Im Bellermannkiez hat das Bezirksamt den ersten Kiezblock des Bezirks eingerichtet. Nun folgt der zweite und er wird sich ebenfalls im Wedding befinden: im Brüsseler Kiez. Am Donnerstag (22.9.) lädt der Bezirk zu einem Ortsgespräch ein. Von 17 bis 19 Uhr soll es einen Rundgang und die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen. Treffpunkt ist an der Kreuzung Genter Straße/ Limburger Straße, bei Regen findet die Veranstaltung in der Schiller-Bibliothek statt.

Pläne für einen Kiezblock gibt es bereits länger. Eine Initiative hat in den vergangenen Jahren Vorschläge für Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Gebiet zwischen Müllerstraße, Seestraße, Amrumer Straße und Luxemburger Straße erarbeitet. Im November vor einem Jahr hat die Bezirksverordnetenversammlung beschlossen, den geforderten Kiezblock umzusetzen. Im Beschluss wurden auch bereits Vorschläge für konkrete Maßnahmen genannt.
Die Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung
Nun soll die Verkehrberuhigung kommen. Doch nicht alle von der Initiative Brüsseler Kiezblock gewünschten Maßnahmen werden umgesetzt, wie die Pläne des Bezirksamts Mitte zeigen. Der Bezirk folgt mit seinem Konzept „Kiezblock light“ seiner Strategie, möglichst viel Wirkung mit möglichst einfach umzusetzenden und damit kostengünstigen Mitteln zu erzielen. Nachdem die Antwerpener Straße schon im vergangenen Jahr zur Fahrradstraße geworden ist, soll der Kiez an der Straße mit zwei Pollerreihen nun für den Autoverkehr zweigeteilt werden. Auch in der Genter Straße sollen zwei Pollerreihen (Modalfilter) kommen. Für ein Stück der Genter Straße ist eine Teilentziehung geplant. Das bedeutet, dass der Bereich keine öffentliche Straße mehr ist und nicht mehr für den Autoverkehr nutzbar. Auch Einbahnstraßen sind geplant.
Trotz der Diagonalsperren sollen laut Bezirksamt alle Orte im Kiez auch mit dem Auto erreichbar sein, auch wenn es mancherorts etwas umständlicher wird. Die grundsätzliche Idee der Kiezblocks ist es, den KfZ-Durchgangsverkehr zu unterbinden. In den Kiezen sollen nur noch Anwohner:innen fahren, Schleichverkehr durch die Viertel soll unterbleiben. Fußgänger:innen und Radler:innen sollen mehr Platz und Sicherheit bekommen. „Für die Menschen im Kiez bedeutet das weniger Verkehr, weniger Lärm, bessere Luft und mehr Sicherheit – besonders für Kinder und ältere Menschen“, sagt Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann. Die Verkehrsstadträtin hatte im Februar angegeben, dass die Umsetzung der Maßnahmen noch in diesem Jahr beginnen könnten.

Nicht alle Vorschläge werden umgesetzt
Einige Maßnahmen, die von der Initiative Brüsseler Kiezblock gefordert wurden, werden nicht umgesetzt. So wird es keine Diagonalsperre an der Genter/Ostender Straße geben, stattdessen kommt die Teileinziehung des Teilstücks der Genter Straße. Auch eine Sperre entlang der Lütticher Straße wurde nicht geplant.
Wedding, wegen der Umweltgerechtigkeit
Dass sich auch der zweite Kiezblock im Wedding befindet, ist indes kein Zufall. Laut kürzlich veröffentlichtem Umweltgerechtigkeitsatlas für die Hauptstadt ist der Wedding besonders benachteiligt. Der Brüsseler Kiez ist laut Bezirksamt besonders mit Stickoxiden, Feinstaub und Hitze belastet, es fehlt an Grünflächen. Auch eine Lärmbelastung ist zu verzeichnen. Weitere Kiezblocks hat das Bezirksamt bereits in der Planung. Der nächste im Wedding soll im Sprengelkiez eingerichtet werden.
Weitere Informationen zu den Kiezblock-Plänen im Brüsseler Kiez gibt es auf der Seite des Bezirksamts Mitte: Kiezblocks Mitte

Frage: Gibt es eigentlich auch entsprechende Pläne / Initiativen für das / im Afrikanischen Viertel? Also im Dreieck Seestr., Müllerstr., Afrikanische Str.?
Uns ist keine Initiative für das Gebiet bekannt.
Welch ein Theater für so wenig Ergebnis. Einbahnstraßen und fertig. Da muß niemand ein Dutzend Fachkräfte und noch mehr Laien in die Pflicht nehmen. Gestaltet unsere Straßen so, daß diejenigen Kinder, die den Fußweg mit dem Rad nicht mehr benutzen dürfen, gut durch den Verkehr kommen. Selbstverständlich müssen Handwerker und andere wichtige Leute durchkommen. Wer stellt denn das in Frage? Warum müssen Berliner PolitikerInnen so einen Aufriß um diese Selbstverständlichkeiten machen, die man anderswo lange schon eingeführt hat.
Schaut euch nur mal die Ergebnisse des Altiven Zentrums Müllerstraße an. Das ist schon bedenklich, was uns versprochen wurde im Vergleich zum Ergebnis. Mir erscheint diese Diskussion um “Kiezblocks” wie eine Beschäftigungstherapie für Bezirksamts mitarbeitende.
Die meisten Initiativen kommen aus den Kiezen selbst. Ich war bei allen Veranstaltungen zu dem Thema, zuletzt im Schillerpark und kann bestätigen, dass das sich dort Bürger für Verkehrsberuhigung engagieren. Im Schillerpark kommt die Initiative ausnahmsweise von der SPD, sonst sind es eher andere Gruppen oder tatsächlich Anwohner. Das Bezirksamt ist nach meiner Beobachtung eigentlich nie Initiator eines Kiezblocks. Im Bellermannkiez, wo es den ersten und bisher einzigen Kiezblock gibt, kam das von einem Quartiersmanagment-Projekt. Das Bezirksamt entscheidet dann (derzeit in der Regel wohlwollend) und setzt das um. Dass es so schwergängig ist, diese – wie Sie sagen Selbstverständlichkeiten – durchzusetzen, ist sehr traurig. Offenbar gibt es viele, die solche Maßnahmen nicht für selbstverständlich halten.
Schöner Artikel, danke dafür.
Aber die bildunterschrift ist fehlerhaft:
„Die Amsterdamer Straße ist bereits Fahrradstraße“
ist damit die Antwerpener Str gemeint?
Danke Max, sehr aufmerksam von Dir. Im Text war es richtig, in der Bildunterschrift falsch. Ich habe es korrigiert!