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Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel im Interview

21. Februar 2017
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von dassel
Seit über 100 Tagen im Amt. Bezirks­bür­ger­meis­ter Ste­phan von Das­sel. Foto And­rei Schnell

Inter­view Der in Müns­ter gebo­re­ne Ste­phan von Das­sel ist seit dem 28. Okto­ber 2016 Bür­ger­meis­ter für den Bezirk Mit­te. Er regiert nun im ehe­ma­li­gen Rat­haus Moa­bit in einem Büro, das so groß ist, dass es für einen klei­nen Ball­saal aus­rei­chen wür­de. Dabei ist eigent­lich jemand, der auf Sta­tus­sym­bo­le ver­zich­tet. So trägt er dem Repor­ter, der etwas unge­schickt alle Hän­de voll hat, die Jacke hin­ter­her. Sogar beim Dienst­wa­gen samt Chauf­feur winkt er ab, weil er “Rad­fah­ren ein­fach für effi­zi­en­ter hält”. Mit 17 Jah­ren ist von Das­sel bei den Grü­nen ein­ge­tre­ten und blickt nun als 50-jäh­ri­ger auf eine bruch­lo­se Par­tei­kar­rie­re zurück. Auf der ande­ren Sei­te ist er jemand, der weni­ger über Par­tei­li­ni­en und mehr über “Lösun­gen für Pro­ble­me” spre­chen möch­te. Der Wed­ding­wei­ser frag­te von Das­sel nach sei­nen Zie­len für Mit­te, nach dem “Grün” in sei­ner Poli­tik und über sei­ne Plä­ne mit der Beuth-Hoch­schu­le.

Bezirksbürgermeister von Dassel über seine Ziele für Mitte

Haci Bayram Moschee
Die Haci Bay­ram Moschee in der Sol­di­ner Stra­ße. Foto: And­rei Schnell

Herr von Das­sel, was wol­len Sie in den fünf Jah­ren als Bezirks­bür­ger­meis­ter in Mit­te erreichen?
Ste­phan von Das­sel: Ich den­ke da an drei Punk­te. Ers­tens: Wir brau­chen eine Ver­wal­tung, die den Anfor­de­run­gen der Bür­ger gerecht wird. Das betrifft War­te­zei­ten, Freund­lich­keit der Mit­ar­bei­ter, die Qua­li­tät und die Bera­tung. In allen Punk­ten sind Ver­bes­se­rung mög­lich und teil­wei­se auch nötig. Wich­tig ist mir, dass unse­re Ser­vice­ver­spre­chen nicht nur auf Papier ste­hen. Zwei­tens: Ohne Zwei­fel müs­sen wir bei der Inte­gra­ti­on wei­ter­kom­men. Wir müs­sen stär­ker das Mot­to des Job­cen­ters umset­zen, das heißt, wir müs­sen för­dern und for­dern. Wir wol­len in Zusam­men­ar­beit mit Moscheen und Ver­bän­den deut­lich machen, dass wir kei­ne Men­schen wol­len, die sich in gesell­schaft­li­che Nischen ver­krie­chen, son­dern aktiv in die Gesell­schaft ein­brin­gen. Und wir wol­len die Bar­rie­ren für eine sol­che Teil­ha­be auch aktiv abbau­en. Drit­tens: Bür­ger­be­tei­li­gung. Ich bin nicht der Mei­nung, dass Bür­ger über wirk­lich alles abstim­men sol­len, aber sie sol­len alles nach­voll­zie­hen kön­nen. Bür­ger­be­tei­li­gung fängt für mich mit Infor­ma­ti­on an. Das ist für mich noch wich­ti­ger als die Fra­ge, ob die Bür­ger und Bür­ge­rin­nen immer mit allem ein­ver­stan­den sein müs­sen, was die Poli­tik ent­schei­det. Allen kann man es eh nicht recht machen.

Sie sind auch Stadt­rat für Wirt­schaft. Was wol­len Sie hier erreichen?
Ste­phan von Das­sel: Die Wirt­schaft braucht die Bezir­ke eigent­lich nur teil­wei­se. Aber für die Unter­neh­men, die unse­re Unter­stüt­zung brau­chen, soll unse­re bezirk­li­che Wirt­schafts­för­de­rung als Ansprech­part­ner und Pro­blem­lö­ser wahr­ge­nom­men wer­den. Zum Bei­spiel soll die EU-Bera­tung gestärkt wer­den. Damit Unter­neh­men hier­zu kom­pe­tent bera­ten wer­den können.

Von Dassel über das “Grüne” seiner Politik

Fahrradspur
Fahr­rad­spur auf der Gar­ten­stra­ße. Foto: And­rei Schnell

An wel­chen Erfol­gen soll Ihre Amts­zeit nach fünf Jah­ren als eine grü­ne Amts­zeit zu erken­nen sein?
Ste­phan von Das­sel: Klar, wir müs­sen in fünf Jah­ren für den Rad­ver­kehr etwas ver­bes­sert haben. Der Rad­ver­kehr muss noch attrak­ti­ver und siche­rer wer­den. Auch die Schul­sa­nie­rung ist für mich ein grü­nes The­ma. Es reicht nicht, dass immer gesagt wird, Bil­dung hat Vor­rang – und dann gehen die Schü­ler auf Schu­len, wo die Toi­let­ten nicht funk­tio­nie­ren. Ein wei­te­res grü­nes The­ma ist der öffent­li­che Raum. Hier müs­sen wir inner­halb der fünf Jah­re einen Weg gefun­den haben, zu ver­mit­teln zwi­schen den berech­tig­ten Inter­es­sen der Anwoh­ner und den Men­schen, die außer­halb der Wohl­stands­ge­sell­schaft leben. Bei­spiel Obdachlose.

Kann man nach 100 Tagen schon zurück­bli­cken? Was wur­de bereits auf den Weg gebracht?
Ste­phan von Das­sel: Zurück­bli­cken kann man natür­lich noch nicht. Aber es stimmt, es wur­de weni­ger auf den Weg gebracht, als ich mir gewünscht habe. Ich bin ein unge­dul­di­ger Mensch. Aber immer­hin, im Kol­le­gi­um des Bezirks­amts unter uns fünf Stadt­rä­ten, aber auch inner­halb der 2.500 Beschäf­tig­ten im gesam­ten Amt wird deut­lich, dass lang­sam das Wir und das Mit­ein­an­der maß­geb­lich wird, und nicht mehr so sehr das Ich.

Von Dassel über den Wedding und die Beuth-Hochschule

Soldiner Straße
Sol­di­ner Kiez soll “nicht unter Denk­mal­schutz gestellt wer­den”. Foto: And­rei Schnell

Wel­che Ihrer poli­ti­schen Zie­le betref­fen den Wed­ding direkt?
Ste­phan von Das­sel: Wir, die Ver­wal­tung, wol­len ers­tens einen Leo­pold­platz für alle. Das ist eine Bau­stel­le. Bei einem Tref­fen am 23. Febru­ar geht es genau mit die­ser Fra­ge wei­ter. Der Leo ist das Herz des Wed­dings. Und so muss er aus­se­hen und sich prä­sen­tie­ren. Für den Wed­ding wich­tig ist zwei­tens auch das The­ma Milieu­schutz. Den müs­sen wir auch umset­zen, der darf nicht nur auf dem Papier exis­tie­ren. Die Mischung ist im Wed­ding ist erfri­schend. Die müs­sen wir erhal­ten. Wir wol­len kei­ne Pro­blem­vier­tel unter Denk­mal­schutz stel­len, son­dern wir wol­len Ent­wick­lung. Ich den­ke da an den Sol­di­ner Kiez. Und dort wo sich Kieze ent­wi­ckeln, wie zum Bei­spiel der Spren­gel­kiez, da müs­sen wir auf­pas­sen, dass dort irgend­wann nicht nur noch Bun­des­tags-Abge­ord­ne­te woh­nen. Auch darf die gas­tro­no­mi­sche Ent­wick­lung das Klein­ge­wer­be nicht ver­drän­gen. Wobei ich mir drit­tens wün­sche, dass die Mül­lerstra­ße und die Bad­stra­ße wie­der qua­li­ta­ti­ve Geschäfts­stra­ßen wer­den. Auch – vier­tens – die wei­te­re Ent­wick­lung der Beuth-Hoch­schu­le zu einem Aus­hän­ge­schild des Wed­ding ist mir wichtig.

Beuth-Hochschule
Park­haus gegen Bau­ge­neh­mi­gung. Foto: Weddingweiser

Inwie­fern kann der Bezirk die Ent­wick­lung der Beuth-Hoch­schu­le beeinflussen?
Ste­phan von Das­sel: Immer­hin haben wir im Bezirk eine Geneh­mi­gungs­be­hör­de, wenn es um Bau­an­trä­ge geht – von geplan­ten neu­en Labo­ren bis zur Betriebs­ki­ta sind wir da im Boot. Die Schil­ler­bi­blio­thek könn­te erwei­tert und stär­ker an die Beuth-Hoch­schu­le ange­bun­den wer­den. Wir hof­fen auch, dass das Park­haus in der Luxem­bur­ger abge­ris­sen wer­den kann, um dort Woh­nun­gen bau­en zu las­sen. Der Eigen­tü­mer des Park­hau­ses ist die Beuth-Hoch­schu­le. Wir hof­fen auf einen Ver­trag, in dem das Park­haus dem Bezirk über­ge­ben wird. Denn eins ist klar, Mit­te und auch der Wed­ding wach­sen. Und da brau­chen wir drin­gend neue Wohnungen.

Inter­view: And­rei Schnell, Fotos: And­rei Schnell

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

2 Comments

  1. jaja, die schultoiletten.das mit­te die city klos zuma­chen will,die meis­ten d.h.fast alle im wedding,kein wort.
    rad­ver­kehr super,kein wort zu mie­sen ampel­schal­tun­gen und das es unmög­lich ist einen oamt Mit­ar­bei­ter im wed­ding anzutreffen.
    rund ums Virch­ow und beuth herrscht parkanarchie.problemviertel unter Denkmalschutz?wie sieht die “Ent­wick­lung” aus net­te gen­tri­fi­zie­rung wie im sprengelkiez?

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