zei­tig immer unfai­rer und unso­zia­ler wird und Nach­hal­tig­keit in homöo­pa­thi­schen Dosen anwen­det, wo man sie eigent­lich eimer­wei­se bräuch­te. Das scheint, so mein Ein­druck, auch für das Café zu gelten.
    Wirk­lich sozi­al und fair wäre am Obdach­lo­sen- und Trin­ker-Brenn­punkt Leo das Sys­tem des Caf­fè sospeso[1] gewe­sen, bei dem Bedürf­ti­ge eine kos­ten­lo­se Tas­se Kaf­fee bekom­men kön­nen. Und die (zuge­ge­ben genia­len) Kaf­fee­form-Tas­sen wir­ken zwar extrem umwelt­be­wusst, sind aber längst nicht so nach­hal­tig wie gebrauch­tes Por­zel­lan, das sich in Zei­ten zahl­rei­cher Schlie­ßun­gen sicher hät­te fin­den las­sen. Das gilt auch für eine Bara­cke auch (anschei­nend unbe­han­del­tem) Holz, die in eini­gen Jah­ren im Schred­der lan­den wird.
    Viel­leicht ist mein Ein­druck unge­recht, aber auf mich wirkt das wie ein typi­scher Fall des inof­fi­zi­el­len Ber­li­ner Stadt­mot­tos: „Gut gemeint statt gut gemacht“.
    [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Caff%C3%A8_sospeso

    • Hal­lo Ste­fan, den “auf­ge­scho­be­nen Kaf­fee” bie­ten wir seit Novem­ber 2022 an. Wur­de auch gut ange­nom­men. Es ist seit dem immer was in der Kas­se und es wird auch gut nach­ge­fragt. Grü­ße und bis bald. Das Team vom Cafe Leo

    • Kaf­fee­s­pen­den sind mög­lich im neu­en Café Leo (sospe­so). Der Ser­vice sprach davon. Viel­leicht kommt spä­ter noch ein Hin­weis darauf.

  10. Hal­lo Andrei,
    dan­ke für dei­nen Bericht.
    Aus dem Bauch her­aus geschrie­ben hat das alte Café´Leo genau die Bevöl­ke­rung des Wed­dings ange­spro­chen, für die das Café Leo ursprüng­lich kon­zi­piert wur­de. Es war immer Leben um das Café, Men­schen, die sich aus­ge­tauscht und den Platz genos­sen haben. Ich den­ke, es wur­de auch viel gegen­sei­ti­ge Nach­bar­schafts­hil­fe gege­ben, auch beim For­mu­lar ausfüllen.
    Das neue Kaf­fee Leo emp­fin­de ich nur als wei­te­res „hip­pes Café“ im Wed­ding. Ich den­ke, dass die­ses Kon­zept so nicht ziel­füh­rend ist. Aber, wie du schreibst, mal schau­en, wie es in einem Jahr aus­sieht. Die Akzep­tanz hängt letzt­end­lich an dem Men­schen hin­ter der The­ke, die den Kaf­fee aus­schen­ken. Viel­leicht auch, dass man auf den Preis­un­ter­schied von Fil­ter­kaf­fee und Café Creme auf­merk­sam macht!
    Einen schö­nen Tag von Susanne

    • Du hast recht, viel­leicht muss man Zeit geben. Dass auch bei den bis­he­ri­gen Schrit­ten (Food­truck etc) alles ein wenig dau­er­te, habe ich im Text wie­der gestrichen.

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