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Noch bis 13. März geöffnet:
Filmkunst unter der Oberfläche im Kulturquartier

Berlinale-Ausstellung ist weiterhin in der Gerichtstraße zu sehen
25. Februar 2022
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Die Beton­hal­le im Silent Green Kul­tur­quar­tier ist ein wirk­lich sehr beson­de­rer Ort im Wed­ding. Wer die lan­ge Schrä­ge hin­un­ter in den 1600 Qua­drat­me­ter gro­ßen Aus­stel­lungs­raum im ehe­ma­li­gen Kre­ma­to­ri­um Wed­ding geht, lan­det unter der Ober­flä­che und in einer ganz ande­ren Welt. In der fens­ter­lo­sen Hal­le gibt es meist Kunst zu sehen: anspruchs­voll, inter­es­sant, manch­mal irri­tie­rend und sorg­sam kura­tiert vom Team des Kul­tur­quar­tiers. Der­zeit haben sich die Inter­na­tio­na­len Film­fest­spie­le Ber­lin hier­hin zurück­ge­zo­gen. Die Ber­li­na­le ende­te am Sonn­tag (20.2.). In der Beton­hal­le geht sie mit der Aus­stel­lung „Clo­ser to the Ground“ noch ein biss­chen wei­ter. Die Grup­pen­aus­stel­lung aus der Sek­ti­on „Forum Expan­ded“ ist bis zum 13. März geöffnet.

Aufsteller für die Ausstellung im Rahmen der Berlinale vor dem Silent Green Kulturquartier. Foto: Hensel
Auf­stel­ler vor dem Silent Green Kul­tur­quar­tier. Foto: Hensel

Gleich am Ein­gang gibt ein sehr net­ter Mit­ar­bei­ter die wich­tigs­ten Infos. In das haus­ei­ge­ne WLAN sol­le man sich ein­wäh­len, um den QR-Codes neben den Bild­schir­men fol­gen zu kön­nen. Sie ver­wei­sen auf die Sei­te des Arse­nal, des mit dem Silent Green eng ver­bun­de­nen Insti­tuts für Film und Video­kunst. Dort ste­hen vie­le Erklä­run­gen zu den 13 gezeig­ten Fil­men. Ein guter Tipp! Auf der Sei­te gibt es Infor­ma­tio­nen zu den Künstler:innen, Details zu den Film­in­hal­ten und auch Zusatz­ma­te­ri­al wie Video­ge­sprä­che mit den Kunst­schaf­fen­den, die ein Jahr län­ger als eigent­lich gedacht auf die Prä­sen­ta­ti­on im Silent Green war­ten muss­ten. „Clo­ser to the Ground“ ver­sam­melt Fil­me, die eigent­lich für die Grup­pen­aus­stel­lung 2021 im Rah­men der Ber­li­na­le aus­ge­wählt wor­den waren. Wegen der Pan­de­mie konn­ten sie im Vor­jahr nicht gezeigt wer­den, wer­den nun ergänzt durch wei­te­re Arbeiten.

Der zwei­te Hin­weis vom Mann am Ein­gang ist War­nung und Ver­hei­ßung zugleich: „Zusam­men dau­ert das unge­fähr 120 Minu­ten“. Es gibt Fil­me, die nur fünf Minu­ten umfas­sen, die längs­te Video-Instal­la­ti­on geht 76 Minu­ten. Wer die Aus­stel­lung besu­chen möch­te, soll­te also unbe­dingt Zeit mit­brin­gen. Ohne Hast kann man dann von Bild­schirm zu Bild­schirm gehen, auf den bereit­ste­hen­den Bän­ken Platz neh­men, Kopf­hö­rer auf­set­zen und ein­tau­chen in eines der vie­len The­men, die die Instal­la­tio­nen in die Beton­hal­le tra­gen. Da geht es um die staat­li­che Regu­lie­rung von Licht und Dun­kel­heit als Mit­tel poli­zei­li­cher Über­wa­chung, um Magie und Medi­zin­män­ner, um que­e­res Leben im kana­di­schen Toron­to, um die Metho­den der Baum­woll­pro­duk­ti­on in Ägyp­ten, um die post­in­dus­tri­el­le Berg­bau­in­dus­trie Süd­afri­kas und um vie­les mehr. Jeder Film lässt den Betrach­ter ein­tau­chen in eine ande­re Gedan­ken­welt, ein spe­zi­el­les The­ma, for­dert her­aus zur wei­te­ren Beschäf­ti­gung und eige­nen Gedanken.

Die Videoarbeit "The Lighting" des Künstlers Musquiqui Chiying beschäftigt sich mit der Diskriminierung in Bildproduktion. Foto: Hensel
Die Video­ar­beit “The Light­ing” des Künst­lers Mus­qui­qui Chiy­ing beschäf­tigt sich mit der Dis­kri­mi­nie­rung in der Bild­pro­duk­ti­on. Foto: Hensel

Span­nend könn­te man die Zusam­men­stel­lung nen­nen. Bei den vie­len Ein­drü­cken und immer wie­der neu­en The­men ist man aber froh, dass die Dun­kel­heit der Beton­hal­le die Sin­ne ein wenig beru­higt. Wer dabei zusätz­lich ein wenig kur­ze Ent­span­nung für die Sin­ne sucht, fin­det sie viel­leicht in der Arbeit „Se hace cami­no al andar | The Path Is Made by Wal­king“ der bra­si­lia­ni­schen Regis­seu­rin Pau­la Gai­tán. Sie zeigt die Rei­se eines Man­nes durch die Unend­lich­keit von Raum und Zeit. Auf der Web­sei­te des Arse­nal steht: Die Wege ent­ste­hen beim Gehen. 35 Minu­ten lang streift ein Mann durch die wei­te fil­mi­sche Land­schaft der Regis­seu­rin. Das ist irgend­wie beruhigend.

Die Aus­stel­lung „Clo­ser to the Ground“ (Sich näher am Boden bewe­gen) will den Din­gen auf den Grund gehen, genau hin­schau­en und Din­ge wahr­neh­men, die oft uner­kannt gesche­hen. Die Künstler:innen nut­zen dafür ein­zel­ne Bild­schir­me oder auch zwei. Der Fil­me­ma­cher Mus­qui­qui Chi­hy­ing ver­wen­det gar drei kreis­run­de Bild­schir­me für sei­ne Arbeit „The Light­ing“, in der es um Tech­nik und die in der Bild­pro­duk­ti­on ver­wur­zel­ten Dis­kri­mi­nie­rung geht. Abwechs­lungs­reich ist das und abseits des kom­mer­zi­el­len Kinos. Wer sich dar­auf und die ande­ren Instal­la­tio­nen ein­lässt, kann vie­le neue Blick­win­kel ent­de­cken. Am bes­ten wäre es, man käme mehr­mals, um sich die Video-Instal­la­tio­nen in der Beton­hal­le nach und nach anzu­se­hen. Da stimmt auch der net­te Mit­ar­bei­ter am Aus­gang zu: „Das könn’se doch machen!“

Clo­ser to the Ground, Silent Green Kul­tur­quar­tier, Gericht­stra­ße 35, Diens­tag bis Sonn­tag 14 bis 19 Uhr

Ach­tung! Das Forum Expan­ded hat uns zwei Tickets für unse­re Leser:innen zur Ver­fü­gung gestellt. Wer neu­gie­rig gewor­den ist und die Aus­stel­lung gern sehen möch­te, kann hier unter den Bei­trag oder unter den heu­ti­gen Face­book-Bei­trag zu die­sem Text kom­men­tie­ren. Bit­te schreibt uns ganz kurz, war­um ihr „Clo­ser to the Ground“ sehen möch­tet. Unter allen Kom­men­tie­ren­den ver­lo­sen wir dann die bei­den Tickets.

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

5 Comments

  1. Vie­len Dank für die Teil­nah­me an alle! Da wir nur zwei Tickets hat­ten, muss­ten wir losen, was wir inzwi­schen getan haben. Die Ver­lo­sung ist damit been­det. Die Gewinner:innen haben inzwi­schen eine E‑Mail von mir erhal­ten. LG, Dominique

  2. Ich wür­de die Aus­stel­lung auch ger­ne sehen. Beson­ders “The Path is made by wal­king” ist glau­be ich genau das rich­ti­ge in der momen­tan so auf­ge­reg­ten Zeit.

  3. Hal­lo lie­bes Weddingweiser-Team.

    Ich war wäh­rend der Ber­li­na­le krank und konn­te des­halb kei­ne Fil­me anschauen.
    Es wäre so toll, wenn ich ein Ticket gewin­nen könn­te und somit zumin­dest ein klei­nes biss­chen ein Ber­li­na­le-Flai­re bekom­men könnte.

    Lie­be Grü­ße und dan­ke für eure tol­le Arbeit!

    Eileen

  4. Ich wuer­de die­se Aus­stel­lung aus zwei Grün­den super gern sehen. Zum einen woh­ne ich direkt neben dem silent green und sehe jeden Tag auf mei­nem Arbeits­weg die Pla­ka­te zur Aus­stel­lung, und lang­sam wird es Zeit mal mehr davon zu erkun­den. Zum ande­ren bin ich ein gro­ßer Ber­li­na­le Fan und da die­ses Jahr die Ber­li­na­le schwer in den Coro­na All­tag zu inte­grie­ren war, wäre das ne tol­le Mög­lich­keit ein biss­chen Ber­li­na­le fee­ling zu bekommen:)

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