Die Betonhalle im Silent Green Kulturquartier ist ein wirklich sehr besonderer Ort im Wedding. Wer die lange Schräge hinunter in den 1600 Quadratmeter großen Ausstellungsraum im ehemaligen Krematorium Wedding geht, landet unter der Oberfläche und in einer ganz anderen Welt. In der fensterlosen Halle gibt es meist Kunst zu sehen: anspruchsvoll, interessant, manchmal irritierend und sorgsam kuratiert vom Team des Kulturquartiers. Derzeit haben sich die Internationalen Filmfestspiele Berlin hierhin zurückgezogen. Die Berlinale endete am Sonntag (20.2.). In der Betonhalle geht sie mit der Ausstellung „Closer to the Ground“ noch ein bisschen weiter. Die Gruppenausstellung aus der Sektion „Forum Expanded“ ist bis zum 13. März geöffnet.
Gleich am Eingang gibt ein sehr netter Mitarbeiter die wichtigsten Infos. In das hauseigene WLAN solle man sich einwählen, um den QR-Codes neben den Bildschirmen folgen zu können. Sie verweisen auf die Seite des Arsenal, des mit dem Silent Green eng verbundenen Instituts für Film und Videokunst. Dort stehen viele Erklärungen zu den 13 gezeigten Filmen. Ein guter Tipp! Auf der Seite gibt es Informationen zu den Künstler:innen, Details zu den Filminhalten und auch Zusatzmaterial wie Videogespräche mit den Kunstschaffenden, die ein Jahr länger als eigentlich gedacht auf die Präsentation im Silent Green warten mussten. „Closer to the Ground“ versammelt Filme, die eigentlich für die Gruppenausstellung 2021 im Rahmen der Berlinale ausgewählt worden waren. Wegen der Pandemie konnten sie im Vorjahr nicht gezeigt werden, werden nun ergänzt durch weitere Arbeiten.
Der zweite Hinweis vom Mann am Eingang ist Warnung und Verheißung zugleich: „Zusammen dauert das ungefähr 120 Minuten“. Es gibt Filme, die nur fünf Minuten umfassen, die längste Video-Installation geht 76 Minuten. Wer die Ausstellung besuchen möchte, sollte also unbedingt Zeit mitbringen. Ohne Hast kann man dann von Bildschirm zu Bildschirm gehen, auf den bereitstehenden Bänken Platz nehmen, Kopfhörer aufsetzen und eintauchen in eines der vielen Themen, die die Installationen in die Betonhalle tragen. Da geht es um die staatliche Regulierung von Licht und Dunkelheit als Mittel polizeilicher Überwachung, um Magie und Medizinmänner, um queeres Leben im kanadischen Toronto, um die Methoden der Baumwollproduktion in Ägypten, um die postindustrielle Bergbauindustrie Südafrikas und um vieles mehr. Jeder Film lässt den Betrachter eintauchen in eine andere Gedankenwelt, ein spezielles Thema, fordert heraus zur weiteren Beschäftigung und eigenen Gedanken.
Spannend könnte man die Zusammenstellung nennen. Bei den vielen Eindrücken und immer wieder neuen Themen ist man aber froh, dass die Dunkelheit der Betonhalle die Sinne ein wenig beruhigt. Wer dabei zusätzlich ein wenig kurze Entspannung für die Sinne sucht, findet sie vielleicht in der Arbeit „Se hace camino al andar | The Path Is Made by Walking“ der brasilianischen Regisseurin Paula Gaitán. Sie zeigt die Reise eines Mannes durch die Unendlichkeit von Raum und Zeit. Auf der Webseite des Arsenal steht: Die Wege entstehen beim Gehen. 35 Minuten lang streift ein Mann durch die weite filmische Landschaft der Regisseurin. Das ist irgendwie beruhigend.
Die Ausstellung „Closer to the Ground“ (Sich näher am Boden bewegen) will den Dingen auf den Grund gehen, genau hinschauen und Dinge wahrnehmen, die oft unerkannt geschehen. Die Künstler:innen nutzen dafür einzelne Bildschirme oder auch zwei. Der Filmemacher Musquiqui Chihying verwendet gar drei kreisrunde Bildschirme für seine Arbeit „The Lighting“, in der es um Technik und die in der Bildproduktion verwurzelten Diskriminierung geht. Abwechslungsreich ist das und abseits des kommerziellen Kinos. Wer sich darauf und die anderen Installationen einlässt, kann viele neue Blickwinkel entdecken. Am besten wäre es, man käme mehrmals, um sich die Video-Installationen in der Betonhalle nach und nach anzusehen. Da stimmt auch der nette Mitarbeiter am Ausgang zu: „Das könn’se doch machen!“
Closer to the Ground, Silent Green Kulturquartier, Gerichtstraße 35, Dienstag bis Sonntag 14 bis 19 Uhr
Achtung! Das Forum Expanded hat uns zwei Tickets für unsere Leser:innen zur Verfügung gestellt. Wer neugierig geworden ist und die Ausstellung gern sehen möchte, kann hier unter den Beitrag oder unter den heutigen Facebook-Beitrag zu diesem Text kommentieren. Bitte schreibt uns ganz kurz, warum ihr „Closer to the Ground“ sehen möchtet. Unter allen Kommentierenden verlosen wir dann die beiden Tickets.
Vielen Dank für die Teilnahme an alle! Da wir nur zwei Tickets hatten, mussten wir losen, was wir inzwischen getan haben. Die Verlosung ist damit beendet. Die Gewinner:innen haben inzwischen eine E‑Mail von mir erhalten. LG, Dominique
Ich würde die Ausstellung auch gerne sehen. Besonders “The Path is made by walking” ist glaube ich genau das richtige in der momentan so aufgeregten Zeit.
Ich kann einfach nicht genug von der Berlinale bekommen 🙂
Hallo liebes Weddingweiser-Team.
Ich war während der Berlinale krank und konnte deshalb keine Filme anschauen.
Es wäre so toll, wenn ich ein Ticket gewinnen könnte und somit zumindest ein kleines bisschen ein Berlinale-Flaire bekommen könnte.
Liebe Grüße und danke für eure tolle Arbeit!
Eileen
Ich wuerde diese Ausstellung aus zwei Gründen super gern sehen. Zum einen wohne ich direkt neben dem silent green und sehe jeden Tag auf meinem Arbeitsweg die Plakate zur Ausstellung, und langsam wird es Zeit mal mehr davon zu erkunden. Zum anderen bin ich ein großer Berlinale Fan und da dieses Jahr die Berlinale schwer in den Corona Alltag zu integrieren war, wäre das ne tolle Möglichkeit ein bisschen Berlinale feeling zu bekommen:)